Aufrufe
vor 4 Monaten

Festspielzeit Sommer 2023 - 2

  • Text
  • Wwwbregenzerfestspielecom
  • Vorarlberg
  • Werther
  • Bregenz
  • Oper
  • Festspiele
Das Magazin der Bregenzer Festspiele

HIMMEL UND ERDE

HIMMEL UND ERDE BOCHABELA STRING ORCHESTRA ZU GAST Von Südafrika auf die Bühnen Europas: das Bochabela String Orchestra. In Europa hat das Bochabela String Orchestra viel Aufmerksamkeit geweckt, heuer geht es hier zum neunten Mal auf Tour. Rund ein Jahr nimmt die Vorbereitung in Anspruch. Klaus Christa fliegt selbst zwei- bis dreimal im Jahr nach Südafrika. Die Tourneen sind aus seiner Sicht der Motor, der das Lernen in Gang setzt: »Es ist beeindruckend, wie die Tourneen das Niveau des Orchesters nach oben gebracht haben.« In den vergangenen Jahren spielte das Ensemble ausverkaufte Konzerte beispielsweise in Wien, Hamburg und Zürich. In diesem Sommer reisen 32 junge Menschen nach Bregenz. Im Festspielhaus spielen sie unter der Gesamtleitung von Gerald Wirth gemeinsam mit dem Landesjugendchor VOICES sowie weiteren Musiker:innen aus der Region. Bei der Veranstaltung Sound of Bregenz am 9. August gibt es außerdem Gratiskonzerte an verschiedenen Orten der Stadt zu erleben. Der (nicht nur musikalische) Austausch zwischen dem Free State und Vorarlberg funktioniert auch über die Tourneen hinaus. Derzeit studieren zwei Stipendiat:innen bei Klaus Christa an der Stella Vorarlberg, zwei weitere bereiten sich auf die nächste Aufnahmeprüfung vor. BEREICHERNDE BEGEGNUNG Vor fünf Jahren beschäftigten sich die »Bochabelas« mit Nelson Mandela, der zu diesem Zeitpunkt 100 Jahre alt geworden wäre. In diesem Jahr geht es um die Kunst des Trauerns, umgesetzt als musikalische Collage aus Mozarts Requiem – passenderweise seiner letzten Komposition – mit südafrikanischen Beerdigungsgesängen. Wie entstand die Idee zu diesem Konzerprogramm? »Wir wollen Begegnung zwischen den Kontinenten ermöglichen, durch die sich beide Seiten beschenkt und bereichert fühlen. Südafrika hat einen unglaublichen Schatz an herrlichen Kirchenhymnen und vor allem an gelebter Musik. Das Mozart-Requiem ist ein kultureller Schatz, der auch weit über Europa hinausstrahlt«, erklärt Christa. Ein wichtiger Aspekt ist der andere Umgang mit dem Tod in Südafrika. Rund eine Woche dauert dort der Abschied. Die Tage bis zur eigentlichen Zeremonie sind geprägt vom Zusammensein mit der Familie. Es werden Geschichten von der:dem Verstorbenen erzählt, es wird gemeinsam gegessen, gesungen und gespielt. Niemand darf beim Leichenschmaus abgewiesen werden. Viele Bewohner:innen der Townships haben weder eine Kranken- noch eine Rentenversicherung. Doch für eine würdige Feier zahlen sie in eine Beerdigungsversicherung ein, selbst wenn das Geld denkbar knapp ist. 24 Worin besteht für Klaus Christa die Kunst des Trauerns? »Trauern braucht Gemeinschaft und Zeit. Wenn viele Menschen zusammenkommen, sich Erinnerungen erzählen, sich gegenseitig stützen und einfach nur füreinander da sind, dann hat das schon etwas Verwandelndes. Ich kenne kaum einen Anlass, der das Gefühl von Zusammengehörigkeit so spürbar werden lässt wie das Begräbnis.« »Aus dem Himmel eine Erde machen«, hat die Lyrikerin Rose Ausländer einmal formuliert. Das ist das Ziel des Programms, sagt er: »In unserer Welt wollen die meisten aus der Erde einen Himmel machen und wohin das führt, sehen wir ja.« In Südafrika empfinde sich der Einzelne stärker als Teil einer Gemeinschaft, die ihn trägt. »Da können wir Europäer:innen, von Unabhängigkeit und Konkurrenz besessen, viel lernen. Wir gehören alle zusammen und das nicht als Kopfwissen, sondern als sinnliche Erfahrung, die dieses Konzert sein soll.« Zwischen Himmel und Erde ist am 8. August bei den Bregenzer Festspielen zu erleben. Eine weitere Vorstellung gibt es am 11. August im Rahmen des Rheingau Musik Festivals im Kloster Eberbach. BOCHABELA STRING ORCHESTRA ZU GAST ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE Von der Kunst des Trauerns Dirigent Gerald Wirth Idee | Künstlerische Leitung Orchester Klaus Christa Choreinstudierung Paul Burtscher Landesjugendchor VOICES Bochabela String Orchestra & Friends VORSTELLUNG 8. August 2023 – 19.30 Uhr Festspielhaus | Großer Saal

SERIE: DIE KOMPONIST:INNEN DER ORCHESTERKONZERTE GRAŻYNA BACEWICZ Grażyna Bacewicz war Violinistin: Dadurch erlangte die am 5. Februar 1909 geborene Polin internationale Bekanntheit. Sie war ab 1936 für zweieinhalb Jahre Konzertmeisterin des Nationalen Symphonieorchesters des Polnischen Rundfunks. Bereits im frühen Kindesalter erhielt sie Musikunterricht. Sie studierte Violine, Komposition sowie einige Semester Klavier, kurze Zeit zudem Philosophie. Nach ihrem Abschluss besuchte sie 23-jährig in Paris die legendäre Kompositionsklasse von Nadia Boulanger. Grażyna Bacewicz war Dozentin und Professorin: Mitte der 1930er- Jahre und dann noch einmal 1945|46 unterrichtete sie Violine und Musiktheorie am Staatlichen Konservatorium in Łódź, ihrer Geburtsstadt. Seit 1999 trägt die Institution in Andenken an sie und ihren Bruder den Namen »The Grażyna and Kiejstut Bacewicz Academy of Music«. Nach einem schweren Autounfall 1954 musste sie ihre Konzerttätigkeit aufgeben und widmete sich vermehrt dem Komponieren und Unterrichten. Ab 1966 lehrte sie Komposition an der Warschauer Musikhochschule und wurde ein Jahr später zur ordentlichen Professorin ernannt. Grażyna Bacewicz war zudem Schriftstellerin, Vereinsfunktionärin und Jurorin: Sie schrieb ein humoristisch-satirisches Theaterstück, mehrere Erzählungen und Romane sowie autobiographische Anekdoten. Ab 1960 bis zu ihrem Tod 1969 war sie Vizepräsidentin des Verbandes Polnischer Komponisten. Sie war zudem gefragte Jurorin zahlreicher Instrumentalund Kompositionswettbewerbe im In- und Ausland. Grażyna Bacewicz war aber vor allem Komponistin: Sie hinterließ über 200 Werke unterschiedlicher Genres und Besetzungen. So besteht ihr Œuvre unter anderem aus Symphonien, Ballettmusik, Klaviersonaten, einem Klavierquintett, Liedern sowie weltlicher und geistlicher Chormusik. Im Fokus ihres Komponierens standen Streichinstrumente. Als Violinistin brachte sie viele ihrer Werke selbst zur Uraufführung – so auch 1949 das Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 mit der Baltischen Philharmonie unter der Leitung von Stefan Śledziński. Es ist eines ihrer bekanntesten Werke und trug entscheidend zur Verleihung des »Awards of the Ministry of Culture and Fine Arts« 1955 bei. Bacewicz fängt in diesem Konzert ein polnisches Kolorit ein: Typische melodische Phrasen und rhythmische Charakteristika hat sie aus Volksmusik des Podhale, eine der südlichsten Regionen Polens, extrahiert. Dabei basiert beispielsweise das Andante auf einer Melodie aus dem Tatra-Gebirge. Das Finale entfaltet sich aus einem Oberek, einem polnischen Drehtanz, und basiert auf einer Melodie aus Zakopane, ebenfalls einem Ort in der Podhale-Region. Die Vielfalt ihres Œuvres und ihr Wirken über die Landesgrenzen hinaus machten Grażyna Bacewicz nicht nur zu einer der bedeutendsten Musiker:innenpersönlichkeiten Polens des 20. Jahrhunderts, sondern auch zu einer der wichtigsten Komponist:innen ihrer Zeit, deren Opus es wiederzuentdecken gilt. ORCHESTERKONZERT WIENER SYMPHONIKER Dirigentin Marie Jacquot Violine Benjamin Schmid Maurice Ravel Valses nobles et sentimentales Grażyna Bacewicz Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 Jean Sibelius Symphonie Nr. 1 e-Moll op. 39 7. August 2023 – 19.30 Uhr Festspielhaus | Großer Saal Die Orchesterkonzerte werden präsentiert von ORCHESTERKONZERTE 25

Unsere Dokumente für Sie:

© 2021 Bregenzer Festspiele