PUCCINIS LETZTE OPER TURANDOT LEBEN DURCH DIE LIEBE Giacomo Puccini — dieser Name klingt nach großer Oper und leidenschaftlicher Liebe. Nach Melodien, die unmittelbar ergreifen und nicht mehr aus dem Kopf gehen sowie Menschen, die für die und an der Liebe sterben. Mimì fühlt sich bei den mittellosen Pariser Künstlern zuhause und geht an ihrer Liebe zu Rodolfo zugrunde. Die kleine Japanerin Cio-Cio San verspricht sich das große Glück, weil sie an einen US-Amerikaner verkauft worden ist, der die Liebe aber nur als unterhaltsame Investition betrachtet. Die Sängerin Tosca bringt den Polizeichef um, weil er ihren Geliebten foltern lässt, den sie dennoch durch dessen grausames Spiel verliert. „Wer für die Liebe gelebt hat, wird durch die Liebe sterben.“ Diese Worte des Liedverkäufers in Puccinis Oper Il tabarro sind für den Regisseur und Bühnenbildner Marco Arturo Marelli exemplarisch für fast alle Frauengestalten in Puccinis Oper. Weltweit wurden Puccinis Opern am Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts aufgeführt, in London wurde er 1920 von der Presse als „König der Melodien“ empfangen, als dort in wenigen Wochen seine vier erfolgreichsten Opern aufgeführt wurden. Doch gelang es Puccini mit seinen nach dem Ersten Weltkrieg komponierten Opern nicht mehr an die großen Erfolge anzuknüpfen. Der Verlust von langjährigen künstlerischen Partnern traf den Komponisten zusätzlich: 1919 starb der Librettist Luigi Illica, dem Puccini die Textbücher zu La Bohème, Tosca und Madama Butterfly verdankte. Zwei Jahre später verließ ihn der Tenor Enrico Caruso, der sämtliche Hauptrollen in seinen Opern gesungen hatte LEBEN DURCH DIE LIEBE 24
und bis heute einen legendären Ruf genießt. Bei einem Besuch in London im Jahr 1919 setzte Puccini seine Suche nach einem neuen Opernstoff fort. Er sah zahlreiche Aufführungen im Theater, darunter auch orientalische Stoffe, die er teilweise in Erwägung zog, aber nichts wollte seinen mit den Jahren gesteigerten Ansprüchen genügen. Dann traf er in Bagni di Lucca den Kritiker und Schriftsteller Renato Simoni wieder, den er wahrscheinlich 1904 kennengelernt hatte. Dieser außerordentlich belesene Autor schrieb viele Jahre für die Mailänder Zeitung Corriere della Serra und machte sich als Theaterautor und Librettist einen Namen. Die beiden sprachen über mögliche Stoffe für eine Oper. Angeblich eine Stunde, bevor Puccini in den Zug nach Viareggio stieg, wo er ein Haus bauen ließ, brachte Simoni einen weiteren Vorschlag auf den Tisch: „Wie wäre es, wenn wir uns an Carlo Gozzi hielten?“ Puccini hatte von Max Reinhardts Inszenierung von Carlo Gozzis Theaterstück Turandot in Berlin gehört oder sie vielleicht sogar selbst gesehen. Endlich faszinierte ihn ein Stoff, den er gemeinsam mit den Librettisten Renato Simoni und Giuseppe Adami umsetzen wollte. Zeitgenössisch sollte diese Umsetzung sein, wie Puccini im März 1920 an Simoni schrieb: „Eine Turandot aus der Sicht heutiger Menschen, aus deiner, der von Adami und mir.“ Die „heutige“ Sicht bedeutete für Puccini vor allem auch, eine Musik zu komponieren, die ihn selbst herausforderte. Er wollte „unbeschrittene Wege gehen“ und ein „vielleicht einzigartiges Werk“ schaffen. Puccini war sich bewusst, dass seine bisherige Klangsprache zwar das Publikum berührte, aber viele seiner Kollegen mittlerweile die Musikwelt revolutioniert hatten. Bitonale Klänge und unaufgelöste Akkorde durchzogen nun die Partituren. In Frankreich ließen sich Maurice Ravel und Claude Debussy von asiatischen Elementen inspirieren, wo die Musik in sich kreiste und auf anderen Tonskalen als den westeuropäischen beruhte. Ebenfalls in Paris hatte der russische Komponist Igor Strawinsky 1913 mit seinem Ballett Le sacre du printemps einen der bis heute größten Theaterskandale produziert und den Rhythmus im Vergleich zur Melodie als vorherrschendes Prinzip der Musik betont. In Wien schließlich wurde mit Arnold Schönbergs Zwölftontechnik der jahrhundertelang gültigen Dur-Moll-Tonalität der Garaus gemacht. All diese Entwicklungen verfolgte Puccini mit großem Interesse und ließ sie in die Turandot-Partitur einfließen. Gegenüber manch sperrig wirkendem Werk seiner Kollegen verband Puccini jedoch die neuen Klangwelten mit dem, was ihn als Opernkomponisten weltberühmt gemacht hatte: mitreißende und berührende Melodien, satte Orchestrierungen und opulente Massenszenen. In dieser Kombination hat Puccini tatsächlich ein „einzigartiges Werk“ geschaffen, zu dem allerdings auch gehört, dass er es nicht zu Ende bringen konnte und das wohl nicht nur, weil sein Kehlkopfkrebs in Brüssel nicht geheilt werden konnte. Seinen eigenen Anspruch, wie die Oper zu enden habe, konnte Puccini selbst nicht erfüllen. Liùs aufopferungsvoller Tod aus Liebe zu Calaf sollte die eiskalte Prinzessin Turandot so sehr rühren, dass sie sich in die Arme des unbekannten Prinzen wirft. Doch wie sollte diese Wandlung klingen? Puccini beklagte in einem Brief, dass er „in einem Meer von Unsicherheit“ schwimme. Die Arbeit an der Oper war ins Stocken geraten, so dass er im September 1922 schrieb: „Und Turandot? Wer erinnert sich überhaupt noch an sie? Seit Monaten und Monaten steckt sie an derselben Stelle fest, und ich habe keine Lust mehr zu arbeiten. Ich werde mir ein anderes Libretto vornehmen!“ Für diese entscheidende Stelle vor dem Finale der Oper mussten die Librettisten immer wieder neue Textentwürfe liefern, doch keiner stellte Puccini zufrieden. Marco Arturo Marelli fasst Puccinis Unsicherheit in folgende Worte: „Liù hat sich soeben auf offener Bühne umgebracht und Calaf, der prinzliche Held, stand dabei und erlebte, wie sich dieses Mädchen, Sympathieträgerin des Publikums, seinetwegen umbrachte. Er hat diese Selbsttötung nicht verhindert, ist somit auf eine Art schuldig geworden, und nun soll er Turandot die Liebe ‚beibringen‘ oder offenbaren. Auch Turandot, die ja den Befehl zur Folter gegeben und so ihren Tod evoziert hat, hat dies alles miterlebt. Kann, nach Timurs Fluch, das Glück der beiden und das finale Happyend auf dem mitleiderregenden Opfer der kleinen, aber menschlich ungemein anrührenden Sklavin aufgebaut werden? Dass dies ein sehr schwierig zu realisierender Vorgang ist, wurde dem Komponisten bewusst, und so dachte er sogar daran, die Verwandlung der Titelfigur einzig durch ein sinfonisches Zwischenspiel und ohne Worte zu schildern.“ 25 TURANDOT
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