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Festspielzeit Winter 2019

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

IM WINTERSCHLAF SPIEL

IM WINTERSCHLAF SPIEL AUF DEM SEE DIE AUGEN ZU

EINE MÜTZE FÜR DEN MÄCHTIGEN KOPF? UND MONSTRÖSE HANDSCHUHE? DIE TECHNISCHEN PROFIS DER BREGENZER FESTSPIELE HABEN BESSERE IDEEN, UM DIE SEEBÜHNE GUT DURCH DEN WINTER ZU BRINGEN. RIGOLETTO Der November spannt ein graues Wolkenband über die Rigoletto-Szenerie auf der Seebühne: Der riesige Clownskopf ragt in den Himmel. Seine Augen sind geschlossen. Gerüste für Scheinwerfer und Tontechnik stehen wie Skelette im Wasser. Die zu zaghaften Fäusten geballten Riesenhände des Kopfs scheinen etwas festhalten zu wollen, was seit Mitte August längst vorbei ist: nämlich einer der erfolgreichsten Bregenzer Festspielsommer überhaupt. Dass selbst in dieser vermeintlichen Winterstarre eine Menge Arbeit steckt, weiß niemand besser als der technische Leiter Wolfgang Urstadt. »Doch, doch – man kann schon von Einmotten sprechen«, sagt er. Das beginnt exakt einen Tag nach der finalen Aufführung auf der Seebühne. Und mit ein bisschen Steckerziehen und Kabelaufwickeln ist es nicht getan: »Im Prinzip ist ab Tag eins nach den Festspielen bis etwa Mitte Oktober hinein ein Team von 15 bis 20 Leuten damit beschäftigt, alles für den Winter vorzubereiten.« SCHÖNWETTERTECHNIK REICHT FÜR BREGENZ NICHT Ganz am Anfang geht es darum, die zum Teil hochsensiblen Komponenten der Licht- und Tontechnik abzubauen und in das Winterlager unter der Werkstattbühne zu bringen. »Es gibt aber auch spezielle Scheinwerfer – bis zu 25.000 Euro teuer – die sind nur geliehen«, sagt Urstadt. Die gehen zum Verleiher zurück, um dann im nächsten Jahr zu Beginn der Saison wieder zurückzukehren. »Das ist wirtschaftlicher.« Zumal die Veranstaltungstechnik rund um die Festspiele auch einem stetigen Modernisierungswandel unterworfen ist. Dennoch: »90 oder sogar 95 Prozent aller Anlagen bleiben den Winter über hier draußen«, erklärt der Technikchef. Damit das überhaupt möglich ist – unabhängig von tiefen Temperaturen, Schnee und Eis – braucht es bereits bei der frühen Planung und im Rahmen von Ausschreibungen ein tiefes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge des außergewöhnlichen Bühnen-Wunderwerks. Denn am Ende eignen sich nur jene Komponenten der Hydraulik, Mechanik oder Elektrik, die auch dann haltbar sind, wenn ein eisiger Wind minus zehn Grad kalte Luft um die Ohren des Riesenkopfs bläst. Schönwettertechnik genügt für die Bedingungen in Bregenz jedenfalls nicht, wo es von knapp 40 Grad bis minus 20 Grad gewaltige Temperatur- und Wetterdifferenzen geben kann. Urstadt: »Unsere Aufgabe ist es, genau an solche Details zu denken, noch bevor das erste Teil in die Fertigung geht.« DER BALLON FEHLT – UND BRAUCHT EINE NEUE FLUGGENEHMIGUNG »Was wir natürlich abbauen mussten, ist der Ballon«, erläutert Urstadt. Die überdimensionierte Clownfigur hält ihn in der linken Hand. Während der Inszenierung ist er Dreh- und Angelpunkt dramatischer Ereignisse in luftigen, ganz unterschiedlichen Höhen. »Was viele nicht wissen: Für den Ballon brauchen wir eine Fluggenehmigung von der Europäischen Luftsicherheitsbehörde«, sagt Urstadt und grinst. Austro Control hat sogar eine eigene Flugnummer erteilt. »Das Genehmigungsverfahren war schon eine Herausforderung«, erinnert sich der technische Leiter. Und damit die Rigoletto-Inszenierung 15

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