Aufrufe
vor 7 Monaten

Festspielzeit Sommer 2024 - 2

  • Text
  • Wwwbregenzerfestspielecom
Das Magazin der Bregenzer Festspiele

OPERNSTUDIO Sie sind

OPERNSTUDIO Sie sind unter vielem anderen eine Rossini-Koryphäe: Alleine in Bregenz inszenierten Sie bereits Der Barbier von Sevilla und Die Italienerin von Algier. Nun folgt Ihre dritte Regie für das Opernstudio. Gibt es in Rossinis Der Ehevertrag noch etwas Neues für Sie zu entdecken? Brigitte Fassbaender: Natürlich hört man so ein Erstlingswerk mit »frischen Ohren«. Aber da ist alles schon vorhanden an Reichtum der Erfindung: Tiefe, Witz, Tempo. Wenn auch noch die ganz großen Ensemble-Herausforderungen fehlen ... Am selben Abend kommt auch Puccinis Gianni Schicchi auf die Bühne. Sehen Sie eine Verbindung zwischen den beiden Stücken? Die Verbindung zwischen beiden Stücken wird wohl eher vom Bühnenbild ausgehen, das wandelbar und vielseitig beide Stücke beherbergt. Die Einakter spielen »Wir wollten vermeiden, dass die jungen Menschen alle mit Bäuchen und weißgepuderten Haaren herumlaufen müssen.« BRIGITTE FASSBAENDER jeweils in einem Raum mit wechselnden Requisiten, sodass er nicht wiederzuerkennen ist. Den Ehevertrag inszenieren wir zeitlos modern und Gianni Schicchi sehr skurril, der Skurrilität der Charaktere angepasst. 18 Was sind für Sie die inhaltlichen Hauptthemen in Der Ehevertrag und in Gianni Schicchi? Wollen Sie ein wenig vom Inszenierungskonzept berichten? Hauptthemen beider Opern sind Liebe und Habgier. Und in beiden siegen Witz und Schlauheit. Mit dem Begriff »Konzept« kann ich wenig anfangen. Es liegt mir nicht, ein Stück zu verfälschen und dadurch zu »verschlimmbessern«. Ich glaube, die allmählich krampfhafte Bemühung um ein Konzept ist hauptsächlich Kritiker:innen geschuldet, die aus Langeweile und Überfütterung durch dauernde Opernbesuche partout mit vermeintlich Neuem bedient werden müssen und wollen. Ich möchte nichts anderes als spannende, kluge, kurzweilige Geschichten erzählen. Dazu kommen Interpret:innen, die in jedem Fall das Zentrum der Bühne bleiben. Nun ist es so, dass die Darsteller:innen aus Der Ehevertrag alle auch in Gianni Schicchi besetzt sind. Wie wirkt sich das auf die Proben aus, wie gelingt es bei dieser intensiven Arbeit, von einer Oper zur anderen »umzudenken«? Und wie werden es die jungen Künstler:innen schaffen, zwei unterschiedliche Partien an einem Abend aufzuführen? Beide Stücke werden parallel geprobt, damit das Ensemble durchgehend beschäftigt ist und die Sänger:innen, die an einem Teil nicht beteiligt sind, keinen Leerlauf haben. Für die jungen Sängerdarsteller:innen ist es eine Herausforderung, zwei so unterschiedliche musikalische Stile zu erarbeiten und an einem Abend präsentieren zu müssen. Aber es ist auch reizvoll, schauspielerisch lehrreich und spannend, in so verschiedene Rollen zu schlüpfen. Ich hoffe, wir schaffen das mit Bravour!

Francesco Auriemma (Slook | Amantio di Nicolao), Rommie Rochell (Zita) und Maximilian Bell (Norton | Maestro Spinelloccio) bei der Meisterklasse. Nicht nur Ton und Atemtechnik, sondern auch der Ausdruck muss stimmen: Brigitte Fassbaender, während ihrer aktiven Zeit als Sängerin selbst als herausragende Darstellerin bekannt, legt viel Wert auf die künstlerische Ausarbeitung der Charaktere. DER EHEVERTRAG Gioachino Rossini DER EHEVERTRAG | GIANNI SCHICCHI In dieser Opernstudioversion von Gianni Schicchi gibt es eine Menge äußerst junger Erbschleicher:innen. Wie gehen Sie damit um? Gianni Schicchi wird für gewöhnlich mit Darsteller:innen in passendem Alter besetzt, nämlich so, wie es die Rollen erfordern: im »gestandenen Mittelalter«. Wir wollten aber vermeiden, dass die jungen Menschen alle mit Bäuchen und weißgepuderten Haaren herumlaufen müssen. Dietrich von Grebmers Kostüme werden dabei sicher sehr hilfreich sein. Mehr will ich nicht verraten. Sie sagten einmal zu mir, dass Sie in jeder Oper, außer in Elektra, irgendwo zumindest einen Ansatz von Humor finden. Sie selbst haben bei den Bregenzer Festspielen das Publikum bereits mit äußerst humorvollen Inszenierungen erfreut. Der Ehevertrag und Gianni Schicchi strotzen ebenfalls vor Witz und Esprit, Situationskomik. Fällt es den jungen Menschen leicht, sich darauf einzulassen? Das »Komische« ist meistens viel schwerer auf die Bühne zu bringen als das Dramatische. Es erfordert ungeheure Präzision und perfektes Timing. Ich glaube, das fällt niemandem leicht, ob Jung oder Alt. Das erfordert Handwerk und Können. Ich denke, die jungen Sänger:innen brennen darauf, es auszuprobieren. Es wird ein großer Lernprozess für sie. Welche Stellen in den beiden Opern berühren Sie musikalisch am meisten? In Gianni Schicchi freue ich mich jedes Mal auf die wunderbar jubelnden Ausbrüche des Tenors, des verliebten Rinuccios. Die sind herrlich zu singen, wenn auch schwer. Und im Ehevertrag gibt es zwischen Fannì und Edoardo ein bezauberndes Liebesduett – empfindsamster Rossini. Schon dieser Erstling ist eine für den Komponisten typische Mischung aus Virtuosität und melodischer Empfindung. Ich freue mich sehr auf die beiden so unterschiedlichen musikalischen Welten. 19 GIANNI SCHICCHI Giacomo Puccini Musikalische Leitung Claire Levacher Insze nie rung Brigitte Fassbaender Bühne | Kostüme Dietrich von Grebmer Solist:innen des Opernstudios der Bregenzer Festspiele Symphonieorchester Vorarlberg PREMIERE 12. August 2024 – 19.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN 14., 16., 17. August – 19.30 Uhr Theater am Kornmarkt Mit freundlicher Unterstützung des Internationalen Gesangswettbewerbs NEUE STIMMEN der Liz Mohn Stiftung Das Opernstudio wird präsentiert von

Unsere Dokumente für Sie:

© 2021 Bregenzer Festspiele