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Festspielzeit Sommer 2017

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

GOTT SPIELEN OPER IM

GOTT SPIELEN OPER IM FESTSPIELHAUS GIOACHINO ROSSINIS MOSES IN ÄGYPTEN KOMMT IN EINER EINZIGARTIGEN ZUSAMMENARBEIT DER REGISSEURIN LOTTE DE BEER MIT DEM THEATERKOLLEKTIV HOTEL MODERN AUF DIE BÜHNE

MOSES IN ÄGYPTEN ich das Stück kennenlernte, dachte »Als ich: Hilfe, wie werde ich es jemals möglich machen können, das Rote Meer zu teilen?« Für die Regisseurin Lotte de Beer stellt Gioachino Rossinis Oper Moses in Ägypten (Mosè in Egitto) eine besondere Herausforderung dar. Die biblische Geschichte von den Plagen, die der Gott der Israeliten über die Ägypter verhängt, weil diese jene nicht aus der Gefangenschaft ziehen lassen, erfordert auf der Opernbühne außergewöhnliche Lösungen. Lassen sich Finsternis und Blitzschläge noch recht einfach verwirklichen, benötigt der Gang durch das Rote Meer besondere Kreativität. Die Situation übersteigt schon in der Bibel die menschliche Vorstellungskraft: Moses flieht mit seinem Volk aus Ägypten und wird von den Truppen des Pharaos verfolgt. Selbst seine eigenen Leute glauben ihren Augen nicht, als Moses mit seinem Stab das Meer teilt und einen Weg für sie öffnet. Für die Verfolger schließt sich das Meer wieder, sie kommen in den Fluten um. »Ich las, dass selbst Rossini vom Bühneneffekt bei der Uraufführung sehr enttäuscht war und frage mich, ob moderne Techniken ihm besser gefallen hätten. Natürlich lässt sich immer die Abstraktion wählen, um die vielen Plagen, die großen Massenszenen, Feuer, Hagel und Meer darzustellen, aber irgendwie fühlte sich das nicht richtig an«, beschreibt Lotte de Beer ihre Überlegungen. Zudem erschien es ihr nicht ausreichend, die Oper ausschließlich auf den Nahostkonflikt und die Flüchtlingskrise zu reduzieren, obgleich diese Themen im Werk sehr präsent sind. Der Grund für Rossinis Stoffwahl für seine Oper, die er nicht als solche bezeichnen konnte, lag im Zeitraum der Fastenzeit, wofür er das Werk schrieb. Bereits seit Ende des 18. Jahrhunderts war es üblich, in Neapel Opern mit biblischem Inhalt während der Fastenzeit aufzuführen, weltliche Opern durften nicht gespielt werden. Elegant hatten Rossini und sein Librettist Andrea Leone Tottola in die biblische Handlung jedoch die heimliche 13 Liebesgeschichte des Pharaonensohns mit einer Hebräerin eingebaut. Die Azione tragico-sacra, wie das Werk offiziell bezeichnet wurde, hat also dennoch ihre Liebesgeschichte. Der biblische Stoff stellte die Regisseurin vor weitere Herausforderungen: »Ich fragte mich auch, wie die Gottesvorstellung in diesem Werk zu behandeln ist. Nehme ich sie ernst und akzeptiere das göttliche Eingreifen als gegeben? Oder sehe ich die göttlichen Elemente durch meine eigenen atheistischen Augen? Keines von beiden erschien richtig.« Im Alten Testament nahm Lotte de Beer den Gott als »unvernünftig, launisch, sogar selbstsüchtig« wahr: »Er erinnerte mich sehr an die menschlichen Charaktere in Mosè in Egitto. Daraus folgte die Frage: Ist es relevant, ob Gott die Menschheit nach seinem Bild geschaffen hat oder die Menschheit einen Gott nach ihrem Bild? Wie auch immer die Antwort ausfällt, die Gottesvorstellung sagt immer etwas über uns Menschen aus.« All diese Aspekte brachten Lotte

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