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Festspielzeit Sommer 2018

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

KAMPF UM FREIHEIT

KAMPF UM FREIHEIT BREGENZER FESTSPIELE Ob Carmen oder Rosina in Sevilla, Beatrice Cenci in Rom, Saiko und Midori im japanischen Atami, María und Alfonsina in Buenos Aires: Sämtliche Frauenfiguren im diesjährigen Festspielprogramm kämpfen um ihre Freiheit und versuchen, sich gegen übermächtige Männer zu behaupten. Manchen gelingt es, leider oft nur zeitweilig, einige bezahlen mit ihrem Tod. GEPEINIGT VOM VATER »Wir, die Kinder und die Frau, finden keinen Zufluchtsort. Qualen, die der eigene Vater uns bereitet, haben wehgetan, doch nicht uns stumm gemacht.« Mit diesen Worten fleht Beatrice auf dem Fest ihres Vaters Francesco Cenci die anwesenden Gäste um Hilfe an. Gemeinsam mit ihrem jüngeren Bruder Bernardo und ihrer Stiefmutter Lucrezia wird Beatrice von ihrem Vater, dem herrschsüchtigen Grafen, zu Hause festgehalten und misshandelt. Als einziger Ausweg erscheint den beiden Frauen die Ermordung des Vaters beziehungsweise Ehemanns. Was im heutigen Strafrecht als Haustyrannenmord bezeichnet wird, bezahlen in Berthold Goldschmidts Oper Beatrice Cenci die beiden Frauen mit dem Tod. FRAUENFIGUREN IM FESTSPIELPROGRAMM Diese grausame Geschichte, die sich am Ende des 16. Jahrhunderts in Rom tatsächlich zugetragen hat, erzählt der in Hamburg geborene Komponist Goldschmidt in seiner packenden Oper. Weniger als die schrecklichen Ereignisse thematisiert seine Musik die aufwühlenden Gefühlswelten, denen Beatrice ausgesetzt wird. Berührend und zart klingt ihr Abschied von der Welt im Stil eines Wiegenlieds. Mit einem ergreifenden Requiem nach der öffentlichen Hinrichtung endet die Oper. Zahlreiche Künstler stilisierten Beatrice und Lucrezia zu mutigen Frauenfiguren, die sich gegen einen gewaltsamen Patriarchen aufgelehnt hatten. EINGESPERRT VOM VORMUND Aus den Fängen ihres Vormunds kann sich Rosina in Gioachino Rossinis Der Barbier von Sevilla befreien. Beinahe gelingt es Doktor Bartolo, das junge Mädchen zu heiraten, doch die schlauen Intrigen des Barbiers Figaro kommen ihm zuvor. Geschickt führt er Rosina in die Arme des Grafen Almaviva, der seine Identität verschleiert und sich als Lindoro ausgibt. Figaro versucht, die Entführung Rosinas zu organisieren und muss sich spontan eine neue List ausdenken, nachdem Bartolo bereits den Notar mit dem Heiratsvertrag bestellt hat … BETROGEN VOM EHEMANN Obgleich der Jäger Josuke in Yasushi Inoues Novelle Das Jagdgewehr seit über zehn Jahren verheiratet ist, hat er ein Verhältnis mit seiner Geliebten Saiko. Am Strand im japanischen Atami schwören sich die beiden, Josukes Ehefrau Midori ein Leben lang zu betrügen. Perfiderweise trägt Saiko an diesem Tag einen graublauen Haori, der Midori gehört. Die Liebenden ahnen nicht, dass Midori sie dabei beobachtet, was diese aber über viele Jahre verschweigen wird. Diese Geschichte um Geheimnis, Liebe und Macht faszinierte den österreichischen Komponisten Thomas Larcher, der sie zur Grundlage seiner ersten Oper machte. Als Regisseur für die Uraufführung auf der Werkstattbühne konnte der Schauspieler und Filmregisseur Karl Markovics gewonnen werden. Seine beiden Kinofilme Atmen und Superwelt werden ebenfalls im Rahmen der Bregenzer Festspiele gezeigt. Auch in Superwelt spielt eine starke Frau die Hauptrolle: Die in ihrem Alltag gefangene Supermarktkassiererin und Mutter spürt 4

plötzlich eine intensive Verbindung zu Gott und stellt ihr Leben und das ihrer Familie auf den Kopf. Humorvoll und berührend erzählt Markovics von den einschneidenden Veränderungen im Leben seiner Hauptfigur. ALLEINGELASSEN VOM GELIEBTEN Einschneidend musste auch Alfonsina Storni ihr Leben verändern. In der Schweiz geboren, wanderte sie als Vierjährige mit ihren Eltern nach Argentinien aus. Mit elf Jahren begann sie zu schreiben und trat später als Tänzerin und Sängerin auf. Als Geliebte eines Lokalpolitikers war sie gezwungen, ihren gemeinsamen Sohn in der Anonymität von Buenos Aires aufzuziehen. Dennoch gelang es ihr, sich als Journalistin und Schriftstellerin zu behaupten und zu einer der bedeutendsten Autorinnen Lateinamerikas zu werden. Ein Lied, das 30 Jahre nach ihrem Tod entstand, wurde unter anderem von Plácido Domingo gesungen. Im Rahmen von Musik & Poesie widmet die Sängerin Christiane Boesiger der faszinierenden Schriftstellerin ein Programm mit Liedern und Gedichten. BEDROHT VOM LIEBHABER Mit Liedern behauptet auch die Zigarettenarbeiterin Carmen auf der Seebühne ihre Selbstständigkeit, besonders gegenüber ihrem Geliebten Don José, der sie schließlich zwingen möchte, bei ihm zu bleiben. In ihrer Habanera enthüllt sie ihre Idee von der freizügigen Liebe, mit einem beiläufig geträllerten Lied reagiert sie auf das Verhör des Leutnants. Ihre Seguidilla entwickelt sich zum rasanten Tanzlied, das in Kasper Holtens Inszenierung in eine atemraubende Choreographie im flachen Wasser mündet. Eine allein tanzende Frau galt zur Entstehungszeit von Georges Bizets Oper Carmen als unanständig, akzeptiert war nur der Paartanz – ein weiteres Indiz für Carmens gelebte Forderung nach Eigenständigkeit. Aufführungstermine der genannten Produktionen finden Sie im Spielplan in der Heftmitte, Informationen zu den Filmen Superwelt und Atmen auf www.filmforum.at. FRAUENFIGUREN Wichtiger als Liebe ist der Zigarettenarbeiterin Carmen ihre persönliche Freiheit. An 29 Abenden ist Bizets Carmen diesen Sommer auf der Seebühne zu erleben. 5

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