BREGENZER FESTSPIELE 2020 Wind ist das Ergebnis unseres Opernateliers, das wir gemeinsam mit dem Kunsthaus Bregenz veranstalten und zu dem bereits unterschiedliche Einblicke wie der Besuch der Firma Rieger-Orgelbau stattgefunden haben. Die Musik stammt von dem Vorarlberger Komponisten Alexander Moosbrugger, Flaka Haliti gestaltet den Raum, sozusagen die »Welt«, in der das Stück zur Uraufführung kommt. Es ist ein spannender Weg, bei dem uns das interessierte Publikum begleitet. Der programmatische Kern der Bregenzer Festspiele betrifft die drei Spielorte Seebühne, Festspielhaus, Werkstattbühne. Wie gelingt diese inhaltliche Dramaturgie? Ich behaupte, wir sind der einzige Festspiel-Ort, der drei ideale Spielstätten für drei unterschiedliche Musiktheaterkonzepte bietet. Erstens die Seebühne, die zu großer Oper und großem Spektakel einlädt. Zweitens das als Opernhaus gebaute Festspielhaus mit klassischer Guckkastenbühne, für Raritäten oder besondere szenische Konzepte. Drittens die Werkstattbühne, die als freier Raum dazu auffordert, offen zu denken und dort zeitgenössisches Musiktheater zu machen. Für mich sind die drei Spielstätten, die Rücken an Rücken liegen, der engste Festspielbezirk. Im Theater am Kornmarkt gibt es Joseph Haydns Armida zu erleben, aber zuvor die Uraufführung von Impresario Dotcom. Eine Opera buffa nach Carlo Goldonis Der Impresario von Smyrna, humorvoll und grotesk. Diese Opera buffa gehört ins Landestheater, sie handelt in der Theaterwelt und basiert auf einer klassischen Komödie. Ein Impresario vergibt Verträge und nützt seine Macht hemmungslos aus. Sängerinnen und Sänger wettstreiten um ein Engagement. Das Original-Stück von Goldoni überrascht durch Aktualität: Menschen machen sich zum Affen, um an Mächtige heranzukommen, stechen einander aus, verbünden sich plötzlich. Wie der Titel Impresario Dotcom sagt, wird der Inhalt in die Gegenwart übersetzt und der Einfluss der neuen Medien aufgegriffen. Eine komische Oper wird heute selten komponiert, wir wollen diesem Genre eine Chance geben. Die zweite Aufführungsserie im Theater am Kornmarkt ist Joseph Haydns Armida gewidmet. Die diesjährige Inszenierung des Opernstudios scheint auf den ersten Blick eine typische Kreuzfahrergeschichte zu sein, doch die Themen sind uns sehr nahe. Wie gestalten zwei selbstund machtbewusste Menschen ihre komplexe Beziehung? Was macht den Zauber der Armida aus? Was fasziniert Menschen an Krieg? Die Gefahr von Sendungsbewusstsein? Die jungen Sängerinnen und Sänger werden mit professioneller Unterstützung die Figuren sehr lebendig darstellen und die musikalischen Schwierigkeiten meistern. Haydns Armida klingt übrigens kein bisschen altväterlich, sondern großartig und mitreißend. Ihre Idee vom »Bregenzer Ensemble« geht auf. 2020 werden einige junge Künstlerinnen und Künstler, die im vergangenen Sommer im Rahmen des Opernstudios Eugen Onegin sangen, für weitere Inszenierungen engagiert. Immer wieder holen wir den Nachwuchs – eigentlich aus all unseren Studioproduktionen – für neue Projekte und geben ihm die Möglichkeit, sich hier weiterzuentwickeln. Es ist natürlich vermessen, bei Festspielen von einem Ensemble zu sprechen, aber im Sommer entsteht ein gewisser Gemeinschaftsgeist – auch unter Sängern und Dirigenten, die in unterschiedlichen Produktionen arbeiten. Sie treffen sich, tauschen sich aus, wachsen kurzfristig zusammen. Das wollen wir gerne stärken. Von den jungen Mitwirkenden nun zum jungen Publikum, das sich von einer Kinder-Version der Oper Rigoletto verzaubern lassen kann. Das ist aus meiner persönlichen Sicht eines unserer wichtigsten Projekte. Wir laden die Kinder in den großen Saal des Festspielhauses zu einem Musiktheatererlebnis ein. Der spezielle Ort mit besonderen Bedingungen gehört zum Gesamterlebnis Theater dazu. Allein die Annäherung ist wichtig. Dass das funktioniert, haben wir bei Carmen gesehen: aufgeregt, kostümiert und mit einstudierten Liedern sind die Kinder über den Platz gezogen. Ganz wesentlich ist für uns die Zusammenarbeit mit Lehrerinnen und Lehrern, die schon lange Zeit vorher Informationen bekommen und mit den Kindern einen spielerischen Bezug zu der Oper herstellen. Wer in jungen Jahren die Magie von Theater und Musik einmal erlebt, vergisst sie nicht. Aber auch für Erwachsene bieten wir ungewöhnliche Projekte. Das Publikum wandert in Ihr seid bereits eingeschifft durch vier Kulturinstitutionen, Nikolaus Habjan gestaltet mit der Musicbanda Franui eine neue Hommage an Georg Kreisler und passend zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven gibt das Bochabela String Orchestra & Friends ein ganz besonderes Ständchen. Und bevor ich nach Tipps gefragt werde – ich empfehle das gesamte Festspielprogramm. Denn mein Herz hängt an jedem einzelnen Projekt. 6
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