ZEICHNUNGEN VON CONSTANCE HOFFMAN FIGUREN »Niemand soll mich je haben.« Das hat sich die chinesische Prinzessin geschworen. FIGURINEN 28
Turandot Vor tausend und abertausend Jahren“ erschütterte ein verzweifelter Schrei das Kaiserreich, den Turandot noch heute in sich hört. Ihre Ahnin Lou-Ling stieß diesen Schrei aus, als sie von einem fremden Mann verschleppt, misshandelt und getötet wurde. Deshalb möchte Turandot unberührt bleiben und stellt jedem Mann, der sich ihr zu nähern versucht, drei Rätsel. Gelingt es ihm nicht, ihre Fragen zu beantworten, wird er geköpft. Auch dem ihr unbekannten Prinzen Calaf gibt sie drei Rätsel auf – doch als Erster löst er alle. Zunächst fragt sie nach einem schillernden Phantom, das jede Nacht neu geboren wird und jede Nacht erstirbt: die Hoffnung. Als Zweites sucht sie etwas gleich einer lodernden Flamme, das doch keine Flamme sei. Manchmal rasend und fiebernd, wird es kalt, wenn jemand stirbt: das Blut. Das letzte Rätsel ist sie selbst, das Eis, das durch das Feuer des Prinzen noch mehr zu Eis wird: Turandot. Mit der Lösung der Rätsel hat sie nicht gerechnet. Verzweifelt bittet sie ihren Vater, sie nicht an den Fremden auszuliefern. Sie appelliert an den Prinzen, dass er sie doch wohl nicht gewaltsam in seine Arme zwingen möchte. Stumm willigt sie in sein Angebot ein, bis zum nächsten Morgen seinen Namen herausfinden zu müssen, um auch ihn dem Henker auszuliefern. Erneut handelt Turandot extrem und verbietet allen „bei Todesstrafe“, in dieser Nacht zu schlafen, um nach dem Namen zu forschen. Als Liù bekennt, den Namen des Prinzen zu wissen, lässt die aufgestachelte Menge sie foltern. Doch Liù gibt den Namen nicht preis und möchte lieber sterben. Mit fassungslosem Ton fragt Turandot sie, was so viel Kraft in ihr Herz lege. Liùs Antwort „Die Liebe“ kann Turandot nicht verstehen, fragend wiederholt sie das Wort. Liùs große Arie auf die Liebe lässt Turandot die Folterer umso heftiger antreiben. Erst Liùs Tod stimmt Turandot um, wie Puccini in einem Brief formulierte: „Dieser Tod kann ein bestimmender Faktor für das Auftauen der Prinzessin sein.“ Nach Anbruch des Tages bekennt Turandot, dass sie Calaf schon bei seiner Ankunft gefürchtet hat: „Es war in deinen Augen das Licht des Helden.“ Gleichzeitig hasste und liebte sie ihn in diesem Moment. Nun möchte sie mit ihm gemeinsam vor das Volk treten und bekennt öffentlich ihrem Vater, dass sie nun den Namen des Fremden wisse: „Sein Name ist … Liebe.“ 29 CONSTANCE HOFFMAN
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