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Festspielzeit Winter 2015

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

Was hat Sie bewogen, zu

Was hat Sie bewogen, zu den Bregenzer Festspielen zu wechseln? SPIEL AUF DEM SEE Wolfgang Urstadt: Als ich vor 26 Jahren meine Bühnenmeisterprüfung absolviert hatte, war der erste Gedanke: Es gibt drei Festivals, an denen ich einmal gerne tätig werden würde – Bayreuth, Salzburg oder Bregenz. Wenn man dort gelandet ist, hat man viel erreicht. Die Strahlkraft der Bregenzer Festspiele ist unglaublich attraktiv, auch – oder gerade – für einen Techniker. Das liegt vor allem an den immensen Herausforderungen der Seebühne. Der Wechsel von Graz an den Bodensee fiel leicht, auch weil mit Elisabeth Sobotka meine ehemalige Intendantin nun auch meine neue ist und ich gerne und gut mit ihr zusammenarbeite. Das war sozusagen das i-Tüpfelchen. Dazu gehört die Erhaltung, aber auch Entwicklung der bestehenden Gebäude und deren Infrastruktur. Ebenso gibt es für das vor zehn Jahren eingeführte Seebühnen-Tonsystem BOA verschiedene Überlegungen. Und die Bühnenbilder am See stellen weiterhin eine Herausforderung dar, nicht nur technisch. Vermissen Sie trotzdem etwas? Ja, Freunde und Bekannte an meiner bisherigen Wirkungsstätte, am wenigsten aber die Hektik eines Opernhauses, an dem über zwölf Monate hinweg praktisch täglich eine Aufführung über die Bühne gehen muss. Die Bregenzer Festspiele und Festivals allgemein bieten mehr Raum für strategische und konzeptionelle Arbeit. Klar, man ist im Sommer deutlich stärker gefordert, hat aber in der übrigen Zeit mehr Möglichkeiten, zu planen und vorzubereiten, ohne ständig in der Alltagshektik gefangen zu sein. Ich glaube, die Arbeitsqualität wird dadurch besser. Die Frage aller Fragen: Was wird sich ändern unter Ihrer Ägide? Ich bin nicht angetreten, um etwas zu übertreffen oder nach technischen Superlativen zu suchen. In Bregenz liegt die Latte bereits ziemlich hoch – auch dank der Leistung meines Vorgängers Gerd Alfons mit seinem Team. Wenn dieses Niveau gehalten werden kann, ist viel erreicht. Aber klarerweise gibt es Dinge, die man anpacken möchte. Können Sie das konkretisieren? In Bregenz arbeiten alle Bereiche sehr kostenorientiert bei enorm qualitätsvollen Ergebnissen. Das ist für den kostenintensiven Technikapparat eine Herausforderung, bei der ich vernünftige Lösungen anbieten möchte, ohne dabei die Kunst einschränken zu müssen. Auch in Zukunft sollen opulente Bühnenbilder das Publikum begeistern, trotz sinkender Kaufkraft des seit Jahren konstanten Technik-Budgets. Ich meine, das ist möglich, muss möglich sein, denn der See ist der Kern des gesamten Festspiel-Erfolgs. Als Techniker waren Sie immer schon tätig, zunächst aber nicht am Theater. Wieso der Wechsel? Am Theater ist es im Winter viel wärmer als auf einer Baustelle (lacht). Ich hatte damals als Zimmerer bei einem internationalen Baukonzern gearbeitet und mir war schnell klar, dass ich das nicht mein Leben lang machen möchte. Auf eine bestimmte Art fühlte ich mich zum Theater hingezogen. Die Bühne und die Kunst waren mir innerlich sehr viel näher als ein Baucontainer an einem grauen Dezembermorgen. 6 WOLFGANG URSTADT ist gelernter Zimmerer und Bühnenmeister. Zunächst war er in einem Hochbau-Konzern tätig, bevor er seine Leidenschaft zum Beruf machte und zuletzt am Opernhaus Graz den technischen Bereich verantwortete. Eines seiner ersten Projekte in Bregenz ist es, die »Turandot«-Kulisse möglichst schadlos durch den Winter zu bringen. Im Bild rechts: die Unterkonstruktion zur Abdeckung des Zylinders. Zum Schutz des roten Belags wird die gesamte Plattform mit einer Folie bespannt.

Hört sich ungewöhnlich an: Auf der Baustelle entdeckt ein Zimmerer die Leidenschaft für die Künste? Ganz so war es nicht. Ein Schlüsselerlebnis ereignete sich schon während meiner Zeit als Zivildienstleistender, als ich in einer Jugendbildungsstätte in Deutschland tätig war. Ich sollte als Techniker und »Mädchen für Alles« am Kulissenbau einer Theateraufführung mitarbeiten. Der verantwortliche Theaterpädagoge fragte mich, ob ich nicht Lust hätte, auch selbst mitzuspielen. Und so wurde aus dem Techniker auch ein Mitwirkender. Das hatte mich derart begeistert, dass ich nicht mehr wegwollte vom Theater. Übrigens eine unkonventionelle Aufführung: Texte von Heinrich Heine kombiniert mit der Musik von The Doors. Fand ich richtig gut. Sie standen selbst auf der Bühne? Auch, vor allem aber machte ich Musik. Denn eigentlich wollte ich als Jugendlicher Orchesterschlagzeuger werden und hatte mich bereits für die Aufnahmeprüfung am Konservatorium in Darmstadt vorbereitet. Doch die Eltern wollten, dass der Bub zunächst etwas Anständiges lernt und überzeugten mich, den Beruf des Zimmermanns zu erlernen. Im Nachhinein betrachtet war es die richtige Entscheidung. Ich glaube, der Beruf des Theatertechnikers ist sogar vielseitiger als der des Orchestermusikers. dellos funktionieren. Bis zu 60 Grad Temperaturunterschied muss solch eine Konstruktion aushalten: im Sommer sengende Hitze von bis zu 35 Grad im Schatten, im Winter tiefe Temperaturen teils weit unter null Grad. Wie sieht so ein Winterschlaf aus? Scheinwerfer, Lautsprecher und elektronische Apparaturen werden ausgebaut. Andere Elemente hingegen erhalten einen Regen- und Schneeschutz, beispielsweise sind die einzelnen Zinnen der Chinesischen Mauer mit kleinen Dächern überbaut. Und das zentrale Bühnenelement, die kreisrunde knapp elf Meter breite Video-Wand, bleibt ebenfalls im Bühnenbild. Sie besteht aus mehr als 1.000 LED-Platinen, deren Ausbau einen immensen Aufwand bedeuten würde. Wir haben deswegen eine Überdachung konstruiert und hoffen, dass damit die empfindliche Elektronik geschützt ist. Das heißt, Sie wissen erst im Frühjahr, ob tatsächlich alles gut überstanden ist? Im Fall der Video-Wand ja. Bei den anderen Elementen finden regelmäßig Prüfungen und auch Bewegungen statt. Zirka alle drei bis vier Wochen wird die Seebühne für kurze Zeit ihrem Winterschlaf entrissen, um sie in Form zu halten. Damit verhindern wir ein Einrosten, nach dem Motto: Was rastet, das rostet. Wird beispielsweise ein Auto über längere Zeit nicht bewegt, dann springt der Motor nicht oder schlecht an. Diesem Effekt wollen wir vorbeugen. Aber es bleibt immer eine Gratwanderung zwischen Aufwand und Nutzen, denn ein Hochhaus besteht vielleicht 100 Jahre, die Seebühne nur zwei. Sie muss im Prinzip aber gleich viel aushalten können. Und Sie selbst, wie sieht Ihr Winter aus? Ich freue mich sehr auf die Weihnachtsferien, die ich hier in Vorarlberg verbringen werde. Ich habe mir sagen lassen, man könne hier herrliche Schnee-Wanderungen machen und vor allem natürlich Skifahren. Das versuchen meine Kinder diesen Winter auch, ich werde sie in den Skikurs begleiten. Und in ruhigen Minuten lehne ich mich zu Hause zurück und und lausche der Oper Der fliegende Holländer. Zu deren Ouvertüre kann ich perfekt einschlafen. Mal sehen, ob mir das genauso gut gelingt wie der Seebühne ihr Winterschlaf. TURANDOT ... vielseitig vermutlich auch deswegen, weil in Bregenz die Opernkulissen sogar winterfest sein müssen. Was geschieht mit der Seebühne in der kalten Jahreszeit? Wir lassen sie ganz einfach im Wasser stehen. Sie ist dafür konzipiert, zwei Jahre zu überdauern. Aber sie wird in eine Art Winterschlaf versetzt, um die kalten Monate möglichst unbeschadet zu verkraften. Im kommenden Sommer zeigen wir bekanntermaßen erneut Turandot, dann soll die Kulisse ta- 7

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