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Festspielzeit Frühling 2022

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

VON SCHNELLEN AUTOS UND

VON SCHNELLEN AUTOS UND ANDEREN LEIDENSCHAFTEN MADAME BUTTERFLY & SIBIRIEN Schnelle Motoren liebte sowohl Giacomo Puccini als auch Umberto Giordano. Die Komponisten von Madame Butterfly und Sibirien verband die Leidenschaft für die noch junge Erfindung des Automobils. Puccini besaß ein Motorboot auf dem Lago di Massaciuccoli, in dessen Nähe er im Jahr 1900 bereits eine kleine Villa in Torre del Lago bezogen hatte. Er war passionierter Besucher der Internationalen Automobilausstellung in Mailand. 1901 steuerte er gemeinsam mit Giordano verschiedene Autowerkstätten an und berichtete davon Luigi Illica in einem Brief, worin er die großen Ideen der Der Komponist Alberto Franchetti in seinem Auto, begleitet von (v. l.) Luigi Illica, Umberto Giordano und Cesare Galeotti. WAS PUCCINIS MADAME BUTTERFLY UND GIORDANOS SIBIRIEN MITEINANDER VERBINDET beiden verkündete: 300 PS für ein »Theater-Automobil« und einen Bann für »zu schwere Opern«. Die beiden Komponisten teilten demnach auch privat gemeinsame Interessen und betrachteten sich nicht unbedingt als Konkurrenten, wie es die beiden italienischen Verlagshäuser, die ihre Werke publizierten, sehr wohl beförderten. Giulio Ricordi, der das Familienunternehmen mit Komponisten wie Giuseppe Verdi und Puccini zu Weltruhm führte, und Edoardo Sonzogno, der mit Pietro Mascagnis Cavalleria rusticana 1890 sozusagen das Gründungswerk des musikalischen Verismo sowie Giordanos Werke vertrat, sahen sich in einem erbitterten Wettstreit. Einen Höhepunkt darin markieren die Uraufführungen von Sibirien und Madame Butterfly, wie in diesem Heft auf Seiten 12 bis 15 nachzulesen ist. Verantwortlich für die Verschiebung der Premiere von Madame Butterfly – aufgrund derer Sibirien im Dezember 1903 an der Mailänder Scala aufgeführt wurde – war ausgerechnet ein Autounfall Puccinis, der den Komponisten zur Unterbrechung der Arbeit zwang. Die Gefährlichkeit der neuen Technologie war Puccini durchaus bewusst, bereits 1902 hatte er einen harmlosen Unfall gehabt und im Februar 1903 schrieb er an Illica, dass er sich mit seiner späteren Gattin Elvira auf eine mehrtägige Autofahrt begebe: »Gott beschütze mich!« Auch der Librettist Luigi Illica verbindet die beiden Opern: Das Textbuch zu Sibirien verfasste Illica allein, Madame Butterfly entstand gemeinsam mit Giuseppe Giacosa. Bereits 1899 hatten Puccini und Illica eine Oper nach Fjodor Dostojewskis Aufzeichnungen aus einem Totenhaus in Erwägung gezogen und damit ein Werk, das schließlich eine der Quellen von Sibirien wurde. Mehrere Personen wirkten in den Uraufführungen beider Opern mit: Cleofonte Campanini hob als Dirigent beide Werke aus der Taufe. Für die Sopranistin Rosina Storchio schrieb Puccini die Rolle der Cio-Cio-San, sie sang auch die Hauptrolle Stephana in Giordanos Oper. Der Sänger des Pinkerton – Giovanni Zenatello – war auch als Vassili zu erleben. Wer den Sänger noch heute hören möchte, kann sich über den untenstehenden QR-Code auf Youtube das Duett aus dem ersten Akt von Madame Butterfly in einer Aufnahme aus dem Jahr 1911 zu Gemüte führen. Giovanni Zenatello in Madame Butterfly, 1911 16

VORFREUDE AUS DEM FESTSPIELSHOP Wenn innige Liebe und blindes Vertrauen zum Tode führen, Feigheit aber belohnt wird, kann es nur eins sein: große Oper.« So steht es in dem kleinen, liebevoll illustrierten Opernführer Oper einfach erklärt über Madame Butterfly und eigentlich wäre damit schon alles gesagt. Wer dennoch ein bisschen tiefer in diese und andere Opern eintauchen möchte, dem sei der Festspielshop der Bregenzer Festspiele empfohlen: Dort finden sich neben CDs und Geschenkartikeln zahlreiche neue Bücher zur Festspielsaison 2022, darunter Textbücher zu den gezeigten Aufführungen, deren literarische Vorlagen sowie der erwähnte und andere Opernführer. Für alle, die gerne in Erinnerungen schwelgen, gibt es außerdem vergangene Festspielaufführungen auf DVD und Blu-Ray. Der Shop hat online unter www.bregenzerfestspiele.com rund um die Uhr geöffnet, an der Tageskasse im Festspielhaus von 09.00–12.00 und 14.00–17.00 Uhr (an Werktagen; ab 25. Juni durchgehend, während der Saison auch abends bis Vorstellungsbeginn). Applauso! Manchmal kann man den Erfolg bei einer Tasse Kaffee »aussitzen«. Vor 99 Jahren wurde an der Mailänder Scala die Uraufführung von Giacomo Puccinis Oper Madame Butterfly verschoben. Gezeigt wurde stattdessen: Siberia. Als schließlich ein Jahr später die dramatische Oper mit der japanischen Geisha zu sehen war, geriet dies zum größten Skandal der Mailänder Operngeschichte. Das Publikum tobte und kreischte, obwohl die Verantwortlichen mit einem Riesenerfolg von Madame Butterfly gerechnet hatten. Und was tat daraufhin Puccini? Cappuccini! Er trank Kaffee – was er immer gerne und reichlich tat – und änderte sein Werk an einigen Stellen ab. Drei Monate später wurde Madame Butterfly in Brescia aufgeführt. Applauso clamoroso! Einmal nicht zu reagieren, scheint in aufgeregten Zeiten genau das richtige Rezept zu sein. Bei einer Kaffeepause entspannen und den Klang einer der meistgespielten Opern der Welt auf sich wirken zu lassen. PARTNER DER BREGENZER FESTSPIELE Dallmayr wünscht Ihnen viel Genuss und eine wunderbare Festspielzeit! 17

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