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Programmheft Staatsoperette 2016

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Werkstattbühne Staatsoperette von Otto M. Zykan Staatsoperette - Die Austrotragödie In zwei Akten, eine Bearbeitung der Staatsoperette von Franz Novotny und Otto M. Zykan (1977) durch Michael Mautner und Irene Suchy (2015) Uraufführung Premiere: 2. August 2016 - 20.00 Uhr Weitere Aufführung: 4. August - 20.00 Uhr Dauer: ca. 1¾ Stunden

P Walter Pfrimer Der

P Walter Pfrimer Der Antisemit und Gegner der Sozialdemokratie sowie des Parlamentarismus war Rechtsanwalt und Burschenschafter sowie Gründer des Steirischen Heimatschutzes, des größten und wichtigsten Segments der österreichischen Heimwehren. 1931 initiierte er den nach ihm benannten Pfrimer-Putsch, der die Heimwehr in Österreich an die Macht bringen sollte. Sein Unterfangen scheiterte und brachte das rechte Lager Österreichs noch näher an die NSDAP. Er wurde 1933 NSDAP-Mitglied. Von 1945 bis 1947 inhaftiert, war er danach wieder als Rechtsanwalt tätig und starb 1968. Q Qualtinger In Zykans Steuererklärungen findet sich eine Bestätigung vom 27. April 1976 über den Empfang von 101.500 österreichischen Schilling von Franz Novotny: »Spesen (Engagement Qualtinger öS 1.500.-), Komposition öS 70.000.-, Anteil Drehbuch öS 30.000.-.« Eine Kuriosität wird offenbar: Helmut Qualtinger war für die Rolle des Polizeipräsidenten vorgesehen, sagte aber ab. Übrigens, auch Lotte Lenya war einmal für eine Rolle im Gespräch. R Anton Rintelen Der ehemalige Landeshauptmann der Steiermark und österreichische Unterrichtsminister stand zunächst auf der Seite der Christlichsozialen und dann auf jener der Deutsch-Nationalen. Die Mitglieder der österreichischen NSDAP machten ihn im missglückten Putsch um die Dollfuß-Ermordung zum kurzzeitigen Bundeskanzler. In der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 1934 von zwei Kriminalbeamten zur Vernehmung abgeholt, unternahm er einen Selbstmordversuch und entzog sich so der Hinrichtung. Er wurde im Februar 1938 aufgrund der Begünstigung österreichischer Nationalsozialisten aus der lebenslänglichen Haft entlassen und starb 1946 als Universitätsprofessor der Universität Graz. 16

Sch Schuschnigg Kurt Edler von Schuschnigg war während der Zeit des von ihm als Justizminister mitkonzipierten austrofaschistischen »Ständestaates« vom 29. Juli 1934 bis zum 11. März 1938 diktatorisch regierender Bundeskanzler Österreichs, mit dem Titel »Frontführer«. Nach dem Anschluss Österreichs wurde er von den Nationalsozialisten bis 1945 überwiegend als privilegierter »Schutzhäftling« mit Prominenten-Status gefangen gehalten. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs erwarb er in den USA als Professor für Staatsrecht die Staatsbürgerschaft. 1968 kehrte er nach Österreich zurück, wo er 1977 starb, ohne jemals zur Verantwortung gezogen worden zu sein. ABC S Ignaz Seipel Ignaz Seipel war unter Kaiser Karl Minister für Soziales, als Professor der Moraltheologie Vorsitzender der Christlichsozialen Partei, in den 1920er-Jahren zweimal Bundeskanzler. Seipel förderte die Großdeutsche Partei sowie die nationalsozialistischen Bürgergruppierungen und war Fürsprecher der Heimwehr. Das harte Vorgehen gegen die Demonstranten beim Justizpalastbrand brachte ihm den Spitznamen »Prälat ohne Gnade« ein. Seipel, der in der Parteien-Herrschaft ein Übel sah, setzte sich 1929 für die Stärkung der Rolle des Bundespräsidenten ein – eine Novellierung, die bis heute in Kraft ist. Seipel überlebte 1924 ein Attentat eines Spinnerei- Arbeiters und wurde 1932 beerdigt. 1938 in der österreichischen NS-Zeit mit einem Ehrengrab geehrt, wurde ihm in der Nachkriegszeit eine Büste im Arkadenhof der Universität Wien und ein Platz im 1. Wiener Gemeindebezirk gewidmet. T Turrini Der Schriftsteller Peter Turrini gab in der Staatsoperette die Rolle des Muffo-Mussolini; als Italienisch- und Deutschsprachiger konnte er die absurde Glossolalie der Figur gut umsetzen. Turrini schrieb in den späten 1970er-Jahren gemeinsam mit Wilhelm Pevny das sechsteilige Fernsehdrama Die Alpensaga. Staatsoperette und Die Alpensaga führten mit ihren anhaltenden öffentlichen Debatten zu einer Änderung in der österreichischen Verfassung, indem der Begriff der »Kunstfreiheit« 1982 eingeschrieben wurde. 17

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