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Programmheft Der Goldene Drache 2015

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Werkstattbühne 2015 Der goldene Drache Musiktheater (2014) von Peter Eötvös Libretto von Roland Schimmelpfennig, eingerichtet von Peter Eötvös Österreichische Erstaufführung Koproduktion von Ensemble Modern und Oper Frankfurt Premiere: 9. August 2015 – 20.00 Uhr Weitere Aufführung: 21. August - 20.00 Uhr Dauer: 1½ Stunden (ohne Pause)

Zsolt Horpácsy Sie

Zsolt Horpácsy Sie haben während der Kompositionsarbeiten an Der goldene Drache das Genre des Werkes geändert: Aus der ursprünglichen „Kammeroper“ ist ein „Musiktheater“ geworden. Was für eine konzeptionelle und kompositorische Überlegung steckt hinter dieser Metamorphose? Peter Eötvös Es ist nicht das erste Mal, dass ich eine andere Gattungsbezeichnung als „Oper“ suche. Ich habe zunächst im Sprechtheater und erst später in der Oper gearbeitet; das Theater betrachte ich daher als mein eigentliches Zuhause. Mir ist es sehr wichtig, alle Gattungen, dramatisches und komisches Theater sowie Kabarett, gleichwertig zu behandeln. Gleiches gilt für Oper und Operette, denn eine gute Operette ist genauso viel wert wie eine gute Oper – eine Haltung, die von der Oper Frankfurt und einigen anderen Häusern glücklicherweise vorzüglich praktiziert wird. Daher möchte ich diese Genremischung ganz bewusst in meinem Werk geltend machen. Darin spiegelt sich auch meine Neigung zum Kabarett und zum Theater von Samuel Beckett wider, dessen geniale und eigensinnige Komik die Wirkung seiner Dramen verstärkt. Da es sich bei Der goldene Drache um eine Koproduktion zwischen dem Ensemble Modern und der Oper Frankfurt handelt, wurde mir bei der Ausarbeitung klar, dass ich vorsichtig mit der Gattungsbezeichnung sein muss. Bei dem Begriff „Kammeroper“ hätte man schnell glauben können, es handele sich um eine Oper. Für Der goldene Drache ist es allerdings sehr wichtig, die Handlung, also insbesondere den Text, zu verstehen. Er muss in realer Zeit gespielt werden und darf nicht verlangsamt, nicht gestaucht oder transformiert werden. Es ist Theater mit Musik, also Musiktheater und keine Oper. Zsolt Horpácsy Bedeutete diese Umbenennung auch für das Regieteam eine Revision des szenischen Vorhabens? 14

Elisabeth Stöppler Ich bin eigentlich von Anfang an von „Musiktheater“ ausgegangen, denn schon bei der ersten Lektüre des Schauspiels und dann des Librettos wurde mir klar, dass es sich um einen sehr starken Text handelt, der in die Tiefe geht und die Figuren sehr stark zeichnet. Mit der Umbenennung von „Kammeroper“ in „Musiktheater“ wurde diese „zwischenmenschliche“ Ebene nur noch stärker hervorgehoben. Das Spannungsfeld, das sich zwischen den fünf Grundfiguren einstellt, die miteinander, aber auch gegeneinander agieren, war bereits spürbar, bevor ich die Musik kannte. Mit der Umbenennung rückte diese Energie nur stärker ins Zentrum. Auch unser Raum- und Kostümkonzept wurde damit noch einmal bestätigt. Wir haben uns von Anfang an für einfache, klare Formen und Prinzipien entschieden: Alles spielt auf einem Podest, die Kostümwechsel sind unmittelbar und schlagkräftig. Die Begriffe Direktheit, Unmittelbarkeit und Authenti zität tauchten und tauchen immer noch in unseren Gesprächen auf und treffen eben auch auf den Umgang des Komponisten mit der Sprache und seiner Art, die Charaktere auszuformen, zu. So ist Der goldene Drache keine Oper, sondern im wahrsten Sinne Sprechtheater mit Musik. SCHMERZHAFTE NÄHE Zsolt Horpácsy Bei einer Uraufführung, die auf einer literarischen Vorlage basiert, versteht es sich, dass sich die szenischen Interpreten zunächst mit der Vorlage auseinandersetzen, da die Partitur erst vor wenigen Monaten fertig gestellt wurde. Roland Schimmelpfennigs Erfolgsstück verwandelte sich allerdings während des Entstehungsprozesses: Die Anzahl der Szenen wurde von 48 auf 21 reduziert. Auch die Figurenkonstellation wurde teilweise umgestaltet. Inwiefern wird die erste szenische Interpretation dadurch geprägt, dass das Regieteam bei der Geburt eines Werkes mit dem Komponisten und Librettisten in regem Kontakt stand? 15

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