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Festspielzeit Winter 2014

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

VON LIEBE ÜBERWÄLTIGT

VON LIEBE ÜBERWÄLTIGT TURANDOT Das erfundene China in Puccinis Turandot. Märchenhaft« und »phantastisch« stellte sich Giacomo Puccini den Stoff für seine neue Oper vor, die seine letzte werden sollte. Lange suchte der Komponist gemeinsam mit seinen Librettisten Giuseppe Adami und Renato Simoni nach einer geeigneten Vorlage, die den Ansprüchen des Komponisten gerecht würde. Im Sommer 1920 saßen die drei in Mailand beim Mittagessen, als Simoni vorschlug, sich mit den Theaterstücken des Commedia dell’arte-Dichters Carlo Gozzi zu beschäftigen: »Wie wäre es mit Gozzi? ... etwas Phantastischen und Vergangenes, mit menschlichen Gefühlen interpretiert und in modernen Farben dargestellt?« Puccini begeisterte sich für die chinesische Prinzessin Turandot, die jedem Mann, der sie erobern wollte, drei Rätsel aufgab. Scheitert er an der Lösung, lässt sie ihn kurzerhand köpfen. Ganz wie bei beim Mittagessen geplaudert gab er dieser Märchenfigur eine menschliche Seite. Während in Gozzis Schauspiel die Gründe für Turandots Männerhass nicht erklärt werden, ist Puccinis Hauptfigur geprägt von seiner eigenen Zeit, in der die Psychoanalyse verborgene Ereignisse einer Persönlichkeit an die Oberfläche holte. Den Regisseur und Bühnenbildner für die Bregenzer Seebühne, Marco Arturo Marelli, fasziniert diese menschliche Seite an der männermordenden Prinzessin besonders: »Turandots Verhalten den Männern gegenüber wird durch die Einfügung einer langen Erzählung erklärend motiviert und untermauert. In ihrer großen Auftrittsarie schildert Turandot ihre Angst psychologisch äußerst genau: Einst herrschte in reiner Freude ihre Ahnin Lou–Ling in China, dann wurde sie von einem Fremden grob vergewaltigt, geschändet und getötet. Der Schrei dieser gedemütigten Prinzessin durchdringt eine lange Reihe unglücklicher Frauen, und Turandot erlebt ihn in sich. Turandot verwandelt sich in dieser Szene sozusagen selbst in Lou–Ling und verlangt jetzt Sühne für das Vergehen durch den fremden Mann.« Puccinis Blick auf die chinesische Prinzessin ist also ein europäischer. Bereits Gozzis Turandot hatte wenig mit China zu tun, die Ursprünge dieses Stoffs stammen aus Persien, Gozzi hatte ihn in einer französischen Märchensammlung gefunden. Puccinis China ist »erfunden«, wie Marco Arturo Marelli betont. Umso faszinierender ist, mit welcher Genauigkeit sich Puccini chinesischer Elemente in der Musik bedient hat. Auffallend sind die Pentatonik, ganztönige Melodien und das Intervall der übermäßigen Sekunde, das häufig in der Musik des Nahen Ostens zu finden ist. Einzelne Melodien entnahm Puccini sogar einer alten chinesischen Spieluhr, die sein Freund, der Baron Fassini von seiner mehrjährigen Arbeit in der italienischen Botschaft in China, mitgebracht hatte. Auch in Marellis Inszenierung werden immer wieder chinesische Elemente zu erleben sein. Das gewaltige Bühnenbild greift Machtsymbole Chinas auf und spielt mit der faszinierenden Terrakotta-Armee, die bis heute Archäologen und Wissenschaftler in Bann hält. Turandots Machtanspruch wird durch jeden einzelnen ihrer Morde immer wieder erneuert. Nicht zuletzt verbietet sie ihrem Volk zu schlafen, damit bis zum Morgengrauen der Name des unbekannten Prinzen gefunden wird, der als Erster ihre Rätsel gelöst hat. 10

TURANDOT PREMIERE 22. JULI 2015 — 21.15 UHR Das Spiel auf dem See wird präsentiert von 11

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