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Festspielzeit Sommer 2024 - 2

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

Wenn Mikrofone zu sehen

Wenn Mikrofone zu sehen sein sollen, wo es keine gibt – und umgekehrt –, ist Klangregisseur Norbert Ommer in seinem Element. WERKSTATTBÜHNE WERKSTATTBÜHNE UNMÖGLICHE VERBINDUNG Ondřej Adámek Stimme Tara Khozein Stimme Hanni Lorenz Musikalische Leitung Ondřej Adámek Inszenierung Thomas Fiedler Bühne | Kostüme Christian Wiehle Mitglieder des Bregenzer Festspielchores Ensemble Modern PREMIERE 27. Juli 2024 – 20.00 Uhr WEITERE VORSTELLUNG 28. Juli – 20.00 Uhr Werkstattbühne Auftragswerk der Bregenzer Festspiele und des Ensemble Modern Eine Spezialität von Norbert Ommer ist auch sein Anspruch, die Zuhörer:innen nicht merken zu lassen, dass überhaupt Elektronik im Spiel ist. Nach Möglichkeit versteckt er die Mikrofone in den Instrumenten. »Für das Kontrafagott etwa gibt es Spezialmikrofone, die man im Innern des Instruments platziert und über Funk ansteuert.« Auch die Mikrofone zum Singen und Sprechen sollten nach Möglichkeit nicht sichtbar sein und trotzdem einen uneingeschränkten, natürlichen Klang abbilden. »Wenn wir nur die Musik hätten, wäre alles sehr viel einfacher«, seufzt er. Laut Bühnenplan soll bei Unmögliche Verbindung ein ganzer Wald von Mikrofonen auf der Bühne stehen. »Das hat Gründe, die ich hier noch nicht verraten möchte. Es sind fast zur Hälfte Mikrofon-Attrappen, nur zwölf Stück sind sogenannte Handsender. Da werden Musiker:innen und Akteur:innen mal hingehen und reinsprechen, mal draufklopfen oder dranhauen. Auch der Chor wird sie verwenden. Auch hier ist die Sprachverständlichkeit extrem wichtig, denn die Partitur ist auch voller Text im Unisono.« Und wie koordiniert man das? »Genau das ist das Problem. Wir arbeiten in einem Raum, der nicht für Musik konzipiert ist. Das heißt, man läuft Gefahr, sich selbst nicht zu hören und deshalb nicht zusammenzuklingen. Andere Komponist:innen würden mit einem Clicktrack arbeiten, einer Art Metronom. Aber Ondřej Adámek möchte das mit seinem eigenen Dirigat lösen. Ob das in der Praxis funktioniert, muss man sehen. Ich würde gerne etwas finden, damit die Musiker:innen einander gut hören und im emphatischen Sinne des Wortes zusammenspielen können. Wie ich das aber diesmal bei den vielen Bewegungen auf der Bühne hinbekomme, weiß ich noch nicht.« Wie viele Soundkanäle wird der Klangregisseur dann zu überblicken haben? »Ich habe noch gar nicht nachgezählt, es werden wohl so um die sechzig sein. Das variiert gerade noch ein bisschen, zumal manche Musiker:innen zwischen verschiedenen Instrumenten hin- und herwechseln. Der Fagottist spielt zum Beispiel auch Kontrafagott, für den muss ich also einen Kanal mehr einrichten. Dann kommt noch hie und da ein Geräusch dazu. Man muss sich das Ganze vorstellen wie ein Hörspiel. In diesem Raum wird sich nichts von ganz alleine vermitteln, bei allem ist sehr viel Elektronik im Spiel.« Durch die differenzierte Mikrofonierung hofft Ommer, alles hörbar zu machen. »Ich möchte ja, 14

Standing Ovations dass das Publikum die Instrumente auch aus der Richtung hört, wo sie sich gerade auf der Bühne befinden. Das wird alles noch ein Thema sein. Und trotz so vieler Herausforderungen muss alles so umgesetzt werden, dass man die elektronische Verstärkung gar nicht bemerkt. Also: Das wird sehr spannend werden.« Für seine innovative wie qualitätsorientierte Arbeit hat Ommer bedeutende Preise bekommen. Gerade in diesem Jahr freute er sich außerordentlich über den Opus AVantgarde für seine begehbare Klanginstallation Earth Dances. »Die Aufgabe war, eine Klanginstallation zu den Earth Dances von Harrison Birtwistle zu entwickeln, die man vor und nach dem Konzert besuchen konnte. Was sollte das sein? Ich wollte schon sagen, das sei nicht das Richtige für mich. Bis ich auf die Idee kam, den Menschen im Publikum ein Erlebnis zu ermöglichen, das sie sonst nie haben können: zwischen den Musiker:innen herumzulaufen. Die Besucher:innen sind in diesem Höreindruck quasi rechts am Dirigenten vorbeigegangen, durch die Streicher zu den Holzbläsern gelaufen und schließlich durch die Blechbläser und hinten durchs Schlagzeug.« denn hin? Aber das war noch nie anders und wir haben auch alle schon so viele tolle Projekte gemacht, für die es keinen Preis gegeben hat.« Ist vielleicht das Besondere an ihm, dass er in vertrackten Situationen einfach weitermacht, bis er auf etwas stößt, das ihn zum Weitertüfteln anspornt? »Ich denke, das ist in uns allen so angelegt – zumindest beim Ensemble Modern.« PROBENEINBLICK Das Ensemble Modern ist eines der weltweit führenden Ensembles für Neue Musik. Es vereint derzeit 18 Solist:innen aus acht Ländern. Basisdemokratisch organisiert, entscheiden sie gemeinsam über Projekte, Kooperationen mit anderen Künstler:innen und ökonomische Fragestellungen. Für die Aufführung von Unmögliche Verbindung waren die Musiker:innen von Anfang an in den kreativen Prozess eingebunden und experimentieren an neuen musikalischen Ausdrucksformen. Ich liebe dich. Als er endlich den Mut fand, diese drei Worte auszusprechen, fühlte er sich wie ein Sänger auf einer improvisierten Bühne, ohne Regieanweisung, ohne Probe. Sein Herz pochte. Was würde sie wohl dazu sagen? Ihr Blick drückte Erstaunen aus, als ob er ihr in einem dunklen Wald drei magische Freikugeln angeboten hätte. Lähmende Stille lag in der Luft. Er wagte kaum zu atmen, während sie sich Zeit ließ. Gedanken kreisten wirr durch ihren Kopf: Diese unmögliche Verbindung schien nun ein Happy End zu haben?! Sie war sprachlos. Sie nippte an ihrem Cappuccino, stand plötzlich auf, klatschte in die Hände und lachte ein fröhliches, ansteckendes Lachen. Ihre bis dahin unausgesprochenen Gefühle wurden erwidert. Was für ein Glück! Manchmal sagt ein Lächeln bei einer Tasse Kaffee mehr als tausend Worte. Dallmayr wünscht Ihnen viel Genuss und eine wunderbare Festspielzeit! PARTNER DER BREGENZER FESTSPIELE Mit einem Preis hierfür hatte Norbert Ommer ebenso wenig gerechnet wie bei der Video-Oper Three Tales von Steve Reich. Für seine Arbeit daran bekam er den Tonmeisterpreis Goldener Bobby verliehen, und seine Zappa- Hommage mit dem Ensemble Modern wurde mit dem ECHO KLASSIK ausgezeichnet: »Bei allen drei Projekten habe ich nur gedacht: O Gott, wie kriege ich das Einen Einblick in die Proben mit dem Komponisten und Dirigenten Ondřej Adámek und dem Regisseur und Autor Thomas Fiedler gibt es hier: 15

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