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Festspielzeit Sommer 2017

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

OPERNSTUDIO AM KORNMARKT

OPERNSTUDIO AM KORNMARKT Am 14. August hebt sich im Bregenzer Theater am Kornmarkt der Vorhang für Die Hochzeit des Figaro, die dritte der Mozart- Opern auf ein Libretto von Lorenzo da Ponte. Wie vor zwei Jahren bei Così fan tutte führt Jörg Lichtenstein, der Schauspieler und Professor für Schauspiel am Salzburger Mozarteum, Regie. Damit geht das Opernstudio der Bregenzer Festspiele ins dritte Jahr. Die musikalische Leitung liegt wiederum in den Händen von Hartmut Keil. Das Opernstudio wird präsentiert von GrECo Internaonal Risiko- und Versicherungsmanagement VMG Versicherungsmakler Herr Keil, in einem Opernstudio an einem Opernhaus sind junge Sängerinnen und Sänger jeweils auf zwei Jahre engagiert, sie übernehmen kleine Partien und lernen den Opernalltag kennen, machen aber auch eigene Produktionen. Wie ist es in Bregenz? Hartmut Keil: Frau Sobotka möchte mehreren jungen Leuten die Chance geben. Über die Jahre entsteht dann ein größerer Kreis von jungen Künstlern, die eine Beziehung zu den Festspielen aufgebaut haben und dann später wieder engagiert werden können. Es gibt schon jetzt kleinere Überschneidungen, etwa indem Grigory Shkarupa, der Sänger des Don Alfonso aus Così fan tutte, den Mandarin in Turandot gesungen hat oder Wolfgang Schwaiger, der Don Giovanni des letzten Jahres, heuer auf der Seebühne den Moralès in Carmen singt. Woher kommen die Sängerinnen und Sänger? Es gibt verschiedene Wege, wie die jungen Stimmen zu uns kommen. Unser wichtigster Partner ist der internationale Wettbewerb »Neue Stimmen«. Dort haben Elisabeth Sobotka und Susanne Schmidt viele Talente gefunden. Eine gute Zusammenarbeit verbindet uns auch mit dem Opernstudio der Staatsoper Berlin. In den vergangenen beiden Jahren haben wir jeweils musikalische Vorproben in Berlin gemacht, das war für mich heuer aus Termingründen nicht möglich. Aber den Meisterkurs mit Brigitte Fassbaender im Februar habe ich am Klavier begleitet und dabei schon die Sängerinnen und Sänger kennengelernt. Wir werden im Juli auch zunächst nur musikalisch arbeiten, bevor es mit den szenischen Proben losgeht. Sehen Sie die drei da-Ponte-Opern (Così fan tutte, Don Giovanni, Die Hochzeit des Figaro) als Zyklus? In gewisser Weise schon, aber da es ja nun andere Sänger sind, ist es auch wieder neu. Ich freue mich sehr auf die Arbeit, denn in Frankfurt habe ich Figaro nur nachdirigiert und nicht selbst einstudiert. Die Zusammenarbeit mit Jörg Lichtenstein bei Così fan tutte war sehr gut, er hat durch seine Tätigkeit am Salzburger Mozarteum viel Verständnis und eine große Nähe zur Sängerwelt und weiß, wie man die jungen Leute führt. Ich fand, dass er sie sehr geschickt beschäftigt hat. Das war zwar vielleicht ein bisschen wuselig, aber die Sänger hatten so viel zu tun, dass sie gar keine Zeit hatten, nervös zu werden. Das Symphonieorchester Vorarlberg ist dazu wunderbar aufgeschlossen und engagiert. Sie hatten und haben jeweils sehr international besetzte Sängerensembles. Gibt es da besondere Herausforderungen? Wir arbeiten sehr viel an der Sprache, am Vokalsitz des Italienischen. Singen ist sehr komplex, alles hängt zusammen und man muss gut abschätzen, wo man mit seinen Anmerkungen ansetzt. Die einen reagieren auf musikalische Anregungen, bei anderen geht es über den Text, andere wieder reagieren sehr gut auf Körperarbeit. Deswegen ist der Meisterkurs mit Frau Fassbaender so spannend 30

Schon mehrere Monate vor Probenbeginn zu Die Hochzeit des Figaro setzten sich die jungen Sängerinnen und Sänger in der Meisterklasse von Brigitte Fassbaender mit den anspruchsvollen Partien des Stücks auseinander. Dirigent Hartmut Keil begleitete am Klavier. und wichtig, ich kann mich darauf beziehen und ihre Anregungen aufgreifen. Der Meisterkurs war bisher ein sehr guter Start und eine Inspiration für alle Seiten. Auch in anderer Hinsicht herrschen in diesem Opernstudio Luxusbedingungen, die man am Theater nicht hat: Die Sänger können sich auf ein Stück konzentrieren, haben tagelang Ensembleproben und musikalische Arbeit. Sie können Festivalluft schnuppern, Kollegen kennenlernen, bei den anderen Produktionen auf der Seebühne und im Haus spionieren. Und für mich als Dirigenten sind auch die feste Orchesterbesetzung und die Einsatzbereitschaft des Symphonieorchesters Vorarlberg Luxus! Nun gibt es ja im Figaro viele Ensembleszenen, auch viele kleinere Partien. Wie gehen Sie damit um? Da wir ja keinen Chor haben, singen die Sänger der kleineren Partien auch die Chorstellen. Außerdem werden Basilio und Curzio von einem Sänger dargestellt, ebenso Antonio und Bartolo. Dass junge Stimmen Personen verschiedener Generationen darstellen und die Verwandtschafts- und Altersverhältnisse sicher nicht stimmen, damit muss man leben und das funktioniert bei Mozart gut. Was hatten wir in Don Giovanni für einen jungen Komtur! Sehr wichtig aber ist mir die Charakterisierung in den Ensembles: Oft sind die Sänger auf einem technisch guten Niveau und können auch die Arien ganz gut singen, doch werden beim eigenen Üben die Ensembles ein bisschen vernachlässigt. In Così fan tutte und Don Giovanni waren die Rezitative besonders lebendig gestaltet, die Sie selbst am Hammerflügel begleiten. Die Rezitative sind mir eigentlich das Wichtigste und die fallen oft hinten runter! Die Arien sind immer Momente des Innehaltens, in denen sich die Seele offenbart. Die Handlung aber wird in den Rezitativen vorangetrieben und hier kann man die Personen so wunderbar charakterisieren. Die Sänger sollen sich trauen, unterschiedliche Tempi zu machen: Wo ist man schnell, wo langsam, wo macht man eine Pause, wo lässt man was wirken, wo ist was geflüstert, wie geht man mit der Interpunktion um …? Der Wechsel des Erzähltempos ist ungemein wichtig. Das, was ich mache und das, was der Sänger macht, soll zumindest den Eindruck erwecken, als sei es spontan. Natürlich immer im richtigen Maß, dann ist es gut. Bei Mozart sind Menschen aus Fleisch und Blut auf der Bühne, aber sie dürfen nicht wie Kunstfiguren wirken. Ich möchte die Sängerinnen und Sänger anregen, loszulassen, sich vom Charakter der Rolle tragen zu lassen. Das ist eine lebenslange Aufgabe, mit der man nie fertig wird, und das ist auch das Schöne an unserem Beruf. Bei den großen Stücken findet man immer etwas Neues! Die Fragen stellte Katharina von Glasenapp. OPERNSTUDIO AM KORNMARKT DIE HOCHZEIT DES FIGARO Wolfgang Amadeus Mozart Opera buffa in vier Akten | Libretto von Lorenzo da Ponte | In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Premiere 14. August 2017 – 19.30 Uhr Vorstellung 15., 17. & 19. August – 19.30 Uhr | Vorarlberger Landestheater DIE HOCHZEIT DES FIGARO 31

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