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Festspielzeit Frühling 2017

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

SPIEL AUF DEM SEE Seinen

SPIEL AUF DEM SEE Seinen Feinschliff erhält das Gesamtkunstwerk erst nach erfolgter Montage im See. Dann werden die Übergänge der Bauelemente unsichtbar gemacht und eventuelle Transportschäden ausgebessert. Wer die kunstvoll gefertigten Frauenhände auf der Bühne sieht, würde nicht vermuten, was alles in ihnen steckt. Frank Schulze, der aus dem Modell der Bühnenbildnerin mit seinem Team das fertige Produkt entwickelt, ermöglicht den Blick ins Innere der Hand Bregenz: »In der Hand steckt als Allerwichtigstes der Stahlbau als Statik.« Anatomisch korrekt müsste man von einem Unterarm sprechen. Denn die Stahlkonstruktion umfasst Unterarm, Handgelenk, Ballen und Mittelhand mit den fünf Fingern. »Um den Stahlbau herum werden dann Montagemöglichkeiten für das Trägermaterial Holz geschaffen. Auf dem Holz werden schließlich rund 200 Styroporelemente, jedes einzeln dreidimensional gefräst, aufgebracht. Alles wird fest mit dem Stahl verschraubt«, erklärt Schulze. Die Haut der Hand besteht aus Fassadenputz, mehreren Farbschichten und Lack. Sie muss die nächsten zwei Sommer Wind und Wetter standhalten. Die Hand birgt für den Hörgenuss Wesentliches: Neun Lautsprecher, unterschiedlich groß und schwer, sind im Inneren der Hand verborgen. Die Lautsprecheröffnungen sind für das Publikum nicht erkennbar, ein weiteres Werk der Kascheure. ZERLEGEN UND ZUSAMMENBAUEN 80 bis 85 Prozent der Fertigung geschehen im Montagezelt, der Rest erfolgt dann direkt auf der Bühne, sagt Wolfgang Urstadt. Wie kamen die riesigen Hände aus dem Montagezelt auf die Seebühne? Was im Zelt zusammengebaut wurde, musste für den Transport wieder sorgfältig zerlegt werden, erläutert der Technikdirektor. Wegen des hohen Gewichts wurden die schweren Elemente per Lkw zum See geliefert, per Kran ins Schiff verladen und dann in Carmens Welt gesetzt. Auf der Bühne wurde das dreidimensionale Handpuzzle wieder zum Ganzen. Sichtbare Transport- und Montagespuren werden von den Kascheuren beseitigt. Sie lassen kunstvoll verschwinden, was das Publikum nicht sehen soll. Kein Riss, kein Fleck soll den Operngenuss trüben. 26

Land der Schwärzer und Schmuggler Carmen. Dritter Akt, erste Szene: »Felsen, malerische und wilde Gegend, völlige Einsamkeit, tiefe Nacht. Nach einigen Augenblicken erscheint ein Schmuggler oben auf dem Felsen, dann noch einer, dann 20 andere da und dort, die die Felsen herabsteigen und klettern. Einige tragen dicke Ballen auf den Schultern.« LAND DER SCHMUGGLER Ein geradezu stereotypes Bild einer Schmugglerszene? Dennoch lassen sich ausgehend von diesem Bild viele Verbindungen zu historischen Realitäten knüpfen, sowohl in Sevilla (dem Schauplatz der tragischen Geschichte Carmens) als auch in Vorarlberg. Denn es gilt die Faustregel: Wo es Grenzen gibt und Zölle eingehoben werden, da wird geschmuggelt. Auch Vorarlberg scheint mit seiner langen Grenze zur Schweiz, zu Deutschland und auch zu Tirol prädestiniert zu sein als Land der Schwärzer und Schmuggler. Im Vorarlberger Rheintal blühte der Schmuggel nachweislich seit dem 17. Jahrhundert, das zeigen historische Quellen über die Jahrhunderte hinweg. Aus dem 19. Jahrhundert stammt die Beschreibung der Situation im Landgericht Dornbirn, über die der Vorarlberger Kreishauptmann Johann Ebner 1834 berichtete: 27 »Diese Gemeinden wimmeln von Schwärzerbanden. Man wird ihren Bewohnern nicht unrecht tun, wenn man zwei Drittel davon darunter rechnet. Solange wie dermalen ein Schwärzer, dem ein Contraband gelingt, in einer Nacht mehr erwirbt als ein Arbeiter in 8 oder 14 Tagen auf honette Art zu verdienen imstande ist, solange werden auch alle

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