ORCHESTERKONZERTE WIENER SYMPHONIKER Dirigent Petr Popelka Prager Philharmonischer Chor Carl Maria von Weber Ouvertüre zur Oper Euryanthe Robert Schumann Symphonie Nr. 3 (»Rheinische«) Es-Dur, op. 97 Thomas Larcher Love and the Fever Sie sind diesen Sommer das erste Mal bei den Bregenzer Festspielen zu Gast. Worauf freuen Sie sich? Petr Popelka: Es ist tatsächlich mein erster Besuch in Bregenz und ich freue mich sehr darauf. Nicht nur, weil es der Auftakt zur Zusammenarbeit mit den Wiener Symphonikern ist, sondern auch, weil ich Festivals sehr gerne habe. Sie erlauben ein fokussiertes Arbeiten und wie ich gehört habe, soll die Atmosphäre in Bregenz ganz besonders sein! Sie komponieren auch selbst und dirigieren mit Love and the Fever von Thomas Larcher eine Neukomposition. Wie unterscheidet sich die Arbeit daran im Vergleich zu einem Repertoirestück? Am Anfang des Prozesses gar nicht. Ich studiere ein neues Werk genauso wie ein Repertoirestück. Der Unterschied kommt bei der Probenarbeit mit dem Orchester, wenn der Komponist dabei ist, man Fragen stellen kann und gemeinsam eine Interpretation entwickelt. Das ist das Schönste daran! Ich sehe es als unsere Aufgabe, neue Werke mit derselben Liebe und Hingabe zu spielen wie bekannte Repertoirestücke. Wie Beethoven schon sagte: »Von Herzen – möge es wieder – zu Herzen gehen.« Sie möchten in Ihrer Zeit bei den Wiener Symphonikern unter anderem vermehrt den Fokus auf Robert Schumann richten. Wieso haben Sie sich dafür entschieden, was finden Sie spannend an seinem Werk? Sein Œuvre ist unglaublich wichtig. Ich kenne keine Musik, die fantasievoller ist als seine Werke. Leider wird er oft unterschätzt. Schumann braucht eine besondere Qualität im Klang, eine eigene Spielkultur, große Fantasie, Disziplin und die Spontaneität, die Musik atmen zu lassen. Gerade die »Rheinische« nimmt mit ihrer Entstehungsgeschichte und vielfältigen Satzstruktur einen besonderen Platz in Schumanns Lebenswerk ein. Sie wurde und wird oft bildhaft gedeutet. Erkennen Sie in dem Werk programmatische Assoziationen oder wäre ein solcher Ansatz zu spekulativ? Es ist vergleichbar zu Tschaikowskis 6. Symphonie: Offensichtlich gibt es »ein Programm« – etwas sehr Privates. Aber was genau es ist, kann man nur ahnen. Man hört, dass es eine persönliche, innige Musik ist. Ich versuche bei der Interpretation, eine Geschichte ohne Worte zu erzählen. Wenn man wüsste, worum es in der Symphonie geht, wäre der Zauber weg … Es ist schön, wenn Rätsel ungelöst bleiben. für Chor und Orchester nach acht Gedichten von Miyazawa Kenji 5. August – 19.30 Uhr Auftragswerk des Mitteldeutschen Rundfunks, der Bregenzer Festspiele, der Filharmonie Brno und der In Love and the Fever bilden Gedichte des japanischen Autors Miyazawa Kenji die textliche Grundlage. Wie sehr beschäftigen Sie sich bei der Arbeit an dem Werk auch inhaltlich mit dem Material? Teil des Orchesterkonzerts ist auch die Ouvertüre zur Oper Euryanthe von Carl Maria von Weber. Würden Sie in Zukunft gerne mehr Oper dirigieren, reizt Sie das? NTR ZaterdagMatinee Die Orchesterkonzerte werden präsentiert von Die Musik von Thomas Larcher ist stark an den Text gebunden. Die acht Gedichte von Miyazawa Kenji, in denen er die Landschaft Nordjapans und den Tod seiner Schwester in Worte packt, sind sehr fantasievoll, ebenso wie die Musik. Beides ist sehr farbenreich. Ich kann die Musik nicht isoliert vom Text betrachten. Derzeit mache ich mindestens ein Opernprojekt pro Jahr und genieße das sehr. Oper zu spielen, ist sowohl für Dirigent:innen als auch für Orchestermusiker:innen enorm wichtig. Und Weber ist ein wirklich unterschätzter Komponist, der gerade in der Oper seine Genialität beweist. Sein Freischütz ist ein Meisterwerk. Ich freue mich 10
Seit der Gründung des Festivals sind die Wiener Symphoniker jeden Sommer als Orchestra in Residence bei den Bregenzer Festspielen zu erleben – dieses Jahr erstmals unter der Leitung ihres designierten Chefdirigenten Petr Popelka. Im Herbst feiert das Orchester seinen 125. Geburtstag mit einer großen Jubiläumssaison. WIENER SYMPHONIKER sehr darauf, ihn in Bregenz auf der Seebühne erleben zu können. Als Dirigent stehen Sie als Einzelkünstler einem großen Kollektiv von Musiker:innen gegenüber. Wie gehen Sie mit dieser Führungsposition um? Was ist Ihnen wichtig? Mir geht es immer um die Musik. Ich habe Respekt vor der Aufgabe und vor den Kolleg:innen, aber keine Angst. Ehrlichkeit ist wichtig – sich selbst und auch anderen gegenüber. Musik gelingt nur im Zusammenspiel. Es ist ein langer Weg, der von Konzert zu Konzert führt. Das ist natürlich viel Arbeit, diese mündet aber in ein immer größer werdendes Verständnis der Musik. Und da wollen wir gemeinsam hinkommen. Vor Ihrer Karriere als Dirigent haben Sie in der Staatskapelle Dresden Kontrabass gespielt. Inwieweit prägen diese Ursprünge Ihren Zugang zum Dirigieren? Diese Erfahrung ist unbezahlbar. Ich weiß, wie es ist, Teil des großen Organismus Orchester zu sein. Das gilt sowohl musikalisch als auch sozial. Durch meine Erfahrung habe ich eine tiefe Empathie und großen Respekt allen Kolleg:innen im Orchester gegenüber und das erlaubt es, uns auf Augenhöhe zu begegnen. Schon jetzt, vor Ihrem offiziellen Antrittskonzert im September dieses Jahres, arbeiten Sie eng mit den Wiener Symphonikern zusammen. Wie gefällt Ihnen der Austausch bislang, welche arbeitstechnischen Besonderheiten gibt es? Wir haben wunderschöne Konzerte hinter uns. Gerade erst im April und im Mai waren wir auf intensiven Tourneen und ich kann nur sagen, dass ich mich schon sehr auf die gemeinsame Zukunft freue. Das Schöne an einer Beziehung zwischen Orchester und Dirigent ist ja, dass wir mehr erreichen, wenn wir uns gut kennen. 11 Sie wollen mit den Wiener Symphonikern einen Fokus auf die jüngere Generation legen. Haben Sie schon konkrete Ideen, wie Sie diese erreichen möchten? Wie gestaltet man ein Programm für ein junges Publikum oder gar mit jungen Menschen gemeinsam? Wir haben unterschiedliche Ansätze und Projekte für und mit jungen Menschen. Wir haben einen Nachwuchspreis, das WSY-Talent, wir haben die Orchesterakademie bei den Bregenzer Festspielen, in der sich viele Orchestermusiker:innen engagieren. Aktuell arbeiten wir an einem Projekt, in dem wir die oft etwas unangenehme Grenze zwischen Publikum und Musiker:innen verschwinden lassen wollen. Dazu gibt es höchst komplexe Musik auf dem besten Niveau. Wir trauen jungen Menschen also sehr viel zu! Wichtig sind aber auch die Solist:innen, Dirigent:innen und Komponist:innen der jüngeren Generation. Ihnen muss man eine Chance und einen Ort geben, Ideen zu entwickeln.
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