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Festspielzeit Frühling 2017

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

1 2 SPIEL AUF DEM SEE 3

1 2 SPIEL AUF DEM SEE 3 4 5 6 7 Auch ein riesiges Kulissenteil fängt einmal klein an: Das finale Modell des Bildhauers Frank Schulze (1) wird dreidimensional eingescannt. Am so entstandenen Computermodell (2) wird die Konstruktion der Hand in all ihren Einzelelementen simuliert. Neun Abschnitte werden festgelegt – Unterarm, Handgelenk, Ballen, Mittelhand und fünf Finger. In diese Teile kann die Hand zerlegt und so transportiert werden. Für die notwendige Stabilität des Bühnenteils sorgt eine Unterkonstruktion aus Stahl (3), die in einem Montagezelt von Kascheuren mit Holz und Styropor verkleidet (4), verputzt und bemalt (5) wird. Stückchenweise geht die Hand anschließend auf Reisen. Erst per LKW und dann per Schiff werden die Einzelteile vom nur wenige hundert Meter entfernten Zelt zur Seebühne gebracht (6) und dort wieder zusammengesetzt (7). 24

Anfang Februar wurde der Baufortschritt an der sogenannten »Hand Bregenz« erstmals der Presse präsentiert. Kascheur Frank Schulze, Intendantin Elisabeth Sobotka, Technikdirektor Wolfgang Urstadt und die Leiterin der Ausstattung, Susanna Boehm, gaben Einblick in die Entstehung der »Carmen«-Kulisse. CARMEN weg, was nicht gebraucht wurde. Boehm: »Das überarbeitete Modell wurde wieder eingescannt. Davon wurden dann die ganzen Baumaße abgenommen.« Es habe sich wieder einmal gezeigt, dass es »für das Millimetergenaue den Künstler braucht, der perfekt überarbeitet.« COMPUTER KEIN ERSATZ FÜR BILDHAUER Die Handarbeit des Bildhauers ist ein wesentlicher Teil des Könnens des gelernten Theater- und Tierplastikers Frank Schulze. Er erklärt, warum Handarbeit auch in Zeiten des 3-D-Druckers angesagt ist: »Wenn man mit einem so sperrigen und schweren Material wie Stahl arbeitet, sind Abweichungen von der Computersimulation in der Praxis Alltag«, sagt Schulze. »Die am Computer simulierten Schnittstellen passen oft nicht mit der Realität zusammen, das überträgt sich dann nach außen. Da haben wir dann Versätze von bis zu zehn Zentimetern der einzelnen Teile.« Das Zurückschnitzen, Zurückfräsen, Zurückschneiden – die Handarbeit des Bildhauers – ist für Schulze eine der schönsten Aufgaben. HERAUSFORDERUNG MENSCHLICHER KÖRPER Im konkreten Fall, der Hand, kommt zu den technischen Herausforderungen noch eine künstlerische: »Es ist unglaublich schwierig, den menschlichen Körper abzubilden«, weiß Schulze. Was sich auch bei der Farbgebung zeige, ergänzt Susanna Boehm. Den perfekten Hautton zu finden, sei eine Herausforderung. Boehm: »Das verwendete Material glänzt nicht, aber normale Haut hat einen Glanzton. Daran zu arbeiten ist unglaublich spannend.« Frank Schulze ist seit fast 23 Jahren im Team der Bregenzer Festspiele. »Technisch hat sich extrem viel verändert«, blickt er zurück: »Bei den ersten Bühnenbildern früher, da hatten wir ein Modell, dann wurde mit dem Lineal und dem Zirkel ausgemessen und gebaut.« Als großen Fortschritt sieht Schulze, »dass man das Bühnenmodell heute so auf dem Computer simulieren kann, dass es möglich ist, im Modell virtuell herumzulaufen und so den Blickwinkel des Zuschauers zu überprüfen.« Technik, die später an bestimmten Positionen sein muss, könne man so schon im Vorfeld in der entsprechenden Position designen. »Diesen Vorteil nutzend, wurden die Bühnenbildner auch anspruchsvoller«, fügt Schulze schmunzelnd hinzu. MINUSGRADE UND EISSCHOLLEN Um das Publikum mit Bildern und Tönen verzaubern zu können, ist harte Arbeit angesagt. Den ganzen Winter über haben Stahl- und 25 Hafenbauer über und unter Wasser am Bühnenaufbau gearbeitet, in mehreren Außenwerkstätten wurden und werden die Elemente der Carmen-Bühne gefertigt. Die Taucher, die unter der Seebühne Montagearbeiten verrichteten, waren diesen Januar sogar mit Eisschollen konfrontiert, schildert Wolfgang Urstadt ungewöhnliche Arbeitsbedingungen. »Trotz dieser widrigen Umstände sind wir absolut im Zeitplan«, freut sich der Technikdirektor. Im Montagezelt in der Nähe des Festspielhauses, das Werkstatt für die ganz großen Bühnenelemente ist, entstanden die Hände. An einigen Wochen mussten Schulze und seine Mannschaft dort bei Minusgraden arbeiten. Auf Kälte reagiert Schulze mit dem Berliner Spruch: »Arbeit ist doch die dickste Jacke.« EINE HAND FÜR BREGENZ, EINE FÜR LINDAU Entsprechend der geografischen Lage ihres künftigen Bühnenplatzes bekamen sie die Namen »Hand Lindau« und »Hand Bregenz«. Rund 17 Meter ragt die Bregenzerin aus dem Wasser, auf die Waage bringt sie rund 20 Tonnen. Der Bühnenteil mit Hand ruht auf 20 Holzpiloten, die durch Stahlträger verbunden sind. Die Hand Lindau wird mit ihren 20 Metern noch höher werden.

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