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Festspielzeit Sommer 2019

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

SPIEL AUF DEM SEE Eine

SPIEL AUF DEM SEE Eine windstille Nacht im April nutzte das Ballon-Team, um die Hülle im benachbarten Strandbad mit 1.300 Kubikmetern Helium zu füllen. »Manpower« dafür aufgewendet, den Fesselballon mit Helium zu befüllen. Der Wetterbericht wurde genau studiert, der Termin zwei Mal verschoben, bis sich eine Nacht von Freitag auf Samstag als ausreichend windstill anbot. Schließlich musste der dann pralle Ballon auch an zwei Bäumen vorbei ans Ufer auf den Transportkahn der Firma Salzmann manövriert werden. Um 1.300 Kubikmeter Helium in den Ballon zu bringen, dessen Hülle anfangs wie ein Pfannkuchen auf der Wiese lag, waren fünf Stunden veranschlagt. Etwas zu optimistisch, wie sich herausstellen sollte. Anhaltender Regen hatte das Unterfangen nicht einfacher gemacht für die drei aus England angereisten Spezialisten von Cameron Balloons, zehn Mitarbeiter von Technik und Beleuchtung der Bregenzer Festspiele und zwei Ballonfahrer, die den Ballon später steuern werden. Immer wieder musste das grau eingefärbte Netz, das sich über den immer fülliger werdenden Ballon spannt, ausgerichtet werden, wenn auf der einen Seite ein Sandsack angehängt und zum Balanceausgleich an anderer Stelle einer weggenommen wurde. Peletti: »Insgesamt hängt eine Tonne Sand am Ballon!« BALLONFAHREN WILL GELERNT SEIN Seine spezielle Hülle fühlt sich wie eine LKW-Plane an, ist gasdicht und muss zu einem gewissen Grad UV-beständig sein. Von dem, was die Besucher im Laufe einer Aufführung erleben werden, darf zumindest verraten werden: Der Ballon hat ein Innenleben. Eine Metallplatte trennt Helium und Luft, über ihr befindet sich ein Beleuchtungskörper, der von sechs Seilen im Zentrum des Ballons stabilisiert wird. Der Ballon selbst ist zunächst in einem Ring in der »Hand Bregenz« (so bezeichnet, weil sie der Stadt zugewandt ist) verankert. Dieser Ring besteht, damit der Ballon gefahrlos aufliegt, aus glatt geschliffenem und sauber lackiertem Holz. Bei dieser Ruhestellung spricht der Ballonfahrer von der sogenannten 6 »Sturmposition«, die allen Widrigkeiten des Wetters trotzen muss, beschreibt Peletti die aufwendige Sicherungslogistik: »Eine Hauptwinde hebt und senkt den Ballon, der dann durch das Fesselseil und drei Positionierseile befestigt ist. Es braucht während der Aufführung also immer drei Leute für die Seile plus einen Ballonfahrer.« Bewährte Ballonfahrer der Sky Fun Ballon AG aus St. Margrethen in der Schweiz werden zu jedem Zeitpunkt darüber wachen, dass sich der Ballon für Rigoletto so verhält, wie es die Regie beabsichtigt. LUFTSCHIFF VORAUS Doch blenden wir noch einmal an den Samstag Ende April zurück. Der gelb-grau gestreifte Ballon, mittlerweile mit Helium befüllt, schwebt mal wenige Zentimeter, mal zwei Meter über der Wiese und wird von einem Dutzend Männer und Frauen an Seilen festgehalten. Ganz langsam, Schritt für Schritt, bewegen sie sich ans Ufer. Dort ankert ein Kieskahn, auf ihm steht ein gelber

Bagger. Die Baumaschine fährt einige Meter nach vorne an den Bug, der Ballon wird an der Baggerschaufel vertäut. Eine Handvoll Zaungäste hat sich eingefunden und beobachtet gespannt, wie der Bagger nun rückwärts langsam den Ballon auf das Schiff zieht. Dann geht es vergleichsweise schnell. Nach einer guten Viertelstunde ist das außergewöhnliche Schiff-Bagger-Ballon- Gespann an der Seebühne und wird an seinem Bestimmungsort in Sturmposition gesichert. Wenige Tage später werden die Bregenzer den Rigoletto-Ballon erstmals über der Bregenzer Bucht schweben sehen und in Aktion erleben. Jede Bewegung muss bis zum Beginn der eigentlichen Proben ausgetestet werden. Es geht um Sicherheit, hält Peletti fest, »denn der Korb darf bis zu drei Personen transportieren«. RIGOLETTO ALLES, WAS RECHT IST Auch wenn der Ballon bei Rigoletto die ganze Zeit quasi erdverbunden bleibt, so mir nichts, dir nichts darf ein Fesselballon nicht installiert und benutzt werden. Rechtlich gesehen nimmt man mit ihm nämlich am Luftverkehr teil. Daher waren im Vorfeld verschiedene Abklärungen und Bewilligungen notwendig. Für den Rigoletto-Ballon brauchte es ein spezielles Zertifikat der Europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA. Sie hat ihren Sitz in Köln und regelt die zivile Luftfahrt innerhalb der EU. Bis zur Abnahme durch die EASA stellte die dem österreichischen Verkehrsministerium untergeordnete Flugsicherungsagentur Austro Control ein vorläufiges »Permit« aus. Verglichen mit dem Befüllen und dem Eingliedern des kugelförmigen Hinguckers ins Rigoletto-Bühnenbild war das Behördenverfahren jedoch eine leichte Übung. Zu welchen Momenten der ergreifenden Musik der Ballon in den Himmel schweben wird, benötigt dann keine behördliche Prüfung mehr, sondern die neugierigen Augen und Ohren von knapp 7.000 Zuschauern. Auf ihn hat der Rigoletto-Clown lange gewartet: Der Fesselballon komplettierte als letztes Puzzleteil das Bühnenbild. 7

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