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Festspielzeit Sommer Extra 2019

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

Frau Matiakh, Sie sind

Frau Matiakh, Sie sind mit Musik aufgewachsen, Ihre Eltern sind Opernsänger. Wie wuchs die Liebe zum Dirigieren? ORCHESTERKONZERTE Ariane Matiakh: Ich bin in Paris geboren und war von klein auf im Opernhaus bei den Proben und Aufführungen dabei. Mein erstes Instrument war das Klavier, dazu kam dann Geige und später Gesang. Die Liebe zum Dirigieren entstand früh, schon als Kind hat mich der Klang eines Orchesters unheimlich fasziniert. Mit 14 Jahren habe ich in Frankreich meine erste Dirigierklasse belegt. Die Arbeit am Streichinstrument und die Atmung beim Singen haben mich gut darauf vorbereitet. Die Orchesterkonzerte werden präsentiert von In Österreich ging es weiter. An der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien studierten Sie bei Leopold Hager und sangen bei Nikolaus Harnoncourt und Adam Fischer im Arnold-Schönberg-Chor. Welche wichtigen Impulse haben Sie damals bekommen? Wien hat mich stark geprägt, es ist eine unglaubliche Stadt voller Impulse. Einerseits ist die Vergangenheit so präsent und andererseits trifft man junge, talentierte Künstler und Künstlerinnen, mit denen man vielleicht zukünftig arbeiten kann. In Halle zum Beispiel werde ich ein neues Werk von einer Komponistin, die ich damals in Wien kennengelernt habe, zur Aufführung bringen. Darüber hinaus habe ich dort große Dirigenten getroffen. Leopold Hager hat mir den Stil der Wiener Klassik nahegebracht, Harnoncourt die Barockmusik. Mit der Staatskapelle Halle mache ich jetzt auch viel Wiener Klassik und Barock. Dort starten Sie im Herbst als Generalmusikdirektorin. Was bedeutet das Orchester als künstlerischer Partner für Sie? Worauf legen Sie bei Ihrem Führungsstil besonderen Wert? Für mich ist das (Zu-)Hören enorm wichtig. Ich meine damit sowohl musikalisch als auch menschlich. Das Orchester ist ein komplexes Wesen und ich möchte einen vereinten Klang schaffen. Dazu muss man führen sowie spielen lassen können. Es erfordert einen aufmerksamen, sensiblen Führungsstil, ein ständiges Geben und Nehmen mit den Musikern und Musikerinnen – ein Austausch auf Augenhöhe. Was macht Ihnen beim Dirigieren die größte Freude? Die größte Freude ist für mich, den »moment of grace«, wie ich es nenne, zu erreichen. Es ist dieser 22 Moment, wenn Musiker, Dirigent und die Partitur in völliger Einigkeit zusammenkommen. Wenn wir alle durch die Musik verbunden sind und ich gar nicht mehr führe, sondern einfach Teil des Ganzen bin, das sind unglaubliche Momente, die mich immer tief berühren. Sie wirken mit großem Erfolg an internationalen Opernhäusern, leiten renommierte Orchester und interpretieren Opern, Sinfonien und Ballette. Die zeitliche Spanne reicht vom Barock bis zur zeitgenössischen Musik, was auch Ihre Diskographie zeigt. Gibt es ein Traumprojekt? Mein Traumrepertoire hat sich über die Jahre oft geändert, es gibt einfach jede Menge an faszinierender Musik! Zurzeit interessiere ich mich für russische Oper und werde dafür die Sprache lernen. Ich bin aber offen, was das Repertoire angeht und lasse mich gerne auf Neues ein.

Bleibt da noch Zeit für Privatleben? Entspannung finde ich bei meiner Familie. Zeit mit meinen zwei Kindern zu verbringen ist mir sehr wichtig. So oft ich kann, sehe ich Freunde. Ansonsten bin ich ein Naturmensch und gehe gerne wandern, besonders am Meer. Sie sind eine echte »Ritterin«, 2014 wurde Ihnen vom französischen Kultusministerium der Ehrentitel »Chevalier de l‘Ordre des Arts et des Lettres« verliehen. Das Konzert mit dem Symphonieorchester Vorarlberg widmet sich Don Quijote, dem »Ritter von der traurigen Gestalt«. Wann ist Ihnen diese Kunstfigur von Miguel de Cervantes zum ersten Mal begegnet? Meinen ersten Don Quijote habe ich getroffen, als mich meine Eltern in eine Aufführung von Jules Massenets Oper mitgenommen haben. Die Musik hat mich sofort angesprochen. Wie schön, auch die Bregenzer Festspiele zeigen Massenets Oper Don Quichotte. Beim Konzert gibt es andere Kostbarkeiten zu hören, beginnend mit Maurice Ravels Chansons Don Quichotte à Dulcinée. Den Gesangspart übernimmt Wolfgang Stefan Schwaiger, den das Festspielpublikum als Don Giovanni im Rahmen des Opernstudios und als Moralès in Carmen auf der Seebühne erleben durfte. Die drei Lieder waren für einen Film gedacht – zeichnen sie sich durch opulente Farben aus? Diese drei Stücke sollten 1934 die letzten Kompositionen von Ravel werden. Aus Krankheitsgründen gab er den Auftrag zwischenzeitlich an Jacques Ibert weiter. Fasziniert von dem Thema, schuf dieser ein Jahr später das Tanztheaterstück Le Chevalier errant. Wir werden die daraus entstandene Suite präsentieren. Sie beschreibt ein paar Episoden aus dem ganzen Werk, wie den Kampf mit der Windmühle. Sie ist von einer gewissen Christlichkeit geprägt, einer Spiritualität gegen die Maschine. Ein spannendes Stück, das fast nie aufgeführt wird. Ich freue mich sehr darauf, es in Bregenz zu dirigieren. Das Konzert endet mit Richard Strauss' Don Quixote und dem jungen Cello-Virtuosen Maximilian Hornung. Schildern Solo-Instrumente die Figuren? In diesem fantastischen Werk, das eines der schwierigsten Werke von Strauss ist, stehen die Kämpfe im Mittelpunkt. Die Instrumente spielen dabei eine besondere Rolle. Das Solo-Cello vertritt natürlich Don Quixote, sein Diener Sancho Pansa wird durch die Bassklarinette, die Tuba und die Viola dargestellt. Aber vor allem hat Strauss sich in diesem Werk auch selber beschrieben, durch die Charaktere und die verzweifelten Kämpfe des Ritters. Man könnte fragen, ob die Musiker unserer Zeit ebenfalls manchmal ein moderner Don Quijote sind ... ? FESTSPIELHAUS SYMPHONIEORCHESTER VORARLBERG 18. August 2019 – 11.00 Uhr Dirigentin Ariane Matiakh Bariton Wolfgang Stefan Schwaiger Violoncello Maximilian Hornung Maurice Ravel Don Quichotte à Dulcinée, Lieder für Bariton und Orchester Jacques Ibert Le Chevalier errant Richard Strauss Don Quixote. Fantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters für Violoncello und Orchester op. 35 SYMPHONIEORCHESTER VORARLBERG Das Motto dieser Chansons ist Dulcinée, die Geliebte von Don Quijote. Prägend sind vor allem der Rhythmus und die spanischen Farben, obwohl es auf Französisch geschrieben ist. Gerade bei den Tänzen kann man wirklich die Spanier hören. Im Chanson épique, dem Gebet, taucht man durch die gregorianische Melodie förmlich ins Mittelalter ein. Und das Trinklied betont eher den komischen Aspekt des Werkes, wenn zum Beispiel die Harfe einen Schluckauf nachmacht. ARIANE MATIAKH ist vielseitige Dirigentin, Professorin am Conservatoire national supérieur de musique et de danse in Paris und seit der Spielzeit 2019/20 Generalmusikdirektorin an der Oper und Staatskapelle Halle. 23

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