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Programmheft Moses in Ägypten 2017

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Dass Stendhal vom

Dass Stendhal vom »Beifall auf die französische Art« spricht, liegt daran, dass er das Werk wahrscheinlich nur in Frankreich erlebt hat. 1827 arbeitete Rossini Mosè in Egitto zu einer Grand opéra in französischer Sprache um, mit deutlichen Veränderungen zur italienischen Originalfassung. In dieser französischen Version mit dem Titel Moïse et Pharaon ou Le passage de la Mer Rouge wurde Rossinis Werk bekannt und bis zum Ende des 20. Jahrhunderts ausschließlich in dieser Gestalt gespielt. Die Neukomposition sämtlicher Arien, weiterer Chöre, Tänze und Divertissements macht aus Moïse et Pharaon ein eigenständiges Werk, das gegenüber dem italienischen Original an dramatischer Kraft und struktureller Klarheit verliert. Zu dieser dramatischen Kraft führen neben den erwähnten Chören auch die instrumentalen Passagen. Rossinis Musik gibt unmittelbar den emotionalen Zustand der Figuren sowie die Situation in den Massenszenen wieder. Im ersten Akt gehören dazu besonders das Quintett mit Chor, das dem Erstaunen über das wiedergewonnene Licht einen von Amaltea begonnenen Jubelgesang folgen lässt. Das vom Pharao widerrufene Versprechen der Befreiung bestraft der hebräische Gott mit Hagel und einem Feuersturm, den Rossini musikalisch mit einem Temporale veranschaulicht. Eine Sturmmusik hatte er schon in früheren Opern wie Il barbiere di Siviglia komponiert. Als Klammer zum Beginn des Aktes kehrt Rossini hier zum anfänglichen c-Moll zurück. Dem Orchester allein gehört auch das Ende des Werks. Statt eines abschließenden Finales mit Chor malt Rossini den Untergang der ägyptischen Armee im Roten Meer mit einem programmmusikartigen Nachspiel. Der Pharao und Mambre bringen noch ein bestürztes »Weh mir« hervor, dann stürzen die Wogen über ihnen zusammen. Ausführlich beschreibt das Libretto das Finale und damit den Tod der Ägypter: »Sie stürzen sich ins Meer, werden jedoch von den Fluten begraben, die sich ungestüm wieder schließen. Dichte Wolken überziehen die Szene, verziehen sich aber alsbald und geben den Blick frei auf das wieder ruhig gewordene Meer. Auf der anderen Seite des Meeres knien die Hebräer und danken dem Herrn der Herrscharen.« Olaf A. Schmitt 32

ZWISCHEN STAUNEN UND LIEBESKUMMER 33

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