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Festspielzeit Frühling 2015

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

MICHAEL VOLLE damit er

MICHAEL VOLLE damit er sich in eine Puppe verliebt; Miracle verleitet Antonia zum Singen und damit zum Sterben; Dapertutto bringt Giulietta dazu, Hoffmann sein Spiegelbild zu entlocken. Wie bereiten Sie sich auf die Darstellung einer so abgründigen Figur vor? Einer meiner Brüder ist Schauspieler und sagte einmal, wenn man zu einer Rolle eine gewisse Nähe findet, dann muss doch eine dunkle Seite in einem zum Schwingen kommen. Das kann ich nicht hundertprozentig unterschreiben. Es macht einfach Spaß, in Rollen zu schlüpfen, die einem weit entfernt vom eigenen Sein vorkommen. Dass der Mensch nicht nur einseitig gut oder böse ist, das glaube ich auch. Es ist das Tolle an unserem Beruf, dass wir dafür bezahlt werden, böse zu sein. Ich bin sicher, dass in der Arbeit mit Stefan Herheim nicht alles schwarz-weiß sein wird, sondern es viele Schichten zu entdecken gibt. Platon schreibt in seinem Staat von der Gefahr, dass der Schauspieler durch die Nachahmung das Sein davontrage. Haben Sie es erlebt, dass Sie die dunklen Seiten einer Rolle weiter mit sich tragen oder verschwinden diese mit Verlassen des Proberaums und der Bühne? Kurz und knapp: Ja, sie verschwinden. Aber ich kann mich an Wozzeck erinnern, das mich wahnsinnig in Beschlag genommen hat. Generell ist eine Rolle wie ein Anzug, den man absolut ausfüllen, aber dann auch wieder ausziehen muss. Im Schauspiel ist das wahrscheinlich etwas anders als in der Oper. Wir haben den Gesang, die Musik als Medium, Schauspieler haben nur sich, daher brauchen sie vielleicht manchmal länger. Aber es ist nicht das Leben, es ist die Bühne. Es ist unser Beruf, quasi auf Knopfdruck jemand anderes zu sein und das geht mit der Erfahrung auch immer leichter. Und wenn man Kinder hat, ist es noch viel leichter, die holen einen sofort wieder herunter. In Hoffmanns Erzählungen lässt Miracle die Stimme von Antonias toter Mutter erklingen und verführt Antonia zum Singen, mit tödlichen Folgen. Hat das Singen etwas Dämonisches? Singen ist etwas sehr Altes und Archaisches, das grenzüberschreitende Gefühle auslöst, die man sich kaum vorstellen kann. Das gilt für die Musik insgesamt, aber Singen ist natürlich viel unmittelbarer, ohne dass ich damit einem Instrumenta- listen seine Wirkung absprechen möchte. Wir Sänger haben kein Instrument, unser Instrument ist in uns. Deshalb ist es auch manchmal sehr schwer, körperliche und seelische Schwankungen auszublenden, um das Instrument klingen zu lassen. Es wird einem oft gesagt, dass man mit dem Gesang die Seele berührt hat, und das ist natürlich wunderschön. Die menschliche Stimme ist schon etwas Besonderes. ... also hat die Stimme vielleicht nichts Dämonisches, aber eine Kraft, die etwas Einzigartiges auslösen kann. Meinen Sie, dass dieses Kraft prinzipiell jeden erreichen kann? Absolut, aber nicht jeder kann gleich mit dem Loslassen und Zeigen von Gefühlen umgehen und das darf man niemanden zum Vorwurf machen. Ich bin unendlich glücklich, dass meine Eltern trotz ihrer beschränkten materiellen Mittel eine Herzensbildung an uns acht Kinder weitergaben. Es war für mich immer selbstverständlich, mit Gefühlen umzugehen. Darauf bin ich nicht stolz, aber es hilft mir ungemein für meinen Beruf. Bei all den Bösewichten, von Wunden Geplagten, von anderen Gepeinigten – wie zerstreut sich Michael Volle, um sie wieder loszuwerden? Ich würde gerne öfter ins Kino gehen, ich würde gerne öfter und besser kochen können. Aber ich bin glücklich mit meinen vier Kindern. Zwei Mädchen, die schon groß sind und von denen ich durch die räumliche Entfernung leider nicht mehr so viel mitbekomme, und zwei kleine Kinder, drei und fünf Jahre alt, die ich in vollen Zügen genieße. Sie groß werden zu sehen und zu begleiten, nimmt viel Zeit in Anspruch, die ich gerne gebe. Ich habe schon mehrere Professuren angeboten bekommen, die ich mir auch aus zeitlichen Gründen nicht zutraue, um der Verantwortung gerecht zu werden. Ansonsten schauen meine Frau und ich sehr gerne Filme und sind in der Natur. Zuhause sein, mit den Kindern spielen, nichts tun. 18

»HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN« ist eine Phantastische Oper in fünf Akten von Jacques Offenbach. In einer opulenten Inszenierung von Stefan Herheim ist das Werk dieses Jahr als Oper im Festspielhaus zu erleben. HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN 19

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