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Festspielzeit Sommer 2022

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

THEATER AM KORNMARKT

THEATER AM KORNMARKT Kein Problem für das bewährte Symphonieorchester Vorarlberg, das bei beiden Inszenierungen zum Einsatz kommt. »Ich glaube, zwischen uns stimmt die Chemie«, berichtet der Gastdirigent von den gemeinsamen Proben. »Es ist wirklich toll, auf einem so hohen künstlerischen Niveau Musik zu machen – und gleichzeitig Spaß zu haben!« KLAVIATUR DER GEFÜHLE Eine ganz andere Herangehensweise erfordert dagegen Armida von Joseph Haydn. Brandani dirigiert die Opera seria zum ersten Mal, in Szene gesetzt wird sie von Regisseur Jörg Lichtenstein. Das berühmte Sujet hat sich im Lauf der Operngeschichte in unzähligen Vertonungen niedergeschlagen – einige Jahre später übrigens auch bei Rossini. Das Libretto basiert auf dem rund 200 Jahre älteren Versepos Das befreite Jerusalem von Torquato Tasso und erzählt die Geschichte der fatalen, aber umso leidenschaftlicheren Liebe zwischen der sarazenischen Zauberin Armida und dem eigentlich verfeindeten Kreuzritter Rinaldo: ein klassischer Zwiespalt zwischen Affekten und Pflichten, ganz in der Tradition der Opera seria. »Haydns Musik nimmt uns an die Hand und führt uns auf eine Reise durch Liebe, Hass, Verzweiflung, Magie und übernatürliche Kräfte«, beschreibt Brandani das sprudelnde Wechselbad der Gefühle. »Bestimmt werden viele im Publikum überrascht sein, wie modern und emotional diese Oper ist!« SYMPHONIE IN DER OPER Auch bei der Uraufführung 1784 im Theater des Schlosses Eszterháza, dirigiert vom Komponisten höchstpersönlich, war Armida von Erfolg gekrönt. »Man sagt es seye bishero mein bestes Werk«, schrieb Haydn einige Tage später an seinen Verleger. Dann wurde es allerdings bald recht still um das Stück – was wohl auch daran liegen mag, dass »Papa Haydn« vor allem mit seinen Streichquartetten, Symphonien und Oratorien assoziiert wird. Das umfangreiche Opernschaffen war lange ein blinder Fleck seines Œuvres. Zu Unrecht: »Er verfügt über ein untrügliches Gespür für Dramatik, ein großartiges Verständnis für die menschliche Stimme und einen unglaublichen Einfallsreichtum«, erläutert Brandani. Der Symphoniker kommt bei Armida aber trotzdem zum Vorschein. »Haydns musikalisches Material ist tendenziell dichter, symphonischer gewissermaßen, selbst wenn er Gesang begleitet. Gleichzeitig vertont er das Libretto sehr raffiniert – jeder Takt steckt voller verborgener Juwelen!« AUF MUSIKALISCHER SCHATZSUCHE Die jungen Sängerinnen und Sänger von Armida bei der Meisterklasse mit Jonathan Brandani im März 2022 Und diesen Juwelen sind die jungen Künstlerinnen und Künstler des Opernstudios, das sich seit 2015 der Nachwuchsförderung bei den Bregenzer Festspielen verschrieben hat, bereits ausgiebig auf der Spur. »Für mich ist die Arbeit mit jungen, talentierten Sängern eine großartige Möglichkeit, älteren Werken neues Leben einzuhauchen«, erzählt Brandani. »Die jungen Profis gehen meistens zum ersten Mal an die 32

DIE ITALIENERIN IN ALGIER Gioachino Rossini Komische Oper in zwei Akten (1813) | Libretto von Angelo Anelli | In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln OPERNSTUDIO Ursprünglich für 2021 geplant, kommt Die Italienerin in Algier in der lebhaften Inszenierung von Brigitte Fassbaender diesen Sommer auf die Bühne. Premiere 8. Juli 2022 – 19.30 Uhr Vorstellungen 10. & 12. Juli – 19.30 Uhr | Theater am Kornmarkt Rollen heran und bringen dabei eine Bereitschaft zum Lernen und Experimentieren mit, die man bei erfahrenen Interpreten in aller Regel nicht mehr findet. Wenn man eine Rolle schon mehrfach gesungen hat, ist man eher nicht besonders erpicht darauf, seine musikalischen Gewohnheiten zu ändern.« Im Opernstudio wird dagegen von Grund auf erforscht, wie man eine Partie am besten anlegt und dabei als Künstlerpersönlichkeit wachsen kann. »Es geht darum, viele Fragen zu stellen, immer tiefer und tiefer in das Werk vorzudringen und dabei ganz verschiedene Möglichkeiten auszukundschaften.« VON PROSODIE UND KOSMOLOGIE Ein kontinuierlicher Prozess, der freilich alles andere als einfach ist. Doch dass sich die Mühe lohnt, hat sich bereits bei einem Workshop für Armida im Februar bestätigt. Gemeinsam wurde fleißig studiert, analysiert und ausprobiert, wobei ein besonderes Augenmerk auf der Entwicklung angemessener Verzierungen und agogischer Beweglichkeit lag. »Das sind zwei grundlegende Zutaten – sie werden oft übersehen, tragen aber so viel zu Spontaneität und Frische einer gelungenen Interpretation bei«, verrät Brandani. Der Horizont endet hier aber noch lange nicht: »Wir haben über unsere Arbeit als Interpreten nachgedacht, über Probleme der Aufführungspraxis in Vergangenheit und Gegenwart, über die Eigenheiten von Haydns Musikstil, über die Beziehung zwischen geschriebenem Text und seiner Ausdeutung, über die Prosodie der italienischen Sprache … Ich erinnere mich, dass wir gelegentlich sogar über Quantenphysik, Kosmologie und die Theorie von multiplen Universen gesprochen haben!« ARMIDA Joseph Haydn Dramma eroico in drei Akten (1784) | Libretto von Nunziato Porta (?) nach Torquato Tassos Das befreite Jerusalem (1581) | In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln Premiere 15. August 2022 – 19.30 Uhr Vorstellungen 17. & 19. August – 19.30 Uhr | Theater am Kornmarkt Das Opernstudio wird präsentiert von Mit freundlicher Unterstützung des Internationalen Gesangswettbewerbs NEUE STIMMEN der Liz Mohn Center gGmbH 33

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