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Festspielzeit Frühling 2021

Das Magazin der Bregenzer Festspiele

VON WALZERSCHRITTEN,

VON WALZERSCHRITTEN, FEUERWERK UND KINDERTRÄUMEN FESTSPIELJUBILÄUM Zu ihrem 75-Jahr-Jubiläum wünschten sich die Bregenzer Festspiele in der letzten Ausgabe des Magazins Festspielzeit ein ganz persönliches Geschenk: Zeitzeugen oder deren Nachkommen waren aufgerufen, ihre Erinnerungen an besondere Festspiel-Erlebnisse aufzuschreiben und einzuschicken. Sechs dieser Einsendungen möchten wir hier mit Ihnen teilen. Der Festspielchor in Der Zigeunerbaron, 1951 Ein Brief mit einer Schwarz- Weiß-Aufnahme aus dem Jahr 1951 erreichte uns von Susanne Gächter aus Höchst: eine Chorszene aus Johann Strauss’ Der Zigeunerbaron auf der Seebühne. Ihr Vater, Fridolin Fink, hätte viel zu erzählen gewusst: »Er war von Anfang an über mehr als 40 Jahre im Ordnungsdienst der Bregenzer Festspiele tätig. Dort lernte er auch meine Mutter, Hildegard Fink, kennen, die von 1946 bis 1952 beim Festspielchor mitwirkte.« Im Jahr 1952 zeigten die Bregenzer Festspiele Carl Zellers Operette Der Vogelhändler. Die Inszenierung glich einem »Neptunmärchen« (Wiener Kurier, 1952), überdimensionale Seerosen zierten den Bodensee, die Wiener Symphoniker spielten in einer aufklappbaren Muschel. Im Publikum der Generalprobe mit dabei: Fritz Jurmann, damals 10 Jahre alt, später ORF-Musikredakteur und bis heute als Journalist und Musikkritiker den Bregenzer Festspielen verbunden. »Es begann mit einem Engagement für drei Jahre als Platzanweiser am See, wo ich, wenn alle Besucher ihren Platz gefunden hatten, in meiner jugendlichen Begeisterung für das Musiktheater jede weitere Vorstellung noch bis zu Ende ansah. Weitere drei Jahre stand ich als Statist auf der Seebühne, erstmals 1957 in Zar und Zimmermann mit dem großartigen Oskar Czerwenka als aufgeblasener Bürgermeister van Bett. Zwei Jahre später lernte ich bei Tausendundeine Nacht im Kostüm eines Haremswächters meine ersten Walzerschritte, auf der Bühne glänzte dieweil Anton Dermota. Als die Militär- 24 musik Vorarlberg, der ich damals als Berufsmusiker angehörte, für die Bühnenmusik am See verpflichtet wurde, schlug ich 1961 im 3. Akt des Zigeunerbaron als Deutschmeister die Kleine Trommel. 1964 war es die Pauke in Das Land des Lächelns, stilecht als Chinese verkleidet.« Wie Jurmann war auch Vreni Michel aus Goldach 10 Jahre alt, als sie mit ihrer Mutter erstmals die Bregenzer Festspiele besuchte. »1953 spielte man auf der Seebühne Boccaccio. In einer Szene stand ein Schubkarren auf der Bühne und darin wurde ein Feuer – oder ein Feuerwerk? – gezündet. Das war für mich das Größte und ist mir bis heute in Erinnerung geblieben!« Die Regie wusste eben damals schon, wie man das Publikum nachhaltig beeindruckt und setzte in der Inszenierung des Werks von Franz von Suppé auf pyrotechnische Effekte: »Boccaccio« in flammenden Lettern eröffnete das Stück, Fackeln erhellten die mittelalterliche Kulisse und Leuchtfeuer auf dem Pfänder strahlten mit der Lindauer Uferpromenade um die Wette.

Privat und beruflich ziehen sich die Bregenzer Festspiele durch Prof. Fritz Jurmanns Leben – hinter, aber auch vor den Kulissen, wie hier in Das Land des Lächelns, 1964. Etwa zehn Jahre später entstand die Erinnerung von Frau Berghild Jochum. In Höchst geboren, war sie damals fünf Jahre alt und die Bregenzer Festspiele schienen ihr eher rätselhaft: »Wir waren in den Sommerferien stets in Feldkirch bei unseren Großeltern und in dieser Gegend lebte auch eine Tante mit ihrer Familie. Eines Tages – es muss 1962, 1963 gewesen sein – erzählte sie uns voller Begeisterung, dass sie mit ihrem Mann (sie hatten damals schon ein Auto) am Vorabend bei den Bregenzer Festspielen gewesen sei. Meine Tante kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Vor allem die Schilderung einer Bühne im See … dieser Gedanke hatte mich verzaubert. Ich konnte mir das als kleines Mädchen einfach nicht vorstellen. Ich dachte mir: ›Wie kann sie nur so begeistert sein? Da wird sie ja beim Zusehen nass, sie muss ja auch im See stehen.‹ Als wir dann später einmal die Seebühne sehen konnten, faszinierte mich das alles sehr und ich war beruhigt, dass die Zuschauer im Trockenen das Geschehen mitverfolgen konnten.« Bleibende Erinnerungen schuf auch Roswitha Koppensteiner: Die Aufführung von Mozarts Die Zauberflöte 1985 empfand sie als die perfekte Gelegenheit, ihre zehnjährige Tochter mit der Welt der Oper vertraut zu machen. Sie lebte damals mit ihrer Familie in den USA, die Sommer verbrachten sie in Österreich. »Wir dachten, das Kind würde während des Stücks einschlafen, aber das war eine totale Fehlanzeige. Sie lauschte gespannt der Musik, die sie schon kannte, und verfolgte das Geschehen auf der Bühne mit Argusaugen. Von der Königin der Nacht konnte sie gar nicht genug bekommen. An Schlaf war bei so viel Aktion nicht zu denken; so eine spektakuläre Aufführung will man sich nicht entgehen lassen. Beim Schlussapplaus dann die Frage: ›Kann ich das noch einmal sehen? Es hat mir so gut gefallen!‹ Leider hat meine Tochter die nächste Inszenierung der Zauberflöte, fast 30 Jahre später, nicht sehen können. Aber ich bin am selben Platz gesessen wie damals, habe Fotos gemacht und sie ihr geschickt!« 25 Die Zauberflöte von 1985 war das erste Stück, das auf der Seebühne im Jahr darauf wiederholt wurde und damit in Bregenz eine neue Zeitrechnung einläutete. Darauf folgte 1987|88 Jacques Offenbachs Hoffmanns Erzählungen. »Seit ich die Bregenzer Festspiele 1988 zum ersten Mal live erleben durfte, gehört diese Oper zu meinen Lieblingswerken«, schrieb uns Marianne Bolle aus der Schweiz. Hoffmanns phantastische Geschichten, auf der Seebühne mit vielen technischen Raffinessen und echtem Weinberg umgesetzt, begeisterten das Publikum. Zum Stück passend wählte Frau Bolle damals auch ein Souvenir, von dem sie uns ein Foto schickte: ein Papp-Untersetzer mit dem Hoffmanns Erzählungen-Plakatmotiv. Die Bregenzer Festspiele bedanken sich herzlich für alle Einsendungen und freuen sich auch weiterhin über Post: Bregenzer Festspiele, Platz der Wiener Symphoniker 1, 6900 Bregenz oder info@bregenzerfestspiele.com. 75 JAHRE BREGENZER FESTSPIELE

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