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Festspielzeit Frühling 2019

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

THEATER AM KORNMARKT

THEATER AM KORNMARKT können. Von den Verrückten, Unbequemen, Anstrengenden, die nicht so leicht in die Norm passen, gibt es heute viel zu wenige! Wie toll, wenn sich jemand traut zu sagen: Ich bin der Autor meines Lebens, meiner Welt, auch wenn es ein stacheliges Leben bedeutet. Die schrecklichen Seiten von Don Quijote gibt es allerdings heute auch, der Machtmensch mit der narzisstischen Störung ist letztlich auch eine Art Don Quijote. Don Quijote und sein Sancho Pansa sind ständig unterwegs, kommen immer wieder an neue Orte. Wie lassen sich diese Ortswechsel auf einer Theaterbühne umsetzen? Wir haben uns jede Form der Illustration verboten, seien es Bühnenbilder oder Videos. Wenn wir die Windmühlen, die er für Riesen hält, darstellen, entweder als Windmühlen oder als Riesen, würde das alles kaputt machen. Es würde immer nur falsch illustrieren, was die Sprache als Bild im Kopf des Zuschauers erzeugt. Das Herumspinnen, das Weltenerfinden muss im Zuschauer stattfinden. Die beiden erfinden sich eine Wirklichkeit, die es vielleicht gar nicht mehr gibt. Ich lese das wie bei Samuel Beckett. Unser Bühnenbild ist nur eine große Transportkiste, allerdings eine ziemliche Wunderkiste, aus der theatrale Welten entstehen können. Nun sind die beiden Schauspieler Ulrich Matthes und Wolfram Koch durch ihre Film- und Fernsehauftritte auch ein Stück weit zu Ikonen geworden. Was erwartest, was erhoffst du dir von der Zusammenarbeit mit den beiden? Es ist ein sensationelles Privileg, dass ich mit diesen tollen Menschen arbeiten darf. Solche Schauspieler fordern einen eigenen Raum und haben mit ihrer ganzen Erfahrung natürlich auch keine Lust mehr, nur Erfüllungsgehilfen des Regisseurs zu sein. Aber dafür bin ich eh der Falsche. Es gibt eine klare Konzeption, in der dann maximale Freiheit der Erfindung herrscht. Das würde ich als mein antiautoritäres Prinzip beschreiben. Ich verstehe mich eher als ein Reiseleiter. Es soll viel auf den Proben entstehen. Seit meiner Inszenierung von Becketts Endspiel mit diesen beiden Schauspielern spuken mir Ideen für ein weiteres Projekt mit ihnen im Kopf herum. Sie sind beide so unterschiedliche Spieler und Menschen, aber sie neutralisieren sich nicht, sondern stacheln sich an. Zwei Rampensäue, die sich gegenseitig keinen Raum wegnehmen, sondern gemeinsam einen dritten Raum erschaffen. THEATER AM KORNMARKT DON QUIJOTE von Jakob Nolte nach Miguel de Cervantes in der Übersetzung von Susanne Lange Premiere 20. Juli 2019 – 19.30 Uhr Vorstellungen 22. & 23. Juli – 19.30 Uhr Theater am Kornmarkt Vielleicht muss – wieder im Sinne Becketts – Sancho Pansa diese Welten für seinen Herrn bauen und darstellen. Vielleicht wird die Phantasterei, die Hochstapelei für einen Moment lang Realität, aus der Theaterkiste heraus. Nur die Bretterbude allein reicht nicht, denn es gibt etwas Magisches bei Cervantes. Das, was ich erfinde, kann sich verselbständigen, sogar gefährlich werden. Aber grundsätzlich werden es die Mittel des armen Theaters sein: Zwei Schauspieler erfinden sich Welten, um es überhaupt auszuhalten. 28

STIMMEN DER ZUKUNFT DAS OPERNSTUDIO DER BREGENZER FESTSPIELE PRÄSENTIERT MIT PETER I. TSCHAIKOWSKIS EUGEN ONEGIN LEIDENSCHAFTLICHE RUSSISCHE MUSIK IM THEATER AM KORNMARKT. EUGEN ONEGIN Junge Künstlerinnen und Künstler liegen uns am Herzen«, schildert Operndirektorin Susanne Schmidt das Engagement der Bregenzer Festspiele für die nächste Generation. »Das Opernstudio wurde von Elisabeth Sobotka mit Beginn ihrer Intendanz gegründet, da sie in der Berliner Staatsoper Unter den Linden sowie an der Oper Graz damit gute Erfahrungen gemacht hat.« Seit 2015 gibt es deshalb jeden Sommer eine Neuproduktion im Theater am Kornmarkt zu erleben, die komplett mit jungen Sängerinnen und Sängern besetzt ist. »In den sieben Wochen hier sammelt der Nachwuchs professionelle Erfahrung, begegnet Regisseuren und Dirigenten und spürt die Eigenheiten des komplexen Berufs. Und natürlich wird eine zukunftsträchtige Partie sorgfältig einstudiert.« Wie aber gelingt es den Bregenzer Festspielen, die weltbesten Talente zu finden? Sobotka und Schmidt sind regelmäßig als Scouts unterwegs, wobei die Kooperation mit NEUE STIMMEN eine große Rolle spielt. Das hervorragende Förderprogramm der Bertelsmann Stiftung zielt mit einem internationalen Gesangswettbewerb, Meisterkursen, Coachings und Konzerten darauf ab, die Karriere junger Sänger zu Bühne frei für junge Talente: Der Gesangswettbewerb NEUE STIMMEN ist Kooperationspartner des Bregenzer Opernstudios. realisieren und ein Netzwerk zu bilden. Das Motto lautet »Creating Careers«. Die Bregenzer Festspiele stehen mit NEUE STIMMEN in einem ständigen Austausch und stoßen dort auf Newcomer. Sie hören Teilnehmerinnen oder Teilnehmer des Projekts an und erhalten im Gegenzug finanzielle Unterstützung für ihr Opernstudio. Die Bregenzer Intendantin sitzt dieses Jahr in der Jury. Doch damit nicht genug: »Wir reisen auch zu anderen Wettbewerben und Veranstaltungen von Agenturen, sind mit Hochschulen und diversen Ausbildungsstätten in Kontakt«, erklärt Schmidt. »Wir haben das Ohr in Berlin und Wien und manchmal kommt ein Tipp von Kollegen.« Das Potenzial von Anfängerinnen und Anfängern zu erkennen, ist eine eigene Kunst. Die Direktorin verrät: »Man beachtet mehrere Facetten: idealerweise eine schöne oder individuelle Stimme, ein besonderes 29

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