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Festspielzeit Sommer 2022

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

vorgemalt, der Assistent

vorgemalt, der Assistent von Michael Levine hat uns von der Tribüne aus über Funk angeleitet.« SPIEL AUF DEM SEE Während zwei Kascheurinnen am Boden die Landschaft gestalten, arbeiten Robert Grammel und sein Kollege Matthias Trostberger in luftiger Höhe. Bis zu 23 Meter hinauf müssen sie, um die Berglandschaft zu erschaffen. Auf Schaukeln sitzend hängen sie an Seilen, tragen Schicht für Schicht auf. Eines der zwei Seile ist das Sicherungsseil. »Würde ein Seil beschädigt, könnte uns das andere abfangen«, erklärt Grammel. Gearbeitet wird immer zu zweit, das sei Grundvoraussetzung für die Höhenarbeit am Seil: »Weil im Ernstfall ein Partner den anderen bergen müsste.« Die wirkliche Herausforderung für die beiden stellt aber nicht die Höhenarbeit dar, dafür sind sie als ausgebildete Industrie-Kletterer und begeisterte Hobby-Kletterer trainiert, sondern die für Madame Butterfly geforderte Maltechnik. Robert Grammel: »Wir imitieren ja die lasierende Technik einer Tuschzeichnung. Das ist in der Senkrechten nicht einfach. Schließlich soll die Farbe ja nicht die steile Bühnenwand hinunterrinnen.« Um ein schönes Ineinanderfließen zu ermöglichen, wird nicht mit dem Pinsel, sondern mit der kleinen Malerrolle gearbeitet. Als seine schwierigste Aufgabe sieht Grammel, »die Leichtigkeit der Darstellung glaubhaft zu erzählen, beispielsweise, dass Nebel aus den Tälern aufsteigt«. Gearbeitet wird jeweils an zwei Abschnitten der Kulisse, die immer wieder getauscht werden. Einmal arbeitet Grammel links, dann wieder Trostberger. »Wir sind ja keine Maschinen, jeder hat seine eigene Handschrift«, erläutert Robert Grammel, »diese Handschrift soll aber nicht sichtbar werden, deshalb arbeiten wir abwechselnd am gleichen Abschnitt, um ein einheitliches Bild entstehen zu lassen.« 10

Kascheur Frank Schulze (links) und Bühnenbildner Michael Levine gleichen das Ergebnis der Malarbeiten auf der Seebühne mit der Vorlage auf dem Papier ab. Zum Schutz gegen das Sonnenlicht, das von der hellen Bühnenfläche reflektiert wird, tragen Schulze und sein Team bei der Arbeit Gletscherbrillen. MADAME BUTTERFLY Gute Kondition erfordert nicht nur die Malerei in der Höhe. Für deren Kontrolle lege er täglich mehrere Kilometer zu Fuß zurück, sagt Grammel: »Wer nur 50 Zentimeter vom Bild entfernt malt, sieht ja nur einen kleinen Teilbereich. Die Perspektive bekommt man erst, wenn man das Gemalte von der Tribüne aus betrachtet.« Mehrmals täglich wird deshalb das Werk aus der Entfernung kontrolliert, mit dem Bühnenbildner abgestimmt. Das heißt: hinunterklettern, über Hinterbühne und Steg auf die Tribüne gehen, das Geschaffene aus der Ferne betrachten. »Da macht man schon einige Kilometer.« Besonders sind auch die Arbeitsbedingungen auf der riesigen weißen, das Sonnenlicht reflektierenden Fläche. »Eigentlich sind es Herausforderungen wie auf einem Gletscher«, vergleicht Grammel, »deshalb tragen wir auch Gletscherbrillen, Kopfbedeckung und brauchen Sonnenschutzfaktor 50.« Die Farben des Landschaftsbildes auf der Bühne sind fast monochrom. Grau- und Schwarztöne dominieren, aufgelockert durch etwas Grün eines großen Baumes und leichtes Blau, dort wo der See das Blatt bedecken darf. Zum Leben erweckt wird die stille Landschaft beim Spiel auf dem See durch die Bühnenbeleuchtung, Videoprojektionen. »Das durchscheinende Weiß des Papierblatts, seine Falten und Wellen entwickeln durch das Licht eine magische Wirkung, die prachtvollen Kostüme werden vor diesem Hintergrund toll zur Geltung kommen«, schwärmt Susanna Boehm. Nach den ersten Beleuchtungsproben Ende Juni werden die Kascheurinnen und Kascheure ihre Malarbeiten beenden, erst im Bühnenlicht wird man sehen, was noch nachgebessert werden muss, um die Magie für Madame Butterfly perfekt zu machen. SPIEL AUF DEM SEE MADAME BUTTERFLY Giacomo Puccini Oper in drei Akten (1904) | Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa | In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Premiere 20. Juli 2022 – 21.15 Uhr Vorstellungen Alle Spieltermine finden Sie in der Heftmitte. Das Spiel auf dem See wird präsentiert von Die Festspiel-Kascheure in Aktion – hier geht’s zum Video: 11

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