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Festspielzeit Sommer 2023 - 1

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

OPER IM FESTSPIELHAUS

OPER IM FESTSPIELHAUS EINE WILDE GESCHICHTE Giuseppe Verdi ist bei den Bregenzer Festspielen ein guter Bekannter, die Seebühne hat dem großen italienischen Opernkomponisten viele magische Momente zu verdanken. In diesem Jahr feiert seine kaum bekannte Oper Ernani Premiere im Festspielhaus. Damit am 19. Juli alles glattgeht, laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Ein Blick hinter die Kulissen.

Verdis Oper beginnt in den Bergen von Aragonien, spielt zwischenzeitlich in der unterirdischen Grabkammer Karls des Großen im Dom zu Aachen und die Szenerie für das tragische Finale schließlich bildet ein hochherrschaftlicher Palast. Diese Vielfalt der Handlungsorte, im Theater des 19. Jahrhunderts einfach durch gemalte Prospekte im Bühnenhintergrund angedeutet, braucht im Jahr 2023 eine moderne Entsprechung. Das Team um Regisseurin Lotte de Beer sowie Bühnenund Kostümbildner Christof Hetzer orientiert sich für ihre Inszenierung an den Angaben des Librettos, stellt aber das bei Verdi angelegte Skizzenhafte der Handlung und der Charaktere in den Vordergrund. Dabei werden die Handlungsorte in eine weniger konkrete Bildsprache übertragen. Hetzer berichtet: »Wir sehen am Anfang eine leere Landschaft, eine rohe Version einer Commedia-dell’arte-Welt. Ein Planet, auf dem Figuren hausen – getrieben von Instinkten oder von Verlangen.« Mit fortschreitender Handlung erwächst auf dem leeren Planeten Stück für Stück eine eigene Welt, die den Figuren Handlungsmöglichkeiten eröffnet, sie gleichzeitig spiegelt und perspektivisch verändert. »Aber es sind immer sehr skizzierte, archetypische Räume und Situationen, die daraus entstehen. Und die bieten wiederum Platz für Skizzen von Personen und Persönlichkeiten«, berichtet Hetzer. »Eine Skizze hat eine größere Unmittelbarkeit als ein ausformuliertes Gemälde. Am Anfang ist alles trostlos, dann aber fangen die Figuren an zu singen und zu kämpfen, um gegen die Inexistenz anzugehen.« Neben dem Bühnenbild zeichnet Christof Hetzer auch für die Kostüme verantwortlich. Bei Ernani habe er beides von Beginn an zusammengedacht, so dass eine in sich schlüssige Welt entstand. Die ersten Ideen für die Inszenierung liegen schon Jahre zurück. In langen Gesprächen zwischen Regisseurin und Bühnenbildner erwuchsen Vorstellungen von Raum und Figuren. Dabei spielte in den Überlegungen auch die Materialität der Ernani-Welt eine zentrale Rolle. In der Neuinszenierung wird Papier in Kostüm- und Bühnenbild bedeutsam in Erscheinung treten, der Gedanke des Skizzenhaften also auch im Material umgesetzt. »Die Idee für das Papier entstand bei einer Produktion in Paris. Dort haben uns am Anfang der Probenzeit Puppenspieler Prinzipien ihrer Kunst vorgestellt. Dabei waren einige Puppen aus zusammengeknülltem Packpapier, die vor unseren Augen zum Leben erweckt wurden. Das hat uns umgehauen! Es war so simpel, so sinnlich, so spielerisch leicht und trotzdem so archaisch und kraftvoll.« Von diesen ersten Überlegungen, über Zeichnungen und den Bau von Bühnenbildmodellen konkretisierte sich die Ausgestaltung des Bühnenraumes für Ernani – immer in enger Abstimmung mit dem Team der Bregenzer Festspiele. Während die Entstehung und Konstruktion des Bühnenbildes auf dem See vor den Augen einer interessierten Öffentlichkeit vonstattengeht und fast ein eigenes Schauspiel ERNANI 9

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