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Programmheft Hoffmanns Erzählungen 2015

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Oper im Festspielhaus 2015 Hoffmanns Erzählungen von Jacques Offenbach Phantastische Oper in fünf Akten In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln Libretto von Jules Barbier nach dem Schauspiel von Jules Barbier und Michel Carré Premiere: 23. Juli 2015 - 19.30 Uhr Weitere Aufführungen: 26. Juli - 11.00 Uhr sowie 30. Juli, 2. und 6. August - 19.30 Uhr

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN

HOFFMANNS ERZÄHLUNGEN UNHEIMLICHE WIEDERGÄNGER » Eine gute Erzählung von ihm übertrifft wirklich alles, was nur in der Art in allen Taschenbüchern zu lesen ist. « Als ein Verleger 1819 dieses Urteil über die Erzählungen von E. T. A. Hoffmann trifft, hat der 1776 im preußischen Königsberg geborene Schriftsteller, Komponist und Zeichner endlich den Ruhm erlangt, der ihm so lange verwehrt geblieben ist. Erst im Alter von 27 Jahren – für die damalige Zeit sehr spät – wird ein Text aus seiner Feder veröffentlicht und sein Ruhm als Schriftsteller und Jurist in Berlin gefestigt. Zuvor arbeitete er als Beamter des preußischen Staates im annektierten Polen, scheiterte als Musikdirektor in Bamberg – wo das Theater heute nach ihm benannt ist – und wirkte als Theater-Kapellmeister in Dresden. Die Juristenkarriere hält ihn nicht von der künstlerischen Arbeit ab, doch diese bleibt erfolglos. „Dieser quirlige, übernervöse kleine Gnom kann warten, ohne dabei zu verzichten“, schreibt sein Biograph Rüdiger Safranski und erzählt 18

vom späten Durchbruch: „Er ist Ende Dreißig, als die angesammelten und angestauten Massen musikalischer und literarischer Phantasien losbrechen. Jetzt gibt es kein Halten mehr. Es dauert nur wenige Wochen, dann redet das ganze literarische Deutschland von ihm.“ In seiner Heimat wird Hoffmann nach seinem Tod schnell vergessen, nicht aber in Frankreich, wie bei Safranski weiter zu lesen ist: „Dort gilt Hoffmann schon damals neben Goethe als wichtigster Repräsentant der deutschen Literatur.“ Einzigartiges Zeugnis dieses französischen Ruhms ist das Phantastische Drama Les Contes d’Hoffmann, das am 21. März 1851 im Pariser Théâtre de l’Odéon zur Uraufführung kommt. Die beiden Autoren Jules Barbier und Michel Carré, die später als ständige Librettisten der Opéra-Comique die Textbücher zu Charles Gounods Opern Faust und Roméo et Juliette und Ambroise Thomas’ Mignon verfassen, machen in diesem Schauspiel E. T. A. Hoffmann zum Protagonisten seiner eigenen Geschichten. Elegant und rätselhaft verbinden sie mehrere Erzählungen mit biographischen Motiven des Autors. Der Komponist Jacques Offenbach hat wohl eine Aufführung von Barbiers und Carrés Stück gesehen, doch es dauert über zwanzig Jahre, bis er beginnt, daraus eine Oper zu schreiben. Der Entstehungsprozess und die Rezeptionsgeschichte von Offenbachs unvollendet gebliebener Oper sind auf unheimliche Weise zum Teil des Werks geworden. Als „hoffmannesk“ könnten die zwei begonnenen Fassungen der Oper – eine mit gesprochenen Dialogen für die Pariser Opéra-Comique, eine mit komponierten Rezitativen für das Wiener Ringtheater – genauso bezeichnet werden wie die unzähligen Versuche der folgenden Jahrzehnten, das Werk zu vervollständigen, zu kürzen, zu bearbeiten sowie die noch heute weltweit auftauchenden Skizzenblätter. Die Handlung der Oper setzt sich aus verschiedenen Elementen aus Hoffmanns Texten und seiner Biographie zusammen. Eindeutig zu identifizieren sind die Vorlagen des zweiten, dritten und vierten Aktes. Die Puppe Olympia, in sich die Hoffmann dank der künstlichen Augen von Coppélius verliebt, stammt aus Hoffmanns Der Sandmann, die an ihrem Gesang sterbende Antonia findet sich in Rat Krespel UNHEIMLICHE WIEDERGÄNGER 19

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