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Festspielzeit Frühling 2023

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DIE FRAGE NACHGOTT, EHRE

DIE FRAGE NACHGOTT, EHRE UNDDEN MENSCHENMUSIK & POESIEMIT KAMMERMUSIK UND LITERATUR ERÖFFNET DIE REIHEMUSIK & POESIE NEUE BLICKWINKEL AUF DAS FESTSPIELPROGRAMMin die archaische Welt der japanischenSamurai zurück. Ihr Versuch,Amerikanerin zu werden, scheitert.»Ehrenvoll sterbe, wer nicht längermehr leben kann in Ehren.« DerVorarlberger Schriftsteller MichaelKöhlmeier spürt dieser anthropologischenKonstante am zweitenAbend von Musik & Poesie nach.Begleitet wird er am Klavier vonSergey Tanin, der unter anderemWerke von Franz Liszt spielen wird.Unter dem Titel Das gekränkte Ich spürt Erzähler Michael Köhlmeierdem Thema Ehre nach und blickt in menschliche Abgründe.Lissabon, 1. November 1755.Ein verheerendes Erdbebenund ein darauffolgenderTsunami zerstörten die portugiesischeHauptstadt fast vollständig.Die Katastrophe erschütterte auchdas aufgeklärte Weltbild der europäischenIntellektuellen: Kann es angesichtsdieses Leids in der Welt einenallmächtigen und allgütigen Gottgeben? Heinrich von Kleist beteiligtesich an dieser Debatte und zeichnetein seiner Novelle Das Erdbeben inChili ein düsteres Bild der Menschheit.Als Auftakt der Reihe Musik &Poesie nimmt sich SchauspielerUlrich Matthes dieses eiskalt und inemotionaler Distanz geschriebenenTextes an. Matthes konnten dieFestspielbesucher:innen zuletztals Don Quijote im Theater amKornmarkt erleben, diesen Sommerauch in Heinrich von Kleists Derzerbrochne Krug. Musikalisch umrahmtwird der Abend mit Werkenvon Franz Schubert.Das Konzept der Ehre scheintüber Epochen und Kulturen hinweggleich zu sein. Schon Homers Ilias,einer der ältesten literarischenTexte der Welt, beginnt mit demVers: »Besinge, o Muse, den Zorndes Achill.« Achill ist zornig, weilKönig Agamemnon seine Ehrebeleidigt hat. Auch in GiuseppeVerdis Ernani geht es um die Ehreund um verletzte Eitelkeiten.Selbst Giacomo Puccinis MadameButterfly fällt am Ende der OperDer dritte und letzte Abend derReihe ist Bertolt Brecht gewidmet.Brecht war vieles: Dichter, bekennenderKommunist, Begründerdes epischen Theaters – und Songwriter.In Zusammenarbeit mit denKomponisten Paul Dessau, HannsEisler und Kurt Weill entstandenKlassiker, die teilweise sogar zuOhrwürmern geworden sind, wieder Alabama Song oder die Seeräuber-Jennyaus dem TheaterstückDie Dreigroschenoper. EineAuswahl dieser Klassiker, aberauch neu zu entdeckender Songsbietet der Abend mit der französischenSopranistin Roxane Choux.An ihrer Seite rezitiert LuzianHirzel, Ensemblemitglied desVorarlberger Landestheaters,ausgewählte Texte Brechts.Die Termine von Musik & Poesiefinden Sie in der Heftmitte.34

DIE KOMPONIST:INNEN DER ORCHESTERKONZERTEFLORENCEPRICEAm 5. Juli 1943, 80 Jahrenachdem die Sklaverei aufdem Gebiet der VereinigtenStaaten endgültig abgeschafftworden war, schrieb die 55-jährigeFlorence Price einen Brief an SergeiKussewizki, den berühmten undeinflussreichen Musikdirektor desBoston Symphony Orchestras:»Eines vorweg: Ich habe zwei Handicaps– ich bin nicht männlich undnicht weiß, nein, ich bin eine Frauund in meinen Adern fließt schwarzesBlut. Wären Sie mit diesem Wissendennoch so gut, den möglichenImpuls zu unterdrücken, die Kompositioneiner Frau als vor Gefühlsduseligkeitstrotzend und an Potenzund Gehalt mangelnd abzutun, bisSie sich einige meiner Stücke angesehenhaben? […] Ich wünsche mir,dass meine Kompositionen einzigund allein aufgrund ihres künstlerischenWerts beurteilt werden.«Doch Prices Bitte verhallte ungehört,Kussewizki beantwortetediesen Brief nicht, wie es auch schonvor ihm andere Dirigenten taten.Dabei hatte man die musikalischeQualität ihrer Werke durchauserkannt. Am 15. Juni 1933 wurdePrices bei einem Kompositionswettbewerbeingereichte SymphonieNr. 1 e-Moll im Rahmen der Weltausstellungin Chicago vom ChicagoSymphony Orchestra unter derLeitung von Frederick Stock uraufgeführt,das erste großbesetzteWerk einer schwarzen Frau, das voneinem renommierten US-amerikanischenOrchester gespielt wurde.Prices Musiksprache ist tief in derTradition der Spirituals und Gospelsverwurzelt: Sie verbindet Elementeder klassischen Instrumentalmusikmit der traditionellen Musikspracheder Afroamerikaner:innen, die sieseit ihrer Kindheit kennt. Am deutlichstenist dies im dritten Satzihrer Symphonie Nr. 1 zu hören, densie nicht als Menuett oder Scherzo,sondern als Juba Dance gestaltet,einen Stampftanz der Sklavinnenund Sklaven in den Südstaaten.Als Tochter eines Zahnarztes undeiner Musiklehrerin gehörte dieam 9. April 1887 in Little Rock imBundesstaat Arkansas geboreneFlorence Beatrice Price zur schwarzenMittelschicht. Bereits mit vierJahren trat sie als Pianistin auf undveröffentlichte mit nur elf Jahrenerste Kompositionen. Sie studierteam New England ConservatoryKlavier, Orgel und Musiktheorie,danach unterrichtete sie, wie so vielehochmusikalische Frauen den Konventionenihrer Zeit folgend, an verschiedenenAusbildungsinstituten.1927 ging sie aufgrund der Rassenunruhennach Chicago, wo sie Teilder Chicago Black Renaissancewurde, komponierte Werke mit dezidiertafroamerikanischem Hintergrundund ließ sich von ihrem gewalttätigenweißen Ehemann scheiden.Zeit ihres Lebens kämpfte die zweifacheMutter für ihre Anerkennung,doch die meisten ihrer 300 Kompositionenblieben unveröffentlicht.Erst seit einigen Jahren wird ihreMusik zunehmend wiederentdeckt.ORCHESTERKONZERTWIENER SYMPHONIKERDirigent Dirk KaftanSopran Marlis PetersenCharles Ives Central Park in the DarkRichard Strauss Vier letzte LiederFlorence Price Symphonie Nr. 1e-Moll30. Juli 2023 – 11.00 UhrFestspielhaus | Großer SaalDie Orchesterkonzertewerden präsentiert vonFLORENCE PRICEORCHESTERKONZERTE35

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