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Festspielzeit Sommer 2016 Extra

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

OPERNSTUDIO AM KORNMARKT

OPERNSTUDIO AM KORNMARKT Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Opernstudio einzurichten? Elisabeth Sobotka: Junge Sänger liegen mir sehr am Herzen und ich beschäftige mich schon lange mit der Frage: Wie kann man für junge Sänger, die am Anfang einer Karriere stehen, eine Atmosphäre schaffen, in der sie sich einerseits entwickeln können und andererseits angespornt werden, all das, was sie gelernt haben anzuwenden und vielleicht noch etwas dazuzulernen? In Bregenz gibt es einen perfekten Ort für genau so eine Atmosphäre: das Vorarlberger Landestheater. Hier kann man große Opernliteratur mit den jungen Sängern erarbeiten, so als wäre es ein erstes Haus, irgendwo auf der Welt. Ein bisschen aus dem Fokus, aber dennoch mitten im Echtbetrieb. Voriges Jahr Così fan tutte, dieses Jahr Don Giovanni. Warum eignen sich Mozart-Opern für ein Opernstudio besonders gut? Es gibt kaum andere Stücke, wo man so viel lernen kann, wie bei den drei Mozart-Opern, für die Lorenzo da Ponte die Libretti geschrieben hat. Da wird alles, was das Leben zu bieten hat, in poetischer, witziger, aber auch tragischer Form abgehandelt. Das konnten wir voriges Jahr auch hervorragend bei Così fan tutte im Opernstudio sehen, und dieses Jahr wieder bei Don Giovanni – was dieses Stück für eine Bandbreite hat! Schon diese Unklarheit: Was ist zwischen Donna Anna und Don Giovanni wirklich passiert? Diese nie klar in eine Richtung festgelegte Musik. Wenn es tragisch wird, ist immer auch ein bisschen Humor dabei und wenn es lustig ist, spürt man auch den tiefernsten Untergrund. Das ist ein Kosmos, an dem gerade junge Sänger besonders wachsen können. Wie wählen Sie die Sänger für das Opernstudio aus? In diesem Jahr haben wir erstmals mit dem Gesangswettbewerb Neue Stimmen der Bertelsmann Stiftung zusammengearbeitet. Das ist ein sehr großer, sehr guter internationaler Wettbewerb mit einer hervorragenden Vorauswahl. Von dort haben wir fünf der acht Sänger mitgebracht. Susanne Schmidt, die Operndirektorin der Bregenzer Festspiele, hat eine ähnlich große Begeisterung wie ich für das Opernstudio und auch für die jungen Sänger. Wir beide haben beim Wettbewerb die Sänger mehrmals gehört und nach dem Konzert mit ihnen gesprochen, so bekommt man ein Gefühl für die Sänger. Die Sänger für jene Rollen, die wir dort nicht besetzen konnten, haben wir uns andernorts zusammengesucht. Der Bass zum Beispiel kommt von dem von der Liz Mohn Kultur- und Musikstiftung unterstützten Opernstudio der Staatsoper Berlin. Unser Don Giovanni-Ensemble ist sehr international. Die Sänger kommen aus Brasilien, China, Südkorea, Schottland, Kroatien, Österreich, Israel und Russland – einmal quer durch die Welt. Verfolgen Sie, wie es mit den jungen Sängern nach den Festspielen weitergeht? Natürlich. Ich würde mir sogar wünschen, dass die Sänger den Bregenzer Festspielen erhalten bleibt. Es ist zwar noch ein bisschen früh, darüber zu sprechen, und auch etwas hoch gegriffen, aber in meiner Phantasie sehe ich eine Art Bregenzer Ensemble. Es wäre schön, wenn wir die Künstler auf einem längeren oder kürzeren Abschnitt ihres künstlerischen Lebens begleiten könnten. Es macht einen großen Unterschied in der Zusammenarbeit, wenn man um den Menschen, der da auf der Bühne steht, und seine Entwicklung weiß. Brigitte Fassbaender unterrichtet die Meisterklasse, Barbara Wysocka führt Regie, um Bühne und Kostüm hat sich Barbara Hanicka gekümmert ... ... und Hartmut Keil, ein Mann, dirigiert. Haben Sie absichtlich so viele Frauen engagiert? Nein, gar nicht. Es ist mir noch nicht einmal aufgefallen. Bei der Regisseurin Barbara Wysocka sind wir überzeugt, dass sie ideale Umstände für diese jungen Sänger schaffen kann. Mit ihr können die Sänger eine sehr klare, deutliche Idee ausarbeiten und im Detail beleben. Und Brigitte Fassbaender ist eine Art Zentrum des Opernstudios. Sie beherrscht diese Mischung aus Strenge und Zuwendung. Die Teilnehmer wissen, sie dürfen Fehler machen, aber sie müssen es sich auch sagen lassen, ohne beleidigt zu sein. Welche Funktion hat die Meisterklasse von Brigitte Fassbaender innerhalb des Opernstudios? Ihre Meisterklasse ist ein unglaublich schöner Start für das Projekt. Anders als in einem Opernhaus haben bei Festspielen die Sänger nicht ein Jahr lang die Möglichkeit sich kennenzulernen. Als geradezu ideal hat sich erwiesen, wenn die Meisterklasse vor den Proben stattfindet. Brigitte Fassbaender fordert jeden Sänger noch einmal richtig heraus, sie arbeitet an der Interpretation, am Stil und an der Technik. Gleichzeitig entwickelt sich unter den Sängern ein Gruppengefühl, man könnte es fast Ensemblegeist nennen. Gerade bei Mozart ist es oft ein langer Weg, bis sich die einzelnen Sänger als Ensemble sehen. Aber genau das ist immens wichtig. Zwischen den Sängern muss ein großes Vertrauen herrschen, damit die Schnelligkeit und die Beweglichkeit, die Agilità möglich wird, damit man im besten Sinne aufeinander eingespielt ist. Das ist letztes Jahr bei Così fan tutte wunderbar gelungen und dieses Jahr zum Glück wieder! 14

Die jungen Sängerinnen und Sänger von der Oper im Kornmarkt »Don Giovanni« erhalten in der Meisterklasse wertvolle Tipps zu Stil und Technik. DON GIOVANNI Sie kommen richtig ins Schwärmen, wenn Sie vom Opernstudio erzählen. Es ist ein Herzensprojekt von mir. Und gerade kurz nach Probenbeginn kann ich gar nicht mehr aufhören, vor Begeisterung zu sprudeln. Besuchen Sie die Proben persönlich oder lassen Sie sich davon berichten? Wenn man sich von Proben nur berichten lässt, hört man immer nur das Falsche. Die Probenzeit ist die beste Zeit, weil das zum Leben kommt, was man sich irgendwann einmal mit den Kollegen ausgedacht hat. Man sieht den Fortschritt und auch, was nicht funktioniert. Auch das Opernstudio machen wir ja schlussendlich fürs Publikum. Mein Team und ich sind das Probe-Publikum. Das wichtigste Ziel ist, dass die Sänger mit den Zuschauern in eine lebendige Kommunikation treten. Das ist auch das schwerste. Ziehen junge Sänger ein junges Publikum an? Vielleicht. Auch wenn es schon ganz lange nicht mehr so ist, hält sich das verstaubte Image der Oper in manchen Köpfen. Oper ist aber – im besten Fall – unglaublich modern und lebendig. Und ich glaube schon, dass ein junges Publikum das Moderne und Frische eher Gleichaltrigen zutraut, aber hier in Bregenz, besonders auf der Seebühne, gibt es kaum noch eine Schwellenangst beim Publikum. Diese gar nicht erst aufkommen zu lassen, ist uns sehr wichtig. Wie geht es Ihnen im zweiten Jahr in Bregenz? Es ist toll, dass wir im letzten Jahr so einen Erfolg hatten. Auch dass das Opernstudio mit Così fan tutte beim Publikum so gut ankam, war eine schöne Bestätigung. Nach meinem ersten Jahr Rückenwind zu haben, ist sehr angenehm. Jetzt in den Sommermonaten, wenn die Proben begonnen haben, die Aufführungen stattfinden, wird alles wieder lebendig hier am See. Man steht mitten im Prozess und das ist einfach schön. Es geht mir gut hier, ich kann es gar nicht anders sagen. OPERNSTUDIO AM KORNMARKT DON GIOVANNI Wolfgang Amadeus Mozart Dramma giocoso in zwei Akten KV 527 (1787) | Libretto von Lorenzo da Ponte | In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Vorstellungen 15., 16., 18. & 20. August 2016 – 19.30 Uhr | Vorarlberger Landestheater Das Opernstudio wird präsentiert von GrECo Internaonal Risiko- und Versicherungsmanagement VMG Versicherungsmakler 15

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