STAATSOPERETTE – DIE AUSTROTRAGÖDIE ABC A Austrofaschismus Über die Benennung dieser Epoche in Österreich, die von Ständestaat über Kanzlerdiktatur über Dollfuß-Schuschnigg-Regime und Regierungsdiktatur bis Austrofaschismus reicht, herrscht zwischen den politischen Parteien so wenig Konsens, dass im Gesetz für die Rehabilitierung der Opfer dieser Zeit der Begriff »Unrechtsregime 1934–1938« gebraucht wird. B Otto Bauer Otto Bauer war Begründer des Austromarxismus, Redakteur der Arbeiterzeitung und Verfasser des sozialdemokratischen Parteiprogramms. Mit dem Regimewechsel zum Austrofaschismus 1934 floh Bauer zuerst in die Tschechoslowakei und später nach Paris, wo er 1938 starb. 8
C Chor Der Chor in Staatsoperette – Die Austrotragödie wechselt von einem ideologischen Lager zum anderen. Er singt bei der Arbeiterversammlung im Café und begleitet die Parade der Heimwehr mit dem Faschistenmarsch. Er betet inständig mit dem Kanzler-Prälaten Seipel, um gleich darauf das Volk in der Schattendorfer Schießerei zu geben – drei Herren des Chors singen einen »weinerlich-erstickten Jodler«. Drei Damen des Chors spielen die Sekretärinnen Mussolinis und unterhalten den um Waffenlieferung bittenden Kanzler-Prälaten Seipel auf unzüchtige Weise. Der Chor verleiht aber auch den Opfern des Bürgerkriegs mit den Worten »Schlafe, schlafe, wach sein macht nichts wie müde« ein vielstimmiges Verklingen. Aus dem Off wird die besungene Siegesgewissheit im Finale des zweiten Akts leise, das Ende des Stücks ist das Ende Österreichs 1938. ABC D Engelbert Dollfuß Die politische Karriere des Burschenschafters und ehemaligen Theologiestudenten Dollfuß reichte vom Bauernbund und der niederösterreichischen Landwirtschaftskammer zur Präsidentschaft der Bundesbahnen. Als Mitglied des Cartellverbandes setzte er sich für einen Arier-Paragraphen ein. 1932 wurde er Kanzler. Mit Unterstützung der Heimwehren und der Vaterländischen Front errichtete Dollfuß 1933 einen autoritären christlich-deutschen Staat. Am 25. Juli 1934 wurde er Opfer eines nationalsozialistischen Putsches: Er erlag zwei Schüssen durch Verbluten – ärztlicher und priesterlicher Beistand blieben ihm verwehrt. E Einrad Das Einrad, mit dem der Darsteller des Dollfuß, Fritz Hakl, durch die Fernseh-Staatsoperette fuhr, ist ein Requisit, das der spätere Burgschauspieler Hakl aus seiner Zeit als Prater-Artist mitgebracht hatte. Im Rahmen der Ausstellung In den Prater! ist das Einrad im Wien Museum zu sehen. 9
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