OPER IM FESTSPIELHAUS 2021 KUNSTVOLLE QUAL Für Arrigo Boito wurde die Komposition der Oper Nero zu einer Lebensaufgabe, der er sich mit großem inneren Druck fortwährend stellte. Olivier Tambosi setzt das von Arturo Toscanini zur Uraufführung gebrachte Juwel bei den Bregenzer Festspielen in Szene. 18
Von einer spektakulären Inszenierung mit 600 Statisten, 130 Choristen und weißen Pferden in atemberaubendem Bühnenbild war die Rede, als Arrigo Boitos Oper Nerone 1924 zum ersten Mal auf die Bühne kam. Die grandiose Aufführung an der Mailänder Scala galt als die bis dahin kostspieligste Produktion des Opernhauses und wurde mit tosendem Applaus belohnt. Einzigartig auch, dass wegen des über 57 Jahre dauernden Schaffensprozesses Boitos Lebenswerk schließlich nur posthum uraufgeführt werden konnte. wurde das Stück nicht nur in Italien vielfach rezensiert – doch die zahlreichen, immer wieder angekündigten Uraufführungen der Opernfassung sagte Boito jedes Mal ab. Schließlich entschloss er sich auf Anraten des Verlegers Giulio Ricordi, den fünften Akt nicht zu vertonen, aber der innere Druck, die Verzweiflung und Seelenqual lösten sich nicht. Er wollte sein Versprechen, das Werk bald auf die Bühne zu stellen, halten. Was die Sache nicht einfacher machte: Als Leitfigur der avantgardistischen Künstlerbewegung »Scapigliatura« – zu der auch sein enger Freund, der Komponist und Dirigent Franco Faccio gehörte – hatte er den Anspruch, auf ideale Weise die Neuerungen Richard Wagners, Giacomo Meyerbeers und Franz Liszts in die italienische Oper zu übernehmen. Bis zu seinem Tod hoffte er, sein Lebenswerk fertigstellen zu können, und als Boito 1918 in Mailand starb, gab es zwar eine Partitur für die ersten vier Akte, allerdings nicht komplett instrumentiert. Mit Vincenzo Tommasini und Antonio Smareglia vollendete Arturo Toscanini die Oper Nerone und dirigierte 1924 die Uraufführung an der Mailänder Scala. NERO Mit an Besessenheit grenzendem Perfektionismus wollte der 1842 in Padua geborene Komponist seine Vision eines vollkommenen Kunstwerks mit Nerone erfüllen. Die ersten Hinweise auf die Arbeit am Stoff über diesen Kaiser des Römischen Reiches finden sich bereits im Jahr 1861. Seit damals beschäftigte sich Boito auf obsessive Weise mit dieser Oper, die lange vor der Fertigstellung schon legendär war und an der er kontinuierlich arbeitete. »Fatale Ablenkungen«, wie er es selbst benannte, waren seine Oper Mefistofele und die Libretti, die er unter anderem für Giuseppe Verdis Otello und Falstaff sowie für Amilcare Ponchiellis La Gioconda schrieb. Außerdem übersetzte Boito Carl Maria von Webers Der Freischütz und Richard Wagners Tristan und Isolde ins Italienische. Als Boito 1901 Nerone als fünfaktiges Lesedrama veröffentlichte, 19
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