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Festspielzeit Winter 2019

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

VERDIS LIEBE ZUR

VERDIS LIEBE ZUR BLASMUSIK SPIEL AUF DEM SEE Ein buntes Zirkusensemble erobert im Sommer den Vorplatz und zieht das Publikum mitten hinein ins Geschehen auf der Seebühne. Regisseur Philipp Stölzls Rigoletto handelt in der Welt des Zirkus und das Spektakel beginnt lange, bevor der Dirigent den Taktstock hebt. Und wie sich Zirkuskünstler als Truppe vor einer Vorstellung dem Publikum präsentieren, wirbeln in Bregenz bereits am Vorplatz Akrobaten herum, die zu den Klängen einer Banda Kunststücke zeigen und die Besucherinnen und Besucher sofort mitten ins Geschehen ziehen. So entsteht Nähe zu den Darstellern und wer genau hinsieht, kann sogar einzelne Figuren erkennen, wie die Gräfin Ceprano als Einradkünstlerin. Der Klang dieser ausgelassenen Schar und die Instrumentierung sind bewusst gewählt: es soll ein schräges, kleines, »zusammengewürfeltes« Zirkusensemble sein. Dies spiegelt auch das musikalische Arrangement von Jordan de Souza wider, der die Noten eigens für die Bregenzer Festspiele neu interpretierte. Mit einem Medley aus Verdi-Hits locken die Künstler in roter Livree die staunenden Zuschauer an. Eine »banda«, das Wort stammt aus dem Italienischen, auf der Bühne zu haben bedeutete ursprünglich, dass eine Militär- oder örtliche Blaskapelle auftrat. Diese waren in den Zeiten vor dem alltäglichen 18 Einsatz von Massenmedien ein wichtiger Teil des dörflichen Lebens, sie spielten zur Hochzeit, am Marktplatz, in Ausflugslokalen. Durch die napoleonische Besetzung in den Süden gelangt, erfreute sich diese Form des Musizierens im Italien des 19. Jahrhunderts beim Volk großer Beliebtheit. Giovanni Paisiello und Gioachino Rossini waren die Ersten, die eine Banda in ihren Opern verwendeten. Damit erfuhr der Begriff eine Erweiterung und wird heute als Musikgruppe sowohl auf als auch hinter der Bühne verstanden. Eine Banda bedeutet dramaturgisch eine Öffnung des szenischen Raumes, denn dieses Ensemble – oft für Tänze, Märsche, Hymnen eingesetzt – kann einerseits Teil der Handlung sein, andererseits hinter den Kulissen

RIGOLETTO Zwölf Studierende des Vorarlberger Landeskonservatoriums spielen und musizieren als zirkushafte Banda auf dem Fest des Herzogs. Atmosphäre kreieren, einen Ort oder eine Situation beschreiben: wie die Feier im Palast des Herzogs in Rigoletto. Die jungen Musikerinnen und Musiker, die im Spiel auf dem See in der Banda mitwirken, sind Studierende des Vorarlberger Landeskonservatoriums. Um den hohen Ansprüchen des Stücks gerecht zu werden, trafen die Hauptfachlehrer mit Benjamin Lack, dem Leiter der Bühnenmusik, eine genaue Auswahl. Zwölf junge Frauen und Männer wurden für die Bregenzer Festspiele engagiert. Sobald die Noten eingetroffen waren, fanden musikalische Proben statt, danach folgte die szenische Einweisung für die Studierenden. Genauer gesagt, nur für einen Teil von ihnen. »Wir haben eine Outdoorund eine Indoor-Banda«, verrät Lack. »Erstere sind kostümiert, treten am Vorplatz auf, marschieren durch den Zuschauerraum, übernehmen eine Rolle. Aber ab einem bestimmten Takt hört das Publikum die zweite Gruppe, die aus dem Festspielhaus nach draußen übertragen wird.« Die Indoor-Banda ist bei den Wiener Symphonikern im Großen Saal des Festspielhauses positioniert, während die Kollegen draußen mit Feuer- und Luftakrobaten über die Seebühne toben. Durch diese Kombination greift Stölzls Regie anfangs die freien unmittelbaren Klänge der Outdoor-Banda auf, die in Kontrast zum akustisch genau abgestimmten Orchester stehen, und betont den starken Bruch zwischen der Ouvertüre in c-Moll, die wie ein Traum Rigolettos Fluch und Sturz vorausdeutet, und dem Fest zu Beginn des 1. Aktes. In Italien war es üblich, dass Blaskapellen Opernmelodien arrangierten und landauf, landab spielten. Verdi fordert Bühnen- musik in Nabucco, Macbeth, Aida, La forza del destino und La traviata und hat ihr im Umkehrschluss einen Teil seiner enormen Beliebtheit – auch bei der Bevölkerung fernab der Opernhäuser – zu verdanken. SPIEL AUF DEM SEE RIGOLETTO Giuseppe Verdi Musikalische Leitung Enrique Mazzola, Daniele Squeo Inszenierung Philipp Stölzl Bühne Philipp Stölzl, Heike Vollmer Kostüme Kathi Maurer Premiere 23. Juli 2020 – 21.15 Uhr Vorstellungen siehe Spielplan in der Heftmitte 19

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