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Festspielzeit Sommer 2017

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

DER FESTSPIEL- VISIONÄR

DER FESTSPIEL- VISIONÄR BREGENZER FESTSPIELE Richard Wagners utopisches Werk Der Ring des Nibelungen bei den Bregenzer Festspielen Richard Wagners Der Ring des Nibelungen ist Festspielmusik. Der deutsche Komponist, der für seine Opern auch die Texte schrieb, entwarf mit seinem vierteiligen Opernwerk auch die Idee eines Festivals, das er nach vielen Jahrzehnten und Hindernissen mit der Eröffnung der Bayreuther Festspiele 1876 tatsächlich verwirklichen konnte. Angeregt durch die revolutionären Unruhen am Ende der 1840er-Jahre entwickelte Wagner sein Konzept einer musikdramatischen Erzählung der Nibelungensage anhand eines utopischen Gedankens für deren Aufführung. Utopisch erscheint auch vieles in der Handlung des Ring des Nibelungen, vor allem die Idee des Göttervaters Wotan, das von ihm gezeugte Zwillingspaar Siegmund und Sieglinde einen Spross hervorbringen zu lassen, der als freier Held den aus dem Rheingold geschmiedeten Ring und die damit verbundene Macht ihm zurückholt. Davon handelt hauptsächlich Die Walküre, der sogenannte Erste Tag der Tetralogie. 4

Schon sehr früh in seiner Beschäftigung mit der Nibelungen-Idee wurde Wagner klar, dass die gewöhnlichen Umstände an einem Theater seinem Werk nicht genügen können. An seinen Freund Theodor Uhlig schrieb er 1851: »Mit dieser meinen neuen Konzeption trete ich gänzlich aus allem Bezug zu unserem heutigen Theater und Publikum heraus: ich breche bestimmt und für immer mit der formellen Gegenwart.« In der politischen Revolution, an der er in Dresden aktiv teilgenommen und die ihm eine steckbriefliche Verfolgung beschert hatte, sah er das Potential, dass die »ganze Theaterwirtschaft« seiner Zeit zusammenbreche. »Aus den Trümmern rufe ich mir dann zusammen, was ich brauche: ich werde, was ich bedarf, dann finden. Am Rheine schlage ich dann ein Theater auf, und lade zu einem großen dramatischen Feste ein.« Wagners radikale Pläne zu dieser Zeit betonten die Einmaligkeit der Aufführung: Als Spielort sah er ein »roh gezimmertes Theater« vor, die Partitur von Siegfrieds Tod – so nannte er den ersten Entwurf – sollte nach der Aufführung verbrannt werden. Mag Wagner wohl einen Ort am Rhein in Mitteldeutschland im Sinn gehabt haben, hatten unweit der Rheinmündung in den Bodensee 1946 inmitten der Nachkriegsunruhen einige Visionäre die Idee für eine Festwoche, aus der die Bregenzer Festspiele hervorgingen. Auf der Seebühne wurde 1973 sowie 1989/90 Wagners Der fliegende Holländer inszeniert. Neben dem besonderen Ort ist die konzen- trierte Zeit ein wichtiges Kennzeichen von Festivals. Von der Idee einer einmaligen Veranstaltung rückte Wagner in späteren Plänen zwar wieder ab; die kurze Dauer, in der ausgewählte Künstler einzigartige Aufführungen hervorbringen, bestimmt seine Bayreuther Festspiele jedoch bis heute. Bei der Konzeption seines Ring des Nibelungen bezog sich Wagner auf die Struktur der Festspiele in der griechischen Antike, den Dionysien zu Ehren des Gottes Dionysos, der für Rausch, Verwandlung, Wein und Ektase zuständig war. Diese Dionysien fanden jeweils wenige Tage statt und brachten an einem Tag die Aufführung einer Tetralogie. Sie bestand aus drei Tragödien und einem Satyrspiel. In Wagners Tetralogie wurden daraus Das Rheingold als »Vorabend« sowie die drei »Tage« Die Walküre, Siegfried und Götterdämmerung. Heutzutage gehören Aufführungen von Wagners Ring an mittleren und großen Opernhäusern zum Repertoire und sind damit auch für ein Publikum jenseits der Bayreuther Festspiele als einzigartiges Werk der Operngeschichte zu erleben. Gleichzeitig hat diese Praxis dazu geführt, dass Wagners ursprünglich revolutionäre Gedanken nicht immer zum Tragen kommen. Das einmalige Ereignis, das der Komponist im Sinn gehabt hatte und wie er es in seiner eigenen Inszenierung des gesamten Ring in Bayreuth 1876 offenbar nur bedingt verwirklichen konnte, erhielt bereits sieben Jahre zuvor einen unerwünschten Dämpfer: König Ludwig II., der Wagners Schaffen mit beträchtlichen Summen unterstützte, erzwang gegen dessen Willen die Uraufführung des bereits vollendeten Rheingold im Königlichen Hof- und Nationaltheater in München. Dabei hatte Wagner doch 1851 betont, dass er »keine ›Repertoirestücke‹ nach den modernen Theaterbegriffen im Sinne« hatte! Heutige Interpretationen und Bearbeitungen stehen daher vor der Herausforderung, wie sie die Radikalität von Wagners künstlerischen Ideen transportieren. Gerade außergewöhnliche Ideen wie die Insektenwelt des Puppen- und Objekttheaterkollektivs Hotel Modern in ihrer neunzigminütigen Version des Ring ermöglichen neue Sichtweisen auf das Werk. Wagner schöpfte über mehrere Jahrzehnte immer wieder neuen Mut, dass seine radikalen Vorstellungen eines Tages verwirklicht werden. Dieser beharrliche Glaube an die Kraft seiner utopischen Ideen fasziniert bis heute an der widersprüchlichen Persönlichkeit Richard Wagner. Nicht zuletzt deshalb sollte sein viel zitiertes Bonmot auf den Fahnen sämtlicher Festivals stehen: »Kinder, schafft Neues!« FESTSPIELHAUS ORCHESTERKONZERT WIENER SYMPHONIKER Die Wiener Symphoniker spielen Wagners Siegfried-Idyll und Die Walküre. Am Pult steht Chefdirigent Philippe Jordan (siehe folgendes Interview). Orchesterkonzert 30. Juli 2017 – 11.00 Uhr | Festspielhaus WERKSTATTBÜHNE DER RING IN 90 MINUTEN Richard Wagner Das Theaterkollektiv Hotel Modern versetzt den Ring des Nibelungen in die Insektenwelt. Premiere 29. Juli 2017 – 20.00 Uhr Vorstellung 30. Juli – 20.00 Uhr | Werkstattbühne SPIELZEIT 2017 5

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