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Festspielzeit Frühling 2015

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

CASTING In Puccinis

CASTING In Puccinis letzter Oper wird gleich zur Einstimmung mal ein Prinz geköpft, einer von vielen, die die drei Fragen von Prinzessin Turandot nicht beantworten konnten. Und ihre Köpfe stecken jetzt auf Pfählen, die das Bühnenbild umgeben, so zumindest steht es im Libretto der Oper. Regisseur und Bühnenbildner Marelli verrät, dass auch seine Bregenzer Turandot »brachial« wird. Die Henker werden nicht nur im Chor singen, sie werden ihre Schwerter schleifen, beim Schleifen werden sie Funken schlagen und damit sind wir wieder beim Casting in der Werkstattbühne, wo sich gerade herausstellt, dass es gar nicht so leicht ist, Statisten zu finden, die im Sommer auf dem See glaubhaft einen Henker darstellen können. Muskulös sollen sie sein, grimmig aussehen, denn ihr größter Wunsch ist es, immer mehr Köpfe abzu schlagen und der Prinzessin vor die Füße zu legen. Henker, so wie man sich eben einen Henker vorstellt. Nicht in der Wirklichkeit, sondern im Märchen, denn natürlich ist die Geschichte von der grausam-schönen Turandot ein Märchen. Die Geschichte von der Prinzessin mit dem kalten Herzen, die mal eben einer ganzen Stadt befiehlt, eine Nacht lang nicht zu schlafen. Und natürlich wird der unbekannte Prinz, der den Befehl der Prinzessin in einer der schönsten Opernarien der Welt be- singt, mit seinem Tenor ihr Herz am Ende zum Schmelzen bringen. Aber so weit ist es noch lange nicht. Noch sind die Probleme in der Werkstattbühne sehr diesseitig: Denn die Henker, die sich der Regisseur vorstellt, sind einfach nicht zum Casting gekommen. Offenbar ist es schwierig, Herren mit dem entsprechenden Körperbau am Bodensee fürs Theater zu begeistern. In Berlin, sagt Marelli leicht genervt, sei so was gar kein Problem. Die Henker müssen also noch warten, aber dafür ist Ran Arthur Braun schon da. Ran ist ein Tausendsassa in Sachen Musiktheater. Er inszeniert selbst, vor allem aber ist er an vielen großen Opernhäusern in Europa als Stuntkoordinator unterwegs. Bei den Bregenzer Festspielen war er schon bei André Chenier und Die Zauberflöte dabei und sorgt dafür, dass Feuerkünstler, Henker, Soldaten und Drachenträger im Juli und August auf der Seebühne genau das machen, was Regisseur Marelli sich heute vielleicht noch gar nicht vorstellen kann. Aber Ran hat auch ein paar Mann aus seinem eigenen Team mitgebracht, professionelle Stuntmen, natürlich auch sie absolute Weltklasse. Vi-Dan Tran zum Beispiel stammt aus Mönchengladbach, kommt in der Werkstattbühne mit schwarzen Strumpfhosen und roten Shorts daher, sieht mit seiner Sturmfrisur aus wie ein Derwisch und ist beispielsweise im James-Bond-Film Skyfall zu sehen. Sein Kollege Hannes Pastor aus Berlin war bei Die Tribute von Panem dabei, andere aus Rans Truppe beim Cirque du Soleil oder gar bei der Stunttruppe von Jackie Chan. Während die Feuerkünstler ihre Siebensachen zusammenpacken und sich auf einen Sommer am Bodensee freuen, üben Vi-Dan und Hannes einen Stockkampf zu Puccinis Musik ein. Regisseur Marelli entspannt sich wieder und freut sich darauf, auch die beiden und einige mehr aus Rans Truppe im Sommer wiederzusehen. Als chinesische Schwertkämpfer, Soldaten und als Geister der enthaupteten Prinzen. Damit die Luft über der Seebühne ab dem 22. Juli brennt – sprichwörtlich. HANDLUNG TURANDOT Mit einem brutalen Schwur hält sich die chinesische Prinzessin Turandot die Männer vom Leib: Wer sie erobern möchte, muss drei Rätsel lösen. Scheitert er, wird er geköpft. Das Volk liebt dieses schauderhafte Spektakel. Der unbekannte Prinz Calaf trotzt den Warnungen seines Vaters Timur und von Turandots Ministern Ping, Pang, Pong. Er stellt sich den Fragen und löst als erster alle drei Rätsel. Wer hat das Zeug zur Zofe? Regisseur und Bühnenbildner Marco Arturo Marelli auf der Suche nach den perfekten Statisten und Statistinnen für »Turandot«. Turandot fleht ihren Vater um Hilfe an, sie nicht in die Fänge des Mannes zu entlassen. Calaf stellt nun seinerseits ein Rätsel: Findet Turandot bis zum nächsten Morgen seinen Namen heraus, ist er bereit zu sterben, andernfalls muss sie ihn lieben. Liù, die Begleiterin von Calafs Vater, kennt als einzige den Namen des von ihr geliebten Prinzen, gibt ihn aber selbst unter Folter nicht preis, sondern bezahlt ihr Geheimnis mit dem Tod. Turandots Kälte wandelt sich in warme Liebe, sie gibt sich Calaf hin und lässt das unerwartete Glück von allen feiern. 10

11 TURANDOT

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