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Festspielzeit Sommer 2018

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

WERKSTATTBÜHNE DIE

WERKSTATTBÜHNE DIE »BLUTBEFLECKTE SCHÖNHEIT« DER LIEBE 36

Thomas Larcher hat im Auftrag der Bregenzer Festspiele die Oper Das Jagdgewehr komponiert. Das Libretto stammt von Friederike Gösweiner. Der Komponist und die Autorin erzählen von ihrer Zusammenarbeit, vom Zusammenspiel von Text und Musik, vom dramatischen Potenzial einer lyrischen Prosavorlage und von der Bewunderung für die »tiefe Einsicht eines Dichters«. Yasushi Inoues Novelle Das Jagdgewehr handelt zunächst von einem Schriftsteller, der ein Gedicht über einen Jäger verfasst, dem er flüchtig begegnet ist. Wochen nach Erscheinen des Gedichts in einer Zeitschrift meldet sich ein Mann namens Josuke Misugi bei ihm, der sich in den Versen wiedererkannt hat. Um sich dem Autor näher mitzuteilen, schickt er ihm drei Briefe mit: von seiner Nichte, seiner Geliebten und seiner Ehefrau. Diese Briefe nehmen fast den ganzen Umfang des Buchs ein. Es sind die Abschiedsworte dreier Frauen: Shoko, die Nichte, hat vom Verhältnis ihrer Mutter mit Josuke erfahren, und sie beklagt sich nun über die Geheimnisse und Lügen der Erwachsenenwelt. Ein weiterer Brief ist von ihrer Mutter selbst, Saiko. Sie kündigt darin ihren Selbstmord an, weil ihr Liebesverhältnis zum Mann ihrer Cousine Midori aufgeflogen ist. Midori wiederum bittet um die Scheidung. Sie erzählt von ihrem Umgang mit einer Affäre, von der sie von Anfang an gewusst hat. Die Konflikte des Textes sind sehr verhalten geschildert. Es gibt wenige direkte Begegnungen zwischen den Figuren. Die ganze Tragik dreier Leben verdichtet sich erst nachträglich in den Briefzeilen. WIE EIN VIELSCHICHTIGER HIMMEL »Der gehaltene, ruhige Ton des Buches hat einen besonderen Reiz«, so Friederike Gösweiner. »Die ganze Erzählung arbeitet mit einer schlichten Sprache, zugleich mit starken Bildern, mit Vergleichen, in denen die Gemütszustände der Frauen plastisch werden und die zeigen, wie intensiv die Figuren empfinden.« »Das ist ein hochdramatischer Stoff«, ergänzt Thomas Larcher. »Bei den Figuren geht es ja wirklich um Leben und Tod.« Er habe sich für die Oper einen klaren, verständlichen Text gewünscht, dem man gut folgen könne. »In zeitgenössischen Opern passiert es oft, dass das Libretto ähnlich abstrakt ist wie die Musik. Als Zuhörer und auch als Interpret hat man dann nichts mehr, woran man sich festhalten kann. Friederike hat nah am Buch gearbeitet. Ihr Libretto verwendet seine Sprache. Es filtert aus den vielen Prosaseiten ohne Umweg das ganze dramatische und lyrische Potenzial heraus, das darin steckt.« Diese Eindeutigkeit gebe ihm beim Komponieren einen starken Halt. »Der Text ist wie ein Magnet, ein fixer Punkt, um den herum ich meine Musik baue.« Er arbeite mit wiedererkennba- DAS JAGDGEWEHR 37

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