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Festspielzeit Sommer 2018

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

Der Traum-Schnitzer

Der Traum-Schnitzer BREGENZER FESTSPIELE Außerhalb des Rampenlichts arbeiten ganzjährig 80 Mitarbeitende bei den Bregenzer Festspielen. Einer davon ist Ingo Lang, Leiter der hauseigenen Tischlerei. Er stammt aus Bizau – jener Gemeinde im sogenannten Hinteren Bregenzerwald, die als einzige gleich drei Bäume im Dorfwappen zeigt. So viel Holz hat sonst niemand. 32

Fast die Hälfte der insgesamt 128 in Vorarlberg ansässigen Zimmerei-Betriebe stammen aus dem Bregenzerwald. Holz ist eine der reichen, ständig nachwachsenden Ressourcen in Vorarlberg. Es scheint also naheliegend, dass Ingo Lang Tischler wurde. Obwohl er das zunächst gar nicht wollte. Sein Großvater hatte Holzräder für Fuhrwerke hergestellt, sein Vater arbeitete in einer Tischlerei. Eigentlich konnte Ingo keinen anderen Beruf ergreifen, als irgendwas mit Holz zu machen. Doch damals hatte er Sorge, nach einer Nullachtfünfzehn-Ausbildung in einem x-beliebigen Industriebetrieb zu landen. »Das wäre nichts für mich gewesen«, sagt er heute mit ruhiger Stimme. Etwas Kreatives musste es sein. Etwas, wo Handwerk, Holz und vielleicht sogar ein bisschen Kunst zusammenfinden. kantem Bregenzerwälder Dialekt. Er nahm Unterricht bei Kunstmaler Christian Ludwig Attersee, schuf Skulpturen, schnitzte Akte aus den unterschiedlichsten Holz-Arten. »Hier fand ich, wonach ich suchte.« Trotzdem ging er vor Vollendung seiner Ausbildung fort von dort. Die Salzburger Festspiele lockten mit einem Angebot als Bühnenbildhauer. »Ich war damals zum ersten Mal am Theater, und ich war sofort angezogen.« Denn auch hier ging es um Skulpturen und Formen, wenn auch in größeren Dimensionen. Vor allem aber: Der Holzanteil am Opern-Kulissenbau ist hoch, durchschnittlich zur Hälfte bestehen Bühnenbilder aus dem traditionellen Werkstoff. Die anderen Materialien sind Stahl, Kunststoff und Textilien. Ingo blieb also seinem Metier Holz treu und konnte dennoch Neuland betreten. Jede Opern-Kulisse ist neu – neu erdacht, neu geplant, neu erbaut – und das genaue Gegenteil von industrieller Serienfertigung. »Das bedeutet jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung, mein kreatives inneres Ich wird dabei angesprochen. Wie beim Holzschnitzen«, erläutert Ingo. Das skulpturale Denken, das Planen in der dritten Dimension und nicht nur in Millimetern, Bauplänen und rechten Winkeln kommt ihm zugute. »Ich stelle mir vor, wie das Bühnenbild in seiner Gesamtheit wirken soll, wie die einzelnen Teile am besten zueinander passen. Danach lege ich die Fertigung aus, und nicht umgekehrt.« Ingo lässt eine Art Mosaik der architektonischen Körper entstehen. 1990 startete Ingo bei den Bregenzer Festspielen, zunächst als Techniker im Kulissenbau. Seit 2007 leitet er die Tischlerei des Kulturunterneh- DER TRAUM-SCHNITZER Augenscheinlich erfüllt der 1969 geborene »Wälder-Bub« kein Handwerker-Klischee: keine blaue Arbeits-Latzhose, keine mit Werkzeug vollgestopften Hüfttaschen, keine industrienormkonforme Schutzbrille, die in der Brusttasche eines Karohemds steckt. Ingo ist nonkonform. Das sieht man, das spürt man. Ein ausgewaschener Kapuzenpulli verhüllt seinen schlanken Oberkörper, an seinen drahtigen Beinen schlabbern Bluejeans. In den ersten Berufsjahren trug er sein Haar in Hippie-Länge. Für die berühmte Tiroler Bildhauerschule Elbigenalp schaffte er 1984 die Aufnahmeprüfung. »Ein Traum ging in Erfüllung«, sagt Ingo in mar- 33

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