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Festspielzeit Sommer 2016

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

WERKSTATTBÜHNE

WERKSTATTBÜHNE Meusburger und Habjan entwickelten aus intensiven persönlichen Gesprächen mit Friedrich Zawrel einen berührenden Theaterabend mit Habjans Puppen. Beide Künstler legen den Finger gern in die Wunde und setzen auf die poetische Kraft des Theaters. Kurz nach der diesjährigen Bundespräsidentenwahl sorgte Habjans Hinweis auf Facebook, dass Norbert Hofer mit einer Kornblume 2013 im Nationalrat ein nationalsozialistisches Symbol im Knopfloch getragen hatte, für heftige Auseinandersetzungen im sozialen Netzwerk. Mit Staatsoperette – Die Austrotragödie greifen Meusburger und Habjan ein weiteres historisch heikles Thema in Österreich auf: Bis heute wird das Verhalten von Kirche und Politik zwischen den beiden Weltkriegen unterschiedlich beurteilt, einige lehnen den Begriff Austrofaschismus ab. Franz Novotnys und Otto M. Zykans Film Staatsoperette sorgte 1977 bei der Fernsehausstrahlung für einen enormen Skandal, bis heute war der Film in voller Länge nicht mehr im ORF zu sehen. Die schon damals geplante Bühnenfassung war bisher nicht realisiert worden, die Bregenzer Festspiele und die Neue Oper Wien bringen sie nun zum ersten Mal auf die Bühne. Gemeinsam mit der Witwe des Komponisten, Dr. Irene Suchy, las Nikolaus Habjan 2010 Ausschnitte aus dem Text. Dafür entwarf er schon damals eine Puppe von Adolf Hitler, die er für die Uraufführung neu gebaut hat. Für Simon Meusburgers Inszenierung entwarf Habjan Puppen Für »Staatsoperette – Die Austrotragödie« entwarf und baute Nikolaus Habjan Puppen sämtlicher historischer Führerfiguren. 26

sämtlicher historischer Führerfiguren. Der Bau einer Puppe erfordert nicht nur handwerkliches Können, das sich Habjan durch eigene Experimente und einige Kurse beigebracht hat, sondern auch ein genaues Studium des Menschen, wenn es sich bei der Puppe um eine reale Person handelt. Im Falle des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß stand Habjan vor besonderen Herausforderungen. Bis heute finden sich an zahlreichen Orten in Österreich Totenmasken des Politikers, der den Austrofaschismus mitbegründete und 1934 von Nationalsozialisten ermordet wurde. Habjan gelang es nicht, eine der Masken für seine Arbeit auszuleihen. Als er vor einem Auftritt in der Maskenabteilung des Wiener Volkstheaters geschminkt wurde, entdeckte er plötzlich im Spiegel hinter sich unter zahlreichen anderen Masken auch eine Totenmaske Engelbert Dollfuß‘. Nun konnte er für den Puppenbau direkt mit dessen Gesichtsabdruck arbeiten. Äußerst virtuos betreibt Habjan auch eine weitere Leidenschaft: das Pfeifen. Was sich am Ende des 19. Jahrhunderts in der Wiener Unterhaltungsmusik etabliert hatte – Hans von Tranquillini, genannt Baron Schani, war der erste Kunstpfeifer des Schrammel-Ensembles gewesen–, übertrug Habjan auf die Welt der Oper. Vor Koloraturen und hohen Tönen schreckt er nicht zurück, sondern sucht sie geradezu als Herausforderungen. Für seinen Auftritt bei den Bregenzer Festspielen hat er Calafs »Nessun dorma« aus Turandot in sein Repertoire aufgenommen. Wer bei den Festspielen anruft und kurz warten muss, erhält schon einen musikalischen Vorgeschmack. SEESTUDIO | FESTSPIELHAUS MUSIK & POESIE ICH PFEIFE AUF DIE OPER! Sprecher | Puppenspieler | Pfeifer Nikolaus Habjan Klavier Daniel Nguyen STAATSOPERETTE Vorstellung Heute hat er seinen Puppenbau professionalisiert und reserviert in seinem strengen Terminkalender einzelne Zeitfenster für seine Werkstatt. Als Kind experimentierte er mit unterschiedlichen Materialien, von denen er sich einige bis heute bewahrt hat. Seine ersten Puppen entstanden aus Schaumgummi, Pappbechern und Damenstrümpfen, die er mit Stecknadeln fixierte. Seine Klappmaulpuppen ermöglichen gleichzeitig ein einfaches und sehr virtuoses Spiel. NIKOLAUS HABJAN ist seit seinem Studium der Musiktheater-Regie in Wien als Puppenspieler, Kunstpfeifer und Regisseur unter anderem am Burgtheater und Volkstheater Wien, Schauspielhaus Graz, Schuberttheater Wien und bei zahlreichen Festivals europaweit zu erleben. 24. Juli – 19.30 Uhr | Seestudio WERKSTATTBÜHNE STAATSOPERETTE – DIE AUSTROTRAGÖDIE Otto M. Zykan In zwei Akten | Eine Bearbeitung der »Staatsoperette« von Franz Novotny und Otto M. Zykan (1977) durch Michael Mautner und Irene Suchy (2015) | Uraufführung Vorstellungen 2. & 4. August – 20.00 Uhr | Werkstattbühne EINE KOPRODUKTION MIT 27

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