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Festspielzeit Winter 2020

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Das Magazin der Bregenzer Festspiele

Aufbau der Kulisse für

Aufbau der Kulisse für Die Zauberflöte 1985, die erste Inszenierung, die zwei Jahre am See zu sehen war 75 JAHRE BREGENZER FESTSPIELE MEINRAD PICHLER ist Historiker und Autor zahlreicher Werke über Vorarlberg. Er studierte Geschichte sowie Germanistik und war als Lehrer, später als Schuldirektor, tätig. Von 1974 bis 1977 leitete er als ehrenamtlicher Geschäftsführer die »Gruppe Vorarlberger Kulturproduzenten«, die als eine Gegenbewegung zu den Bregenzer Festspielen die Bregenzer Randspiele durchführte. die Anstrengungen der Stadt hätte es nach 1946 keine zweite Festwoche gegeben. Für Bregenz und die Wiener Künstlerinnen und Künstler bedeutete die Festwoche eine Win-win- Situation. Kunst gegen Verpflegung und Verpflegung gegen Kunst. Nicht umsonst dankte der Orchestervorstand der Symphoniker am Ende der ersten Zusammenarbeit »für die Aufnahme und Fürsorge« in Bregenz und der Bregenzer Bürgermeister bedankte sich für das außergewöhnliche musikalische Erlebnis. Mit 25.500 Gästen wurde die erste Festwoche ein enormer Erfolg. 22.000 davon kamen aus der Schweiz. Sie konnten sich nicht nur die Eintrittskarten um sechs Schilling leisten, sie waren neben dem kulturellen Interesse auch ihrer Neugier über den Zustand ihres Nachbarlandes gefolgt. Passierscheine gab es nur für den Besuch der Festwoche, danach war die Grenze wieder weitgehend geschlossen. In der Bregenzer Gaststätte Forster und im Vorklöstner Falken konnten die Schweizer Gäste gegen Bezahlung in Franken eine Mahlzeit erhalten. Die Beschaffungsstellen des Landes und der Stadt hatten aus ihren Beständen Lebensmittel zur Verfügung gestellt und mit amerikanischen Care- und Schweizer Liebespaketen aufgefettet. Auf ähnliche Weise wurden die Künstlerinnen und Künstler im Hotel Krone verpflegt. Für die einheimische Bevölkerung waren die Lebensmittel immer noch rationiert. Unter den Schweizer Gästen befanden sich inkognito auch schweizerische Polizisten, die sowohl das Verhalten ihrer Landsleute als auch die Verhältnisse im neuen Österreich in Augenschein nahmen. Gerne wäre einer von ihnen auch aktiv geworden, musste er doch mitansehen, wie ein in der Schweiz steckbrieflich gesuchter junger Mann aus Höchst im Forster Hof hielt. Der Schmugglerkönig H. H. war nicht nur im Besitz von Franken, sondern er war mit diesen auch spendabel. Als angeblicher Schweizer lud er seine Grenzhelfer zu einem üppigen Mahl ein. Bei Bier und Gesang verbrüderte man sich mit jenen Schweizer Besuchern, denen ein Bierzelt mit Blasmusik lieber gewesen wäre als Mozart im Gondelhafen. Der Schweizer Polizist konnte den Vorfall nur rapportieren, verhaften konnte er den H. H. nicht. Der Höchster Schmuggler war aber nicht der einzige, der aus der ersten Festwoche einen kleinen Nutzen zog. Der große Gewinner aber war die Stadt Bregenz. Einige engagierte Bürger, der Zufall der Anwesenheit und der Enthusiasmus von Wiener Kunstschaffenden und der politische Segen der französischen Militärregierung hatten ein Projekt Wirklichkeit werden lassen, das auch nach 75 Jahren noch Bestand hat. Dies aber nur, weil sich die Festspiele nach 40 Jahren radikal gehäutet haben. So lange hatte sich das Nachkriegskonzept gegen alle Dementis der Wirklichkeit gehalten. Mit Savarys Die Zauberflöte begann 1985 eine neue Zeitrechnung mit zeitgenössischer Dramaturgie und kompetentem Management. Hier wie überall standen und stehen die Erneuerinnen und Erneuerer auch auf den Schultern der Pioniere. 10

MITMACHEN UND ERINNERUNGEN EINSENDEN! DIE BREGENZER FESTSPIELE SUCHEN ERINNERUNGEN AUS 75 JAHREN Persönliches Engagement, der Glaube an eine Idee und der Wille, sie entgegen allen Widrigkeiten ein Jahr nach dem Krieg umzusetzen – die Bregenzer Festspiele verdanken ihre Gründung in erster Linie einem willensstarken Kreis aus der einheimischen Bevölkerung. Der Wiederaufbau nach den Kriegsjahren war allerorts noch in vollem Gange, die finanziellen Mittel waren gering und wie so vieles fehlte, fehlte auch ein geeignetes Theater. Noch im Juni 1946 suchten die Festspiel-Initiatoren nach Auftrittsorten, improvisierten bei der Infrastruktur und baten die Bevölkerung mittels Zeitungs- annoncen um Mithilfe. Ihr Engagement sollte von Erfolg gekrönt werden: Schon im ersten Jahr wurde das Festival ein internationales und lohnendes Ereignis. WISSEN SIE NOCH … ? Zu ihrem Jubiläum suchen die Bregenzer Festspiele persönliche Erinnerungen und Erlebnisse aus 75 Jahren Festspielgeschichte. Zeitzeugen oder deren Nachkommen sind aufgerufen, ihre Erinnerungen einzusenden – aus den bewegten Anfangsjahren, den operettenseligen 50ern und 60ern, den turbulenten 70ern und den neuen Bregenzer Festspielen seit Mitte der 80er bis heute. Wir freuen uns, wenn Sie Ihre Erinnerungen mit uns teilen und sind gespannt auf Ihre Geschichten! Als Dankeschön werden unter allen Einsendungen fünf Festspiel-Gutscheine zu je 75 Euro verlost. Die Teilnahmebedingungen finden Sie auf Seite 47. MITMACHEN UND EINSENDEN! Senden Sie uns Ihre Erinnerungen per Post oder E-Mail an: Bregenzer Festspiele GmbH »Festspielzeit« Platz der Wiener Symphoniker 1 6900 Bregenz, Austria info@bregenzerfestspiele.com FESTSPIEL-JUBILÄUM Erinnern Sie sich noch an die Tribüne am ehemaligen Festspiel-Standort im Strandbad? Auf der 1949 errichteten Holzkonstruktion fanden bis zu 7.400 Menschen Platz (Sitz- und Stehplätze). Im Bild: die Bühne für Karl Millöckers Gasparone, 1950 11

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